Zwei Toechter und drei Hunde
der Ehe ab!«
»Du wirst ja direkt geistreich. Nur auf eine sehr unsympathische Weise!«
»Entschuldigen Sie, Colonel, aber es hat doch keinen Zweck, sich was vorzumachen. Und genau das tut Margot! Daß wir uns gefunden und zusammengetan haben — das ist doch was ganz Natürliches! Aber sie tut immer, als ob es ein Wunder wäre, oder wenigstens, als ob ich’s so ansehen sollte. Wenn’s nach ihr ginge, müßte ich dauernd in so ‘ner Art Trance herumlaufen vor lauter Glück, daß sie mich genommen hat. Sie kann sich nicht damit abfinden, daß sich so was eben allmählich gibt und daß das Ganze in so ‘ne Art Kameradschaft übergehen muß — früher oder später. Je eher, desto besser! Wie finden Sie das?«
»Na, zum Kotzen, Buddy!« sage ich. Und in sein verwirrtes und erschrecktes Gesicht hinein noch einmal: »Zum Kotzen! War es denn kein Wunder für dich, ein so reizendes Mädchen zu besitzen?«
»Doch, schon — natürlich, klar, in den ersten Wochen. Und ich weiß auch jetzt ganz genau, daß...«
»Na also! Und war es nicht schön, so zu fühlen? Nur an sie zu denken und nicht an dich? Mal befreit zu sein von dieser ewigen Ichbezogenheit?«
»Ja, sicher, aber — es läßt sich doch nicht vermeiden, daß auf die Dauer...«
Ich lege ihm den Arm um die Schulter: »Es läßt sich vermeiden, mein Junge! Und ich will dir noch was sagen: Paß gut auf, daß du keinen Fehler machst! Mime nicht den Überlegenen, du bist es nämlich nicht. Als gleichaltrige Frau ist Margot viel lebensreifer als du, und wenn du schon jetzt den künftigen Hausherrn spielst, wird sie früher oder später draufkommen, daß das deine Mikos sind, daß du ein kleiner Junge bist, der im Dunkeln pfeift. Und dann wirst du sie verlieren! Es wird nicht bei der Liebe anfangen, nicht bei der Leidenschaft, sondern bei der Achtung. Die Leidenschaft kommt und geht in Wellenlinien, und dafür gibt’s auch immer wieder neue Chancen. Aber wenn’s mal an der Achtung krankt, dann gibt’s nur noch eines: Mitleid — bestenfalls! Und das ist dann bereits der Anfang vom Ende!«
Ich nehme ihn am Schlips und ziehe ihn zu mir heran: »Du hast mich vorhin mit meinem Zitat veräppelt und hast gesagt, leider wärst du kein Kavallerist. Leider bist du nicht nur das nicht, sondern überhaupt noch kein fertiger Mann, sonst würdest du wissen, was dir das Schicksal da geschenkt hat, als sich ein so entzückendes Wesen mit Leib und Seele dir verschrieb. Als sie das ungeheure Risiko auf sich nahm, die sieben besten Jahre ihrer Jugend auf einen Windhund wie dich zu verwarten. Und vor allem, my boy, würdest du wissen, daß eine wirkliche Liebe, wie alle großen Dinge unseres Lebens, eine Sache auf Leben und Tod ist! Und du würdest auch wissen, daß es sich im Grunde nur um diese Dinge zu leben lohnt. — Aber ich sehe in deine Augen und lese deine Gedanken, die mir sagen: Jetzt redet der Opa wieder mal Goldschnitt. Darum will ich dich zum Schluß nur eins noch fragen, wie du nämlich Margot erklärt hast, daß du nicht Anwalt, sondern Richter werden willst?«
Er bringt mühsam ein Grinsen zuwege: »Hab’ versucht, es ihr mit der Witwenpension schmackhaft zu machen...«
»Das ist Betrug!« Und in sein verblüfftes Gesicht: »Weil du sie vorher unter die Erde bringen wirst! Sie und das nächste halbe Dutzend deiner Frauen auch. Und glaubst du etwa, Margot fällt auf so was ‘rein? Sie hat mir genau vorausgesagt, was ihr blüht. Bald wird dein Gehalt nicht mehr ausreichen, und sie wird dazuverdienen müssen, womöglich noch mal anfangen zu studieren, während zu Hause vielleicht schon ein paar Kinder durch die Gegend kriechen. Und wenn sie sich so zwanzig Jahre abgerackert hat und mies und unansehnlich geworden ist, dann schwimmt die wirklich >gute Partie< für dich vorbei und sie wird nach allen Regeln der Kunst abserviert. So, und jetzt ‘raus mit dir, ich muß nach München.«
Ich öffne die Wagentür, aber er steigt nicht aus, starrt mich nur an wie einen Geist: »Das hat sie gesagt?«
»Ja, wundert dich das?«
Er zieht die Wagentür wieder zu: »Colonel, ich schwöre Ihnen, daß sie mir unrecht tut. Sogar bitter unrecht. Wissen Sie, warum ich Richter und nicht Anwalt oder Syndikus werden will?«
»Natürlich, weil’s bequemer ist.«
»Nein, nicht deswegen. Nicht nur deswegen, genauer gesagt, sondern weil ich dieses moderne Wettrennen vor der Dampfwalze nicht mitmachen will. Vor diesem — Mehrverdienen, immer noch Mehrverdienen! Bleibst du
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