Zwei Toechter und drei Hunde
Jahr einen Herzinfarkt, und wir müssen noch sehr vorsichtig sein. Aber es war ein wunderschöner Abend, und man hat endlich mal wieder ernsthaft gesprochen. Ich danke Ihnen sehr dafür!«
Worauf Enrico aufspringt und ihr die Hand küßt: »Ich habe Ihnen zu danken, gnädige Frau!«
Dann fährt er zu Frauchen und der Mama herum: »Und vor allem Ihnen, meine Damen!«
Das Frauchen wehrt ab: »Reden Sie keinen Unsinn.« Und zu mir: »Wo soll er denn schlafen?«
Enrico ist ganz entrüstet: »Aber ich bitte Sie, Verehrteste, ich kann doch unmöglich...«
»Ganz recht«, sagt das Frauchen, »Sie können unmöglich — nämlich mit Ihrem Alkoholgehalt heimfahren. Wir haben ein Gastzimmer, es ist allerdings etwas klein.«
»Er kann auf meiner Couch schlafen«, biete ich an. Aber Enrico lehnt entschieden ab. Und so bleibt es denn beim Gastzimmer, das im Oberstock gegenüber dem Zimmer der Mama liegt.
12
Ich schaue auf die Uhr: sieben. Durch die Ritzen der Holzläden dringt früher Sonnenschein auf den alten Renaissanceschrank, daß sein Holz aufflammt wie Honig.
Was war eigentlich gestern? Ach ja, die Sache mit Zimmermann, und oben schläft er ja, der Enrico. Einen Augenblick versinke ich wieder in Schlummer, bin dann erneut wach. Inzwischen muß sich mein Unterbewußtsein noch mit dem gestrigen Gespräch befaßt haben, denn ich bin gleich beim Erwachen mittendrin und diskutiere mit Enrico, bis ich merke, daß ich noch auf meiner Couch liege.
Schön, daß man mal wieder so richtig wie in der Jugend — oder später in der Teenagerzeit Margots und Susannes — über alle möglichen Dinge diskutieren konnte. Und plötzlich überkommt mich ein Gefühl herzlicher Freundschaft für Enrico. — Wie spät ist es eigentlich inzwischen? Acht Uhr. Es rührt sich verschiedenes im Haus, bei Frauchen ein Rascheln, ein leichtes Tappen, ein Türquietschen und dann ein Huschen über die Treppe nach oben. Das ist Peterchen, der ausgeschlafen hat. Die Mama ist natürlich schon wieder angezogen und kampfbereit. Richtig, da klappert bereits Geschirr in der Küche. Na, ich werde mal sehen, wie Enrico zurechtkommt. Ich ziehe mir den Schlafrock über, steige nach oben und höre aus dem Bad prustende Geräusche.
»Gut geschlafen, Enrico?«
»Ausgezeichnet!« kommt seine Stimme durch die Tür.
Wo sind eigentlich die Hunde? Ich schaue ins Zimmer der Mama — nichts. Ins große Zimmer — nichts. Balkon — auch nichts. Küche — nein. Bleibt nur Enricos Zimmer. Und da sitzen sie tatsächlich beide vor seinem Koffer. Der ist aufgeklappt und enthält ein Oberhemd, verschiedenes Unterzeug und ein großes Paket, das den halben Koffer füllt und über dem sich malerisch ein Hosenträger schlängelt. Peterchen und Weffi sehen sich flüchtig nach mir um und starren dann wieder auf den Koffer, wobei sie mit den Nasen tief und genüßlich Witterung holen. Was kann denn bloß da drin sein? Weffi begnügt sich damit, mit den Fellhosen zu schlottern und mir auffordernde Blicke zuzuwerfen. Peterchen aber, durch meine Gegenwart ermutigt, nähert sich zunächst mal dem Koffer und packt den Hosenträger, der über dem großen Paket liegt. Der Träger aber hat sich irgendwo im Koffer festgeklemmt und leistet heftigen Widerstand, während Peter, durch diesen Widerstand gereizt, ihn rückwärts zerrend immer mehr in die Länge zieht. Plötzlich gibt der Hosenträger nach, saust auf Peter zu, knallt ihm um die Ohren und versetzt ihn in äußerste Panik. Er rast aus dem Zimmer, aber der Träger, wie ein lebendiges Wesen, rast mit ihm, denn eins von Peters kleinen Füßen steckt in einer Schlaufe. Es sieht wirklich aus, als habe sich eine Gespensterschlange auf Peter gestürzt. Er fegt durch das große Zimmer, der Hosenträger mit. Dann zur Mama auf die Couch, der Hosenträger mit — und dort bleibt Peter völlig starr vor Entsetzen, während ich ihn befreie und dabei laut lache.
»Was war denn los?« fragt Enrico aus dem Bad.
»Schade, daß du das nicht miterlebt hast! Peter wollte irgendwas aus deinem Koffer, Weffi übrigens auch, ich glaube, es war dieses große Paket. Aber darüber lag dein Hosenträger.«
»Moment mal...« Die Tür geht auf, und es erscheint Enrico mit nacktem Oberkörper, in den Händen Rasierpinsel und Napf, in dem er Schaum schlägt.
»Augenblick doch mal! Großes Paket, sagst du?«
»Ja, hätte ich das nicht sagen sollen?«
»Ach, du lieber Himmel! Mensch, weißt du, was da drin ist?«
»Nein, woher sollte ich das
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