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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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Blitz auf seinen Napf zu und frißt ihn hinternanderweg leer, bis auf den letzten Krümel. Den ganzen Inhalt der Wasserschüssel schüttet er noch hinterher, und als wir dann beide zum Lokal gehen, hat er einen Bauch wie eine Pauke, und innen gluckert es bei jedem Schritt. Was ihn natürlich nicht hindert, im Restaurant mit dem Ausdruck eines verhungernden Wolfes sämtliche Nachbartische anzuschnorren.
    Dann fahre ich zum Verleger, lege mit ihm eine Runde mit harten Bandagen aufs Parkett und mache mich anschließend auf den Weg zu Enrico.
    Er empfängt mich in der Diele, über beide Ohren feixend und mit einem Highball in der Hand: »Da, nimm erst mal einen, mein Junge, damit du nicht gleich umkippst. Was ist denn das für ‘n Krokodil, was du hinter dir herschleifst?«
    »Das ist Cocki!«
    »Ich dachte, der ist tot?«
    Ich beanstande den gemütsrohen Ton, der in dieser Äußerung mitschwingt: »Das ist Cocki zwei. Ich hab’s dir doch schon am Telefon erzählt.«
    »Also schön, Cocki zwei. Kannst du ihn hier draußen anbinden?«
    »Warum? Bist du plötzlich nicht mehr tierlieb?«
    »Natürlich bin ich noch, aber nicht im Augenblick.«
    Cocki hat sich an ihm aufgerichtet und läßt albern die Zunge heraushängen. Enrico streichelt ihn: »Du hast dir ein selten dämliches Herrchen ausgesucht. Es ist doch nur wegen der Pointe! Nachher kannst du ja ‘rein. Also sei gescheit — hier — sieh mal — schööön!« Er hängt die Leine über einen Zacken des großen, messingnen Schirmständers. Cocki sieht mich fragend an, ob er einen solchen Eingriff in seine Souveränität durch diesen Menschen erdulden muß, und ich entscheide das Problem mit einem donnernden »Platz!«, worauf er sich nach einem verächtlichen Blick aus blutunterlaufenen Augen niederlegt und anfängt, seine Zehen zu pediküren.
    Als ich in Enricos Bibliothek komme, sehe ich Nacken und Hinterkopf einer Dame im Sessel. Beides kommt mir irgendwie bekannt vor. Dann dreht sie mir ihr Gesicht zu — es ist Stefanie.
    Nun wäre mir beinahe das Glas aus der Hand gefallen. Ich trinke es deshalb mit einem Zug leer, um die kostbare Flüssigkeit zu retten, und setze mich ihr dann gegenüber. Sie ladit schallend: »Ja, da legst di nieder, gell?«
    »Ich habe Sie noch nie Dialekt sprechen hören«, sage ich, weil mir nichts anderes einfällt.
    »Und ich habe Sie noch nie so fassungslos gesehen!« erwidert sie.
    »Blöde!« korrigiert Enrico sie, »ausgesprochen blöde sieht er aus. Mach wenigstens den Mund zu.« Damit reicht er mir einen zweiten Highball, den ich auf das Rauchtischchen stelle, und starre weiter Stefanie an, die allmählich errötet, worauf mich Enrico gegen die Schulter boxt: »Bist du denn gar nicht neugierig, was hier eigentlich los ist?«
    »Er ist ja noch immer ganz hin«, meint Stefanie. Sie sieht geradezu hinreißend aus.
    »Das tollste an der Sache ist«, sage ich, »daß der dicke Teddy, Susannes Vater, das genau vorausgesagt hat!«
    »Was hat er vorausgesagt?« fragt Stefanie freundlich, und es ist etwas Katzenhaftes in ihrem Blick.
    »Daß ihr euch heiratet und daß somit alles bestens wäre, jeder auf seine Weise zufrieden!«
    »Aber wir wollen gar nicht heiraten!« erklärt sie, wiederum sehr freundlich.
    »Das habe ich Teddy auch gesagt, aber er hat’s mir nicht geglaubt.«
    »Na sieh mal«, sagt Enrico wohlwollend, »dann hast du doch auch mal recht gehabt!«
    »Nun erzähl schon, wie es gekommen ist«, sage ich.
    »Ganz einfach«, meint er. »Du hast mir die Geschichte von Susanne erzählt, und dabei hast du Stefanie erwähnt. Ich schlug im Telefonbuch nach, rief sie an und erklärte ihr, daß ich sie in einer dringenden persönlichen Angelegenheit sprechen müßte. Und außerdem hätte ich schon einiges über sie gehört, was mich sehr neugierig auf ihre Bekanntschaft machte. Sie sagte, sie hätte auch schon einiges über mich gehört, wolle mich aber trotzdem empfangen. Dann tauschten wir unsere Erfahrungen mit dir und ‘den Bentlers aus, und während wir das taten, wurden wir zusehends fröhlicher darüber, daß .wir dieses Kapitel hinter uns und uns auf diese Weise kennengelernt haben.«
    »Das ist nicht zu bestreiten«, sage ich nur. »Na, und wie ging’s dann weiter?«
    Stefanie dehnt sich in ihrem Sessel und gähnt unverschämt glücklich: »Na, es ging eben weiter.«
    Ich merke, wie es Enrico etwas den Atem verschlägt, worauf in ihren Mundwinkeln ein mokantes Lächeln erscheint: »Im Grunde ist er noch ein Jüngling«,

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