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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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wissen?«
    »Na, die Bonbonniere, die ich für die Addi mitgebracht habe, falls ich dort eingeladen würde! Sie muß ja einen schönen Eindruck von mir bekommen haben, als ich gestern nachmittag so ohne alles bei ihnen anrückte! Muß ich natürlich gleich heute nachholen.« Er beugt sich hinunter: »Ja, Peterchen, mein armes — hat dich der olle Hosenträger erschreckt?«
    Peterchen hat den Hosenträger schon wieder vergessen, sitzt mit verdrehten Augen vor Enrico und himmelt ihn an.
    »Na sieh mal«, sage ich, »da hast du eine Eroberung gemacht! So schnell schließt er sich an keinen an, besonders nicht an Männer. Also, mach zu, wir wollen bald frühstücken.«
    »Okay, Colonel.«
    Ich schaue noch mal ins Fremdenzimmer, dort liegt Weffchen jetzt vor dem Koffer und knabbert an seinen Pfoten. Er ist Philosoph. Irgendwann, denkt er sich, werde ich schon mal an das Ding ‘rankommen.
    In diesem Augenblick großes Geschrei aus dem Bad. Enrico reißt wieder die Tür auf, und heraus stürzt Peterchen, das ganze Gesicht voll Seifenschaum.
    »Was ist denn das bloß für ein Gebrüll?« fragt eine Stimme von der Treppe. Es ist das Frauchen. Peterchen flüchtet sich in ihre Arme.
    »Jetzt hat er sich doch tatsächlich an die Schlagsahne für heute nachmittag gemacht!« sagt sie.
    »Er hat gedacht, es sei Schlagsahne«, erkläre ich, »aber es ist Seifenschaum.«
    »Seifenschaum?« sagt das Frauchen. »Wieso Seifenschaum? Ach, mein armes Kerlchen! Komm — und in die Äugelchen ist es auch gelaufen!«
    »Enrico rasiert sich noch mit dem Messer, und daher Seifenschaum.«
    »Na, dann zieh dich mal schleunigst an«, erwidert sie mit einem recht beachtlichen, wenn auch nicht ganz verständlichen Gedankensprung.
    Später sitzen wir auf der Terrasse und frühstücken. Peterchen hockt die ganze Zeit auf Frauchens Schoß und hält sich ängstlich von Enrico fern, jenem entsetzlichen Menschen, der Pralinen von Schlangen bewachen läßt und falsche Schlagsahne ausschenkt. Weffi hingegen hat sich vor ihm angesiedelt und erntet einen Brocken nach dem anderen. Er frißt sogar Marmeladenbrötchen, obwohl Marmelade zu den wenigen eßbaren Dingen gehört, die er auf das tiefste verabscheut. Vor jedem Brocken stößt er ein tiefes, genüßliches >Aaahh< aus und zermalmt ihn dann umständlich mit seinem Wolfsgebiß.
    Drüben erscheint Addi und gießt das Beet mit den Zinnien und Astern. Sie hat Jeans an, schwarz mit Trägern, und dazu ein kleines Blüschen. Alles zusammen bringt ihre Konturen äußerst vorteilhaft zur Geltung. Enrico springt auf: »Gnädige Frau!« schreit er. »Gnädige Frau!«
    Sie wendet sich lächelnd um, winkt uns zu.
    »Ich muß gleich zu Ihnen ‘rüberkommen, ich habe was vergessen!«
    »Aber trinken Sie doch erst Ihren Kaffee zu Ende! Ist es denn so eilig?«
    »Brandeilig! Außerdem bin ich fertig!« Er wendet sich zu uns und sagt zum Frauchen: »Habe ich ganz vergessen — Bonbonniere mitgebracht! Muß mich für einen schönen Flegel gehalten haben!« Er verbeugt sich vor ihr und Mama: »Sie entschuldigen mich?«
    »Aber selbstverständlich«, sagt das Frauchen und hat so ein ganz kleines, nur für Eingeweihte bemerkbares Lächeln in den Mundwinkeln.
    Enrico saust durch die Bibliothek, die Diele, die Treppe hinauf, und hinter ihm her sausen mit wahnsinnigem Gebell Peter und Weffi. Zwei Minuten später saust er mit der gleichen Geschwindigkeit die Treppe wieder herunter, durch die Diele, die Bibliothek, an uns vorüber und hinüber zu Addi. Unter dem Arm das halb aufgeplatzte Paket und hinter ihm her der rasende Schnürsenkel und das Holzpferdchen.
    »Jetzt ist er auf Addi scharf«, sagt die Mama. »Dem sind ja fast die Augen ‘rausgefallen, als sie in dem Kittel da erschien! Ist ja auch ‘n bißchen aufreizend, was?«
    »Na, die Sache mit den Trägern und dem Blüschen, und wie sich das da wölbt, finde ich auch nicht schlecht«, meine ich.
    »Kinder, laßt sie doch«, sagt das Frauchen. »Wer hat, hat! Und was hat sie sonst schon? Tagein, tagaus die Wirtschaft, und dann kommt Teddy nach Haus und muß gepflegt werden, einmal die Woche ins Kino und zweimal im Jahr ins Theater und überhaupt keine andere Männergesellschaft — sie ist ja schließlich noch eine junge Frau! Da tun ihr so ein bißchen Ritterlichkeit und Verehrung mal gut.«
    Wir stellen fest, daß es ihr tatsächlich guttut. In der klaren Morgenluft versteht man jedes Wort:
    »Aber ich bitte Sie, Herr Professor«, sagt Addi, »machen Sie doch keine

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