Zwei Toechter und drei Hunde
für Susanne?«
»Abwarten. Der Film muß ablaufen. Es muß zwischen den beiden zu einem natürlichen Ende kommen.«
»Und wie stellst du dir dieses >natürliche Ende< vor?«
»Indem ihn dieses Weib ‘rausschmeißt, weil er ihr zu langweilig wird.«
»Und wenn er’s aber nun nicht wird?«
»Dann soll es so sein, und Susannchen wird dann bestimmt einen besseren finden, vorausgesetzt, daß sie sich nicht vorher noch ein Kind andrehen läßt. Aber dafür zu sorgen wäre nun genau deine Aufgabe. Rede endlich Deutsch mit ihr, geliebte Henne! Ich habe sie zwar schon vor Jahren aufgeklärt, da ihr es ja nicht tatet, aber von Frau zu Frau geht’s vielleicht jetzt doch noch besser. Auf keinen Fall aber darf einer von uns an dieser Sache basteln, das macht diese Kinder nur bockig. Außerdem — das habe ich Susanne schon gesagt — gibt’s ja noch DEN da oben, und du glaubst nicht, was IHM alles einfällt, wenn ER glaubt, daß es nun der Prüfungen genug sein kann.«
Sie sah mir lange ins Gesicht und lächelte immer mehr, bis mir ganz heiß wurde: »Dieses Mal zahle ich das Honorar freiwillig!« Sie küßte mich. »Gut, daß wir keine Nachbarn haben und die Deine nicht eifersüchtig ist«, murmelte sie, stand auf, seufzte und ging.
Gestern abend habe ich das Fernsehspiel beendet, es heute dreimal bespuckt, mit toi, toi, toi beklopft und zur Post getragen. Die letzten Tage vor der Fertigstellung waren, wie üblich, wieder hektisch. Unter strengster Aussperrung unseres Pudel-Zerreißwolfes lagen wir stundenlang auf den Knien und versuchten, die fünf verschiedenen Kopien auseinanderzusortieren, zu korrigieren und zu numerieren. Besonders das Numerieren wollte und wollte nicht klappen. Im dritten Exemplar blieben es hartnäckig sechsundneunzig Seiten, während es bei den anderen Exemplaren nur vierundneunzig waren. Warum war das so? Waren nun Seiten aus den anderen Kopien in dieses Exemplar gelangt und fehlten demzufolge in den anderen? Oder hatte jemand falsch oder doppelt numeriert, oder hatten sich Seiten aus früheren Fassungen eingeschmuggelt? Oder hatte der Zerreißwolf etwa doch...?
Es kostete viel Schnaps, Beruhigungstabletten, Zigarren und Zigaretten, bis wir uns dazu entschlossen, die Seitenübergänge gemeinsam laut zu lesen. Es war falsche Numerierung, wie sich dann endlich herausstellte.
Na, das ist ja nun alles vorbei, und bevor das neue Buch losgeht, gönne ich mir drei Tage völlige Ruhe. Ich sitze im Liegestuhl am Grab des kleinen Löwen und im Schatten der großen Sträucher, deren Namen ich immer wieder vergesse. Es ist glühend heiß. Der See gleißt wie das Blei zu Silvester im Schmelz-löffel. In der Südwestecke, nach dem Wetterstein zu, braut sich mit fetten, tintenen Bäuchen und weißen Sturmflocken schon wieder das Abendgewitter auf. Meine Hand streichelt halb unbewußt den weißen Stein mit dem Namen >Cocki<.
»Also, das Fernsehspiel habe ich fertig, Löwechen«, sage ich. »Nun werden sie sich draufstürzen und es in Stücke reißen. Die einen werden sagen, ich hätte besser einen Roman draus gemacht, und der Dramaturg wird sagen: so geht es natürlich nicht! Und der Regisseur — wenn’s überhaupt bis zu dem kommt — wird auch noch ändern. Alles natürlich nur, um sich wichtig zu machen. Und dann kommen die Sprecher, besonders die Erinnern, und jeder und jede wird an seiner Rolle mäkeln und die von den anderen lieber haben wollen. Gut, daß wir mit alledem nichts direkt zu tun haben, was Löwechen?
Komisch ist das, mit dem Leben und vor allem — mit dem Sterben, mein Löwechen. Vielleicht bist du aber auch gar kein Hund mehr, sondern auf einem anderen Stern, als König natürlich, und regierst über einen Verein, der die Augen oben auf dem Kopf hat und den Po dafür vorn?
Jetzt donnert es da hinten über uns schon! Peti fürchtet sich Gott sei Dank gar nicht vor dem Gewitter, ebensowenig wie der erste Peti, während es den Kastenbart immer schon vor Angst schüttelte. Weißt du noch, wie wir in dem großen Hause in der Stadt lebten und ihn nach einem schweren Gewitter vermißten, bis wir ihn in einem großen Kleiderschrank unter den Mänteln fanden? Gottlob hatte die Mama den Schrank aufgelassen, sonst wäre unser Weffchen sicherlich erstickt. Die Mama läßt noch immer alle Schränke auf und bringt damit das Frauchen auf die Palme.
Das neue Peterle rast so schnell, daß man ihm kaum mit den Augen folgen kann, weshalb er von mir den Beinamen >Ritzewitz< bekam. So mit hundert
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