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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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Zelte: »Da hinein! Und wage es nicht, das Zelt zu verlassen, denn ringsum wimmelt es von Sandvipern! Ihr Biß ist tödlich.«
    Ich hatte um mich gesehen und eine seltsame Bewegung im Wüstensand bemerkt. Deutlich erkannte ich Tausende von Schlangenleibern, die sich unter dem Sand bewegten, grauenhaft! Ich floh ins Zelt. Dort aber war es nicht nur heiß, sondern auch noch stickig, und dann sank das ganze Zelt über mir zusammen und drohte mich zu ersticken. Ich wieder ‘raus aus dem Zelt wie ein geölter Blitz und — peng!, da hatte mich eines dieser Biester gebissen. Und nun lag ich zweifellos im Sterben.
    Autsch! Jetzt hat’s mich doch wieder gebissen! Also ist es kein Traum. Und dann komme ich so ganz allmählich zu mir. Ich liege auf einem Empiresofa, einer Kopie jenes Folterinstruments, auf dem seinerzeit Mme. Recamier gemalt wurde. Auf dem Kopf liegt ein Brokatkissen (das zusammengestürzte Zelt), und wenn ich meine langen Haxen ausstrecke, reichen sie weithin über die Lehne hinaus bis an das Bauer eines Wellensittichs, der einen äußerst erbosten Eindruck macht und offenbar nur darauf wartet, mich wieder in den Zeh zu zwicken. Mir gegenüber, hell von der Morgensonne beschienen, steht eine prächtige Couch, ein ausgesprochener Fall von Sündenwiese, völlig zerwühlt, die Decke fehlt; ich finde sie zu Füßen meines Marterinstruments. Rätsel über Rätsel! Verflucht noch eins, tut mir der Schädel weh. Wir hätten den Whisky doch nicht mehr trinken sollen. Immer dieses verflixte Mixen. Der Gumpoldskirchner allein hätte — halt! Jetzt weiß ich, wo ich bin. Bei Caruso — bei Zimmermann, Enrico Zimmermann. Na, so was Blödes. Wenn ich bloß Wasser hätte — Wasser — wo ist denn hier die Toilette — Toilette — die muß da hinten sein, ich war doch mal da, ich war sogar, glaube ich, ein paarmal da, und dann habe ich einmal vergessen, das Licht anzudrehen, und bin ‘rumgetappt und habe die Decke gefunden und habe mich im dunklen Zimmer ‘rumgedreht und nicht mehr gewußt, woher ich kam, und da muß ich auf dem Ding hier gelandet sein. Und seitdem habe ich Wüste geträumt.
    Jetzt geht nebenan eine Tür. Schritte. Und dann sagt eine weibliche Stimme: »Na, das ist ja eine schöne Bescherung! Herr Professor!!!«
    Es grunzt nur.
    »Herr Professor!! Acht Uhr! Höchste Zeit!«
    »Uuaaahh!«
    »Die Vorlesung beginnt um zehn!«
    »Oi me miserum!«
    »Das ist sicher was Unanständiges. Und ich nehme es Ihnen nicht übel. Aber wie die Wohnung aussieht!!«
    »Uuaahh! Achgottachgottachgott!«
    »Warten Sie, ich hole Ihnen ein Glas Wasser.« Und damit ist die Stimmträgerin, ein rundliches Wesen mit weißer Schürze und einem Dutt mitten auf dem Kopf, in meinem Zimmer.
    »Jessas!« sagt sie. »Da liegt ja noch ein Kerl! Ja, wie kommen Sie denn auf die Schäselonk?«
    »Das möchte ich auch wissen«, erkläre ich düster. »Und — bitte, für mich auch ein Glas Wasser!«
    Sie stellt mir ein Glas hin, ziemlich unwirsch, und geht mit dem anderen ins Nebenzimmer: »Wer ist denn der Herr da nebenan?« fragt sie.
    »Da ist keiner nebenan«, antwortet Zimmermann stockheiser.
    »Ja, um Gottes willen, wie kommt denn der dann her, und was macht er da? Kennen Sie ihn denn nicht?«
    »Nein, mein Kind, aber ich werde ihn mir ansehen.« Zimmermann erscheint, den einen Arm um die Schulter der Haushälterin geschlungen, und sieht mich verwüsteten Haares und verquollenen Auges eine Weile an. »Das ist keiner«, erklärt er dann, »das ist nur mein Freund.«
    »So«, sagt die Wirtschafterin und unterdrückt offenbar eine ganze Reihe höchst kritischer Bemerkungen. »Na, dann wollen wir uns mal erst ein bißchen in Ordnung bringen!« Und damit schiebt sie den langen Lulatsch ins Bad, macht die Tür hinter ihm zu und dreht sich zu mir um. Allmählich breitet sich ein Ausdruck mütterlichen Erbarmens über ihr Gesicht: »Warum reiben Sie denn Ihren Fuß?«
    Ich zeige auf den Wellensittich: »Weil dieses Ungeheuer mich gebissen hat.«
    Sie ist sofort bei dem Bauer: »Mein Bub, mein Butzilein, mein Liebster, hat dir der Onkel Angst gemacht?«
    »Keine Spur von Angst«, sage ich, »dieses Raubtier wartet ja nur, um mich weiter zu zerfleischen!«
    Jetzt stemmt sie die Arme in die Hüften und lacht und lacht, lacht schallend. Aus der Badezimmertür fährt ein zerzauster Kopf: »Telefon?«
    »Nein«, sagt die Frau, »ich lache nur.«
    »Habe ich noch nicht erlebt«, sagt Zimmermann verdutzt und knallt die Tür wieder zu.
    Eine halbe

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