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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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Taschenlampe und folge ihm. Ab und zu wendet er sich nach mir um, und dann leuchten seine Augen rot im Lampenreflex, genau wie die des alten Cocki, so daß es mir kalt über den Rücken läuft. Plötzlich sehe ich, wie er stehenbleibt, die Nase hebt und sich dann in immer schneller werdenden Trab setzt, der schließlich in rasenden Galopp übergeht. Dann ist er verschwunden, einfach plötzlich weg in der Häuserzeile, und unmittelbar darauf ertönt ein doppelter Schrei.
    Ich setze mich in Laufschritt und komme keuchend an die Stelle, an der er verschwunden ist. Dort, in einem der Häuser, liegt zu ebener Erde ein kleiner Laden, oder genauer gesagt, ein Raum, der früher mal als Laden gedient hat. Das Geschäft ist längst pleite, und die Hausbesitzerin pflegt diesen Laden im Gäste, die besonders knapp bei Kasse sind, als Unterkunft zu vermieten. Zufällig weiß ich durch den Dorfklatsch, daß augenblicklich ein ebenso illegales wie glückliches Mopedpärchen aus dem Schwarzwald dort haust. Ich habe sie sogar einmal kennengelernt, ganz besonders nette und liebe junge Leute. Da nun dieser, zum Doppelzimmer ernannte Laden keine andere Lüftungsmöglichkeit als die Ladentür besitzt, haben sie selbige in der warmen Spätsommernacht aufgelassen und waren, wie sie mir anschließend erzählten, gerade im Begriff, ein spätes Nach-Abendbrot einzunehmen. Jedenfalls sehe ich, dank dem Scheinwerfer, folgendes Bild: im Bett liegend das Pärchen. Er hält in der einen Hand völlig erstarrt eine Salami und in der anderen ein großes Messer. Sie, an die Hemdbrust gedrückt, das dazugehörige Brot, auf dem Nachttisch ein Paket Butter und mitten zwischen beiden, selig hechelnd und wedelnd, der Dicke! Die Bettdecken weisen ein interessantes Batikmuster von seinen Pfoten auf, und eben kratzt er der jungen Frau aufmunternd über den nackten Oberarm, daß sie »Au!« sagt. Ich stelle die Lampe auf den Boden, springe auch noch auf das Bett, das daraufhin in allen Fugen kracht, reiße den Dicken herunter und breche in eine Flut von Entschuldigungen aus.
    »Ach, das macht nichts«, sagt der junge Mann, »wir kennen Sie ja!«
    »Und wir hatten plötzlich solchen Hunger!« fügt die junge Frau errötend hinzu. »Das Essen halten wir uns ja selber, weil’s billiger so ist, und gerade, als Edwin die Wurst anschneiden will, stürzt plötzlich was durch die Tür und kracht mitten zwischen uns! Wieviel wiegt er eigentlich?«
    »Na, so zwischen vierzig und fünfzig«, sage ich, »es muß ja entsetzlich gewesen sein!«
    »Jedenfalls war es...«, sagt der junge Mann, »ich möchte sagen, etwas ungewöhnlich! Wollen Sie sich nicht setzen? Wir haben allerdings nur den einen Stuhl, auf dem unsere Sachen liegen. Schrank ist nicht.«
    »Er hat natürlich die Wurst gerochen«, stottere ich, »auf keinen Fall möchte ich Sie länger stören...«
    »Etwas Kirschwasser haben wir auch noch von daheim«, bietet die junge Frau an.
    »Nein, danke, vielen Dank!«
    »Na, eine Scheibe Wurst soll er wenigstens haben, damit er nicht so enttäuscht ist«, erklärt der junge Mann.
    »Aber ich bitte Sie, er ist sowieso schon viel zu dick!«
    »Dann kommt’s auf eine Scheibe mehr oder weniger auch nicht an. Sie haben doch schon zwei — so ein Pudelchen und einen Fox? Ist der hier neu?«
    »Ja, ganz neu, seit heute.«
    »Aha«, meint der junge Mann, und da uns damit der Gesprächsstoff endgültig ausgegangen ist, wende ich mich zum Gehen.
    »Lassen Sie die Tür ruhig auf«, bittet mich die junge Frau, »es wird ja nicht gleich wieder so was Dickes ‘reinkommen, bisher waren’s nur Nachtfalter und einmal eine Maus.«
    Den Dicken muß ich eine Strecke hinter mir herzerren. Die Vorwürfe, die ich ihm ob seines Benehmens mache, nimmt er überhaupt nicht zur Kenntnis. Er sieht mich nur ratlos hechelnd an: >Wie kann man bloß weglaufen, wenn noch eine ganze Salami da ist?< Schließlich fügt er sich aber und trabt wieder vor mir her, biegt dann seitwärts in eine Wiese aus. Und dort inszeniert er ein gewaltiges Gebrüll. Es hört überhaupt nicht auf. Also muß ich wieder von der Straße hinunter und in das taufeuchte Gras, bis Schuhe und Strümpfe klatschnaß sind.
    Cocki sitzt vor einem stehengelassenen Heuwender und brüllt ihn aus voller Lunge an. Als wir ins Wirtshaus gegangen sind, stand das Gerät noch nicht da, und das hat er sich genau gemerkt. Aber was ist das, dieses Ungeheuer? Vielleicht kann man es durch Gebrüll wegscheuchen. Aber es läßt sich nicht

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