Zwei Toechter und drei Hunde
nicht dumm«, versuche ich zu scherzen. In ihren Augen aber bleibt das böse Leuchten: »Ja, aber mit Anstand!«
»Du willst mir also sagen, daß du ihn mehr liebst als er dich, daß er sich sozusagen nur von dir lieben läßt, und das nicht einmal mit Anstand? Das wirst du mir doch nicht weismachen wollen!«
Die bitteren Linien um ihren Mund werden noch tiefer: »Vielleicht liebt er mich noch. Möglich. Aber seit er — also, seit er mich sicher hat, wird das, was zwischen uns ist, immer mehr ein Kampf um die Macht. Man müsse die Situation vorher klären, das ist sein zweites Wort. Möchte wissen, wer ihm diesen Floh ins Ohr gesetzt hat.«
In ihren umschatteten Augen ist für einen Moment das alte Feuer. Sie zerrt das starke, wuschelige Haar über dem Ohr auseinander: »Hier sieh dir das an, ich kriege weiße Haare! Mit zweiundzwanzig! Und mein ganzes Jurastudium läge ihm überhaupt nicht, erzählt er mir dauernd. Aber er, weißt du, was er werden will? Nicht etwa Rechtsanwalt oder Syndikus, wie’s ursprünglich geplant war, nein — Richter! >So ‘n schöner, fauler Beruf<, sagt er. Die Hauptarbeit nehmen ihm die gegnerischen Anwälte ab, und er braucht nur zu urteilen und bekommt später Pension. Aber ich kenne ihn: das Gehalt wird ihm bald nicht mehr ausreichen, und dann muß ich womöglich noch mal anfangen zu studieren, mit drei Kindern an der Schürze, denn die Frau gehört ja ins Haus, und er ist ja so kinderlieb — damit ich zu Haus hocken muß und ihn nicht kontrollieren kann. Und dann, nach zwanzig Jahren, kommt dann die gute Partie vorbeigeschwommen, und ich werde in juristisch elegantester Weise abserviert. Nein, Colonel, ich studiere weiter, und ich lasse mich auch nicht an der Nase ‘rumführen.«
Mir ist weh in der Brust: »Soll ich mal mit ihm reden?«
Sie zuckt die Achseln, so müde, so erschreckend müde: »Wenn du willst? Versuch’s.«
»Werde ich tun. Vielleicht muß er nur wachgerüttelt werden.«
Gerade als wir heimkommen, klingelt das Telefon. Ich laufe ins Haus und erwische es noch. Es ist Enrico. Woher weiß der denn meinen Geburtstag? Aber dann stellt sich heraus, daß er davon keine Ahnung hat: »Mensch«, sagt er, »du mußt unbedingt so bald wie möglich zu mir kommen!«
»Du auch zu mir.«
»Na ja, das sowieso, aber ich habe eine Überraschung für dich, da setzt du dich glatt auf den Hintern!«
»Ich habe auch eine Überraschung für dich.«
»So?« Es klingt nicht übermäßig interessiert: »Was denn?«
»Ich habe einen neuen Cocki! Einen richtigen Springercocker, genau wie mein alter. Aber du hast ihn ja nicht gekannt. Nun sind’s wieder drei bei mir. Na — und deine Überraschung?«
»Komm her und staune!«
»Na schön. Also wann?«
»Ist dir Freitag recht?«
»Freitag — Freitag... warte mal, da war doch was — ach so, um zwei Uhr bin ich bei meinem Verleger, ich könnte ja schon früher ‘reinfahren, in der Stadt essen und — na, sagen wir mal, so ab sechs bei dir sein, ja?«
»Gemacht! Menschenskind, ich kann’s gar nicht abwarten, dein dämliches Gesicht zu sehen! So lang!« Und damit hängt er ab.
Als ich mich vom Apparat umdrehe, steht Margot hinter mir: »Wer war denn das? Buddy?«
»Nein. Enrico.«
»So. Was wollte er denn?«
»Hat ‘ne Überraschung, die er mir Freitag vorführen will. Mehr hat er nicht gesagt.«
Sie runzelt die Brauen: »So — eine Überraschung.« Schüttelt dann etwas von sich ab: »Ich muß ‘rauf, beim Decken helfen.«
Ich schaue ihr nach, wie sie die Treppe hinaufläuft. Dieses entzückende Geschöpf! Die Finger sollte er sich nach ihr ablecken, dieser Esel, der Buddy. Aber den werde ich mir vornehmen!
Am Freitagmorgen nehme ich nur Cocki mit in die Hauptstadt. Von den beiden anderen Mitgliedern des Dreibundes werde ich nicht sonderlich vermißt. Der Kastenbart sitzt mit hochgereckter Nase und ekstatisch geschlossenen Augen in der Küche neben der Mama, die das Hundefutter schneidet. Peterchen guckt neben Frauchen aus dem Fenster, die Vorderbeine wie üblich als Müffchen vor sich, und schaut mir gemütlich nach. Der Dicke aber sitzt hoch aufgerichtet auf dem Hinterpolster und wirft bedrohlich majestätische Blicke nach allen Seiten: >Kommt ja meiner Höhle nicht zu nahe!<
Am Dorfausgang treffe ich Buddy. Wir stoppen beide gleichzeitig. Während er mit einem etwas verlegenen Lächeln auf mich zukommt und Cocki mit rasendem Gebrüll gegen die Scheibe fährt, fühle ich, wie meine alte Sympathie für diesen
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