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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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gefährliche Sorte. Es klingt unglaublich, aber er hat es doch tatsächlich fertiggebracht, den von Cocki geerbten Aluminium-Freßnapf rings um den Rand durchzustanzen, genauso wie ein Straßenbahnschaffner die Billetts locht. Wenn er sein Fressen bekommt, verputzt er es im Nu, packt dann den Napf und geht damit hausieren, und zwar nicht für sich, sondern für seinen geliebten Weffi, den Nimmersatten.
    Nun hat er einen neuen Verwendungszweck für den Napf gefunden: wahrscheinlich hatte er mit dem Napf in der Schnauze oben an der Treppe gestanden, als er etwas Interessantes bemerkte. So ließ er den Napf einfach aus der Schnauze fallen, der dann mit Donnergepolter die Treppe hinunterkullerte. Das hat ihm offenbar ganz großartig gefallen. Jedenfalls holt er sich den Napf jetzt immer wieder nach oben und läßt ihn los, so daß er mit Gepolter die Treppe hinuntersaust. Das war der Radau, den ich bis in den Garten hörte, und ich sehe ihn nun, wie er mit schiefgeneigtem Kopf selig oben steht und dem stürzenden Napf nachlauscht. Gleich aber ist er wieder hinter dem Napf her, der vor meinen Füßen liegt, wirft mir einen flüchtigen Blick zu: >Bin, wie du siehst, gerade beschäftigt!<, packt den Napf, daß man die weißen Vorderzähne unter der hochgeklappten Lippe sieht, rast die Treppe hinauf und zielt. Der Napf kommt mit Höllengetöse herabgetrudelt. Viermal sehe ich mir das an, dann packe ich ihn — Ritzewitz — am Genick und hebe ihn auf den Arm: »So, das war nun sehr schön und vor allem — sehr laut. Jetzt ist mal für ‘ne kleine Weile Schluß damit. Außerdem hat Herrchen eben gerade mit seinem Cocki gesprochen, und du hast uns dabei gestört. Komm mal ‘raus!«
    Ich nehme ihn mit in den Garten und schließe die Terrassentür, damit er sich nicht etwa den Napf wieder holen kann, denn er ist in seinen Spielen von einer geradezu nervenzerrüttenden Ausdauer.
    Gerade will ich mich wieder an Cockis Grab setzen, als ein neues Ereignis eintritt: Teddy fährt in einem todschicken Mercedes-Coupé vor. Das Coupé blitzt in den letzten Sonnenstrahlen vor der Gewitterwand. Teddy steigt aus, ist ganz rot im Gesicht, wischt sich den Schweiß von der Stirn und sieht mich an: »Na?«
    »Prima«, sagte ich, »wo hast du denn das gestohlen?«
    Er grinst über das ganze Gesicht und haut mich auf die Schulter, daß ich fast in die Knie gehe: »Gestohlen? Haha, denkste — hab’s soeben gekauft!«
    »Gekauft? Menschenskind, entweder bist du wahnsinnig oder du hast das Große Los gewonnen! Es ist zwar das vorjährige Modell, aber — zeig mal, wie ist denn der Kilometerstand: hundertzehn! Ist ja nagelneu! Als Coupé ist der heute — na, sagen wir mal — seine achtzehn Mille wert!«
    »Ja, das ist er auch! Und weißt du, was ich dafür bezahlt habe? Acht! Und dann kriege ich noch vier für meinen Volkswagen, dann hab’ ich’s für vier! Kostet natürlich ein bißchen mehr Unterhaltungskosten als mein VW, aber ich habe mit dem Chef gesprochen, er meint, daß er fürs Geschäft als Repräsentation gut wäre, und von den vier Mille übernimmt er zwei und außerdem fünfzig Prozent der Unterhaltungskosten.«
    »Ja, aber ich verstehe das alles nicht ganz! Seit wann hast du so gute Beziehungen zu einer Irrenanstalt?«
    Er bietet mir mild lächelnd eine Zigarre an. »Du kennst doch den alten Wachsleitner, oder vielmehr: Du kanntest ihn, bevor er in der vorigen Woche gestorben ist?«
    »Ah, jetzt geht mir ein Licht auf, ein >Wachsleitnerlicht<, sozusagen — haha! Der hatte sich doch im vorigen Sommer mit fast achtzig Jahren dies Ding da >auf Vorrat< gekauft und fuhr trotzdem mit seinem zehn Jahre alten Kabriolett ‘rum.«
    »Genau! Und die Wachsleitnerin, die erst fünfzig ist, die hat so ‘n bißl was für mich übrig. Hat mal zu Addi gesagt: >Weißt, Addi, so was wie dein Teddy, das war’ was für mich! So ein Küchenschrank von Mannsbild — so was war mir grad recht. Außerdem werde ich ihm nicht vergessen, daß er mir meine Waschmaschine ganz umsonst hat reparieren lassen, obwohl ja die Garantie schon seit einem Jahr abgelaufen war.<
    Damals, als mir Addi das erzählte, hab’ ich mir nix dabei gedacht, aber...«, er wirft sich in seine ungeheure Brust, »warum soll man denn solche Chancen nicht ausnutzen! Und bei der Wachsleitnerin ist es offenbar tiefer gegangen, als wir geglaubt haben. Jedenfalls, kaum war der alte Zausel, der ihr ja das Leben weiß Gott sauer genug gemacht hat, unter der Erde, da hat sie bei mir

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