Zwei Toechter und drei Hunde
zum Nachmittagskaffee an. Dann nehme ich mir die Badehose, pfeife den Hunden und gehe zum Strand hinunter.
Der See ist eine Pracht. Die Camping-Indianer sind verschwunden, weit entfernt sitzt ein älteres Paar, er, mit Reisemütze und Spazierstock, stochert in den Steinen, sonst habe ich den ganzen Strand von der Brücke bis zum Bach für mich allein. Es herrscht ein fabelhafter Seegang. Ich strecke den Fuß ins Wasser — durchaus erträglich. Na, dann nichts wie ‘rein! Wo sind denn die Hunde? Der Kastenbart sitzt neben dem Handtuch und schlottert aufgeregt mit den dicken Fellbeinen. Peterchen riecht mit etwas verlegenem Gesichtsausdruck an einem Zweig. Er geht an sich auch ins Wasser, aber nur mit Frauchen, und dann versucht er ihr auf den Kopf zu klettern und wird deshalb meist am Ufer angebunden, wo er dann unaufhörlich heult, bis Frauchen wieder an Land ist.
»Na«, sage ich zu Cocki, »und wie ist das mit dir? Du bist doch Wasserhund! Willst du mit?«
Er sieht erst mich und dann die schäumenden Wellen an. Als ich langsam hineingehe und mich nun doch frage, warum der Mensch eigentlich badet, weil es doch trotz allen Mutes so scheußlich kalt ist, macht auch er einen kleinen Schritt ins Wasser, weicht aber sofort zurück, als ihn die erste Welle gegen die Brust trifft.
»Na, dann nicht, du Flasche!« sage ich. »Vielleicht muß man dir ‘ne Ente ‘reinschmeißen, aber die habe ich leider nicht in der Tasche.« Langsam und wimmernd gehe ich nun immer tiefer, bis mir das Wasser schließlich bis zum Hals reicht und wirklich keine Entschuldigung mehr bleibt, nicht mit dem Schwimmen anzufangen. Ich pumpe mir die Lungen voll und tauche dann. Tauchen ist — wie gesagt — mein Bravourstück, mit dem ich vor Freunden und Freundinnen meinen mangelhaften Kraulstil auszugleichen pflege. Bis zu sechzig Sekunden kann ich — wie ebenfalls schon erwähnt — unter Wasser bleiben, und ich tue es auch jetzt, mit offenen Augen und kräftig vorwärts schwimmend und das klare kühle Naß genießend, das nun schon wieder frei von Sonnenöl und sonstigen unerwünschten Beigaben ist. Ich komme ziemlich tief, und als ich wieder aufsteige, sehe ich einen dunklen Schatten über mir. Es ist nicht zu vermeiden, daß ich mit dem Kopf dagegen rumpele, und als ich schnaubend oben bin, sehe ich in zwei große, empörte Cockeraugen, die mich sprechend und vorwurfsvoll betrachten: »Diesen Quatsch hättest du dir ja auch sparen können, man regt sich doch bloß auf dabei!< Und damit dreht er sich von mir weg und steuert mit dem dicken Hinterteil wie ein kleines Motorboot dem Ufer zu. Die Wellen schlagen immer wieder über ihn weg, er sieht wie eine Robbe aus. Aber was für eine gute Robbe! Während ich mit langen Stößen ruhig weiterschwimme und er vor mir aus dem Wasser steigt und sich schüttelt, fühle ich tiefe Rührung. Ich weiß, wie unangenehm es für einen Hund ist, wenn ihm die Wellen über die Ohren und in die Augen schlagen, und diese harte, schnelle Wellenfolge auf dem See ist sogar für mich nicht angenehm. Trotzdem muß er sich in dem Augenblick, als ich tauchte, wie ein Rasender ins Wasser gestürzt haben und mir nachgeschwommen sein...
Als ich ans Ufer zurückkomme, fallen alle drei über mich her. Zunächst der Dicke, der sich wie unsinnig gebärdet, dann Peter, der mir zeigen will, daß es auch ihm nicht an Liebe gebricht, und schließlich der Kastenbart, der hölzern aus einem Gestrüpp vorgehoppelt kommt und schon von weitem entsetzlich nach faulem Fisch riecht. Nach echter Hundeart ist er dann besonders anschmiegsam, um Herrchen an dieser wunderbaren Errungenschaft teilhaben zu lassen. Ich halte ihn mir auf Armeslänge vom Leibe, während ihn die beiden anderen interessiert beriechen und dann Blicke auf das Gebüsch werfen, aus dem er kam. Schnell lege ich alle drei an die Leine, bevor weiteres Unheil passiert, und gehe dem Hause zu, wo das übliche Entsetzen ausbricht: »Ausgerechnet am Geburtstag — jetzt kann man sich hinstellen und diesen Kerl abseifen. — Und ihr beiden andern seht auch nicht viel besser aus!«
Nach dem Mittagessen aber ist der Zorn verraucht. Die Sonne scheint, auf der Terrasse wird der Kaffeetisch gedeckt, die Welt ist klar und weit und wunderbar durchsichtig, und auf der Schwelle zur Terrasse sitzt der neue Bund der Drei.
Dann rücken zu viert die Bentlers an, plus Marc. Teddy bringt eine Kiste Zigarren, Susanne und Marc zwei Flaschen Sekt, Addi hat ihren Gumpoldskirchner ja schon
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