Zwei Toechter und drei Hunde
Gentleman. Viel größer ist die Gefahr, daß Susanne über ihn herfällt. Aber ich hoffe, daß du mit dem Rückfall in deine Teenagermanieren noch etwas wartest.«
Sie gibt mir einen Kuß: »Ich danke dir für dein Vertrauensvotum, Colonel. Ich werde von vorbildlicher Harmlosigkeit sein. Es wird zugehen wie im Paradies.«
»Aber bitte mit Feigenblatt und ohne Apfelessen.«
»Sei ganz beruhigt.«
Plötzlich habe ich das Bedürfnis, mich um Enrico zu kümmern, dessen Liebesschicksal hier so öffentlich verhandelt wird. In meinem Zimmer prallen wir aufeinander. Er hat das frische Hemd aus dem Koffer an und hält sich die Hose mit der Hand fest.
»Gott sei Dank sind Schlaufen dran!« sagt er.
»Wo dran?«
»Na, an meiner Hose! Gib mir mal gleich einen Gürtel!«
»Warum nimmst du nicht die Hosenträger?«
»Das weißt du ganz genau, du scheinheiliger Intrigant! Meine Badehose habe ich schon drunter.«
»Das hoffe ich. Hier — der Gürtel.«
»Hast du nichts Besseres?«
»Es ist mein bester. Ich bin kein Modesalon.«
»Also, ich bin noch ganz benommen«, erklärt er, während er sich den Gürtel umbindet. »Diese Bentler-Frauen haben es wirklich in sich. Von Susannchen ganz zu schweigen — die Addi — in dem Gartenanzug! Komplette Venus! Und wenn man sich nun vorstellt, daß dieser dicke Kerl, der Teddy...«
»Teddy ist mein Freund.«
»Pah!« Er mustert mich durchbohrend: »Du sahnst ja selber ab, wo’s geht, du Halunke!«
»Ich sahne nicht ab, ich nasche nur so ‘n bißchen. Außerdem habe ich dir schon einmal gesagt: Teddy ist mein Freund. Und wenn einer mein Freund ist, dann kann er mit Kleopatra verheiratet sein, und die Kleopatra kann sich zu mir ins Bett legen, ich würde ihm keine Hörner aufsetzen — hoffentlich wenigstens.«
»Wenn du die beiden letzten Worte nicht gesagt hättest, wärst du für mich erledigt gewesen.«
»Und was Susanne betrifft, so mache ich dich darauf aufmerksam, daß sie eine junge Frau ist, die dir ihr Vertrauen schenkt, aber nicht mehr!«
»Sollte man das nicht ihr überlassen? Zumal sie ja in puncto puncti ihrem Mann gegenüber frei ist?«
»Nein, man sollte es nicht ihr überlassen, zumal wenn man ein Gentleman ist. In puncto Schenken also gibt’s außer Vertrauen höchstens noch Bumskaulen — verstanden?«
»Brauche noch einen netten, lustigen Schlips«, murmelt Enrico und wühlt ohne jede Hemmung in meinem Bestand. »Im übrigen scheinst du dir hier als so ‘ne Art Patriarch vorzukommen, wohingegen du in Wirklichkeit ein Patriarschloch und heuchlerischer Pascha bist.«
»Vielen Dank.«
»Bitte sehr. Und überhaupt ist es reiner Sadismus, was du mit mir treibst! Du hältst mir eine Frau nach der anderen unter die Nase...«
»Zwecks Anschauung und Bildung. Das habe ich dir von Anfang an gesagt. Das hier ist eine Ausstellung, aber kein Verkauf.«
»Eben! Es ist, als wenn du einem verdurstenden Beduinen Selters vorhältst, und wenn er trinken will, ziehst du’s weg!«
»Verdurstende Beduinen gibt es gar nicht, weil Beduinen wissen, wo Wasser ist. Außerdem bist du kein Beduine, sondern einfach ein Depp.«
Er reckt die Brust heraus: »Wie findest du den Schlips?«
»Kleidet dich großartig, außerdem bindest du ihn ja im Boot wahrscheinlich doch ab.«
»Weiß ich noch nicht. Im übrigen — hab’ keine Angst, old man. Halte mich an die Spielregeln. Hab’ schon eine ganze Menge gelernt. Gesichtskreis bedeutend erweitert! Verstehe zum Beispiel kaum mehr, wie ich Kurs auf die kleine Margot nehmen konnte, so reizend sie ist!«
»Na, das ist die Hauptsache!« entfährt es mir.
»Wieso?«
»Na, ich meine — daß — daß du dir über deinen Typ klarer geworden bist.«
Gott sei Dank hat er meinen Lapsus gar nicht bemerkt und sagt grüblerisch: »Auf jeden Fall müßte sie sehr weiblich sein, wie Susannchen, aber reifer, etwas älter — so irgendwo in der Mitte.« — »Hallo, Professor!« ruft Susanne von drüben.
»Ich komme — ich komme!« Er rast aus dem Zimmer, daß er mich fast über den Haufen rennt. Als ich in die Bibliothek komme, sehe ich Peter und Weffi, die mit wütendem Geknurr und aus Leibeskräften an dem letzten Rest von Enricos Hosenträgern zerren. Der Hauptteil liegt, in lauter kleine Stückchen zerrissen, auf dem Teppich, unzweifelhaft die Arbeit des schwarzen Zerreißwolfes.
»Was hast du denn da gemacht?« frage ich ihn drohend. Er läßt den Gummirest los, der Weffi ins Gesicht fliegt, so daß er sich verdattert auf seinen
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