Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
Vom Netzwerk:
überlegen. Also, wie gesagt: sehr interessant und dir sehr dankbar. Ruf dich an!«
    »Okay, Lohengrin, ruf mich an. Aber zunächst gib deinem Schwan mal ‘n Tritt!«
    Er legt grinsend die Hand an den Kopf: »Yes, Colonel! « Dann umrast er mit knatterndem Auspuff die Ecke, und ich wende mich erleichtert um.
    Wie schön, wieder in mein Schneckenhaus zu kriechen! Weffi, Peterchen, meine Arbeit... Hoppla! Ich bin in den Weg mit den hohen Büschen eingebogen, der vor dem letzten Hof, dem vom Wegmacher, zu unseren beiden Häuschen führt, und hoppla sage ich, weil ich auf jemanden aufgerannt bin, der aus der Hecke in meinen Weg getreten ist. Dieser Jemand ist Marc, ein sehr bleicher und verwüsteter, aber entschlossener Marc, dem ein Fernglas vor der Brust baumelt.
    »Ich hab’ alles gesehen!« sagt er mit bebender Stimme. »Den ganzen Tag war ich hier in der Gegend und habe euch beobachtet, mit dem Glas!«
    Er studiert mein Gesicht: »Ich kann nur natürlich vorstellen, Colonel, daß Sie keine besonderen Sympathien mehr für mich haben...«
    Ich lege ihm die Hand auf die Schulter. Plötzlich tut er mir von Herzen leid, dieser arme Schlums. »Davon kann keine Rede sein, Marc. Aber ich bin etwas müde im Moment. Bißchen viel Rummel heute.«
    Seine Augen flammen: »Das kann man wohl sagen! Sogar ins Schilf ist sie mit diesem Orang-Utan gerudert, aber ich respektiere natürlich Ihr Ruhebedürfnis, Colonel. Ich will Ihnen nur eins sagen: jetzt mache ich reinen Tisch! Und zwar sofort. Dann werden Sie anders über mich denken!«
    »Sehr schön, mein Junge. Hat’s nicht bis morgen Zeit? Heute will ich nämlich überhaupt nicht mehr denken.«
    »Nein«, flüstert er, »es muß heute sein.«

13

    Als ich heimkomme, sitzt die Familie bereits beim Abendessen. »Entschuldige«, sagt das Frauchen, »daß wir schon angefangen haben, aber ich hatte solchen Hunger. Und der Abschied von deinem Enrico hat ja endlos gedauert. Sicher wart ihr noch im Wirtshaus.«
    Damit gibt sie Peterchen ein mit Leberwurst bestrichenes Brötchen. Peterle, der in dem Hundesessel zwischen Frauchen und der Mama sitzt, nimmt es, springt damit auf den Boden, legt es hin und beriecht es ausgiebig. Ich setze mich und streichle Weffi über das Köpfchen, der sich mit vor Erwartung schlotternden Hosen neben mir angesiedelt hat.
    »Typisch Pudel«, sagt Frauchen. »Jeder andere Hund hätte sofort den Bissen verschlungen. Er nimmt aus Höflichkeit, und dann beriecht er es mißtrauisch. Als ob’s Gift wäre.«
    »Höflichkeit und Mißtrauen«, antworte ich, während ich mir eine Schnitte Bauernbrot streiche. »Man sollte ihn dem Auswärtigen Amt anbieten, da braucht man diese Kombination. Im übrigen war ich mit Enrico nicht in der Kneipe, sondern mußte mir noch einen Exkurs über Frauen im allgemeinen und die Bentlerschen im besonderen anhören.«
    Ich lehne mich zurück und schaue zum Fenster. Mit einemmal kommt mir die fast frivole Gefährlichkeit des Spiels zum Bewußtsein, das ich da gespielt habe. »Das Ganze hätte auch ziemlich ins Auge gehen können«, sage ich und merke im gleichen Augenblick, daß ich einen Fehler gemacht habe. Man soll der Familie, die sowieso viel zuviel von unseren Schwächen weiß, so was nie gestehen.
    Die Mama hakt denn auch prompt ein: »Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, daß du dir mit deiner Schicksalsspielerei mal richtig die Pfoten verbrennst!«
    »Wenn du jemandem wirklich helfen willst, mußt du eben auch das riskieren«, verteidige ich mich. »Außerdem hat’s ja geklappt. Der wilde Enrico ist durch die Bentler-Familie gesaust, ohne daß es Tote, Verwundete oder auch nur versaute Examina geben wird, und obendrein ist er mir noch dankbar. Mehr kann man wirklich nicht verlangen. Übrigens, kaum war er weg, traf ich...«
    »Wen?« fragt das Frauchen interessiert.
    »Marc.«
    »Was???« fährt das Frauchen hoch.
    »Um Gottes willen!« sagt die Mama und läßt die mit einem Leberwursthäppchen ausgestattete Linke in Richtung Peter hinunterhängen.
    »Ja«, sage ich und öffne die Bierflasche. »Marc mit einem Feldstecher vor dem Bauch. Er hat alles beobachtet, auch Susanne im Schilf, und ist wild entschlossen, reinen Tisch zu machen.«
    Im nächsten Augenblick sind beide Frauen am Fenster und starren zu Bentlers hinüber.
    »Siehst du«, sagt die Mama, die offenbar wieder Oberwasser zu haben glaubt, »du wirst dir doch noch die Pfoten verbrennen! Die Sache, die du da angekurbelt hast, ist noch nicht zu Ende!

Weitere Kostenlose Bücher