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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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undankbar sogar. Denn wenn ich mir jetzt mein Leben so überlege, wie der Allmächtige da droben es aus tausend bunten Fäden zu einem Muster gewebt hat, in dem nicht eine einzige Masche fehlen durfte, und wie er zum Schluß immer alles wieder zum Guten gewendet hat, selbst wenn es zuerst ganz dunkel gefärbt war, überströmt mich eine tiefe Bewunderung und Dankbarkeit. Ja, ich will mich zu diesem Tag bekennen, obwohl, wie gesagt, die Geschenke nicht mehr so wichtig sind...
    Hoppla, hoppla, was rede ich denn da? Dort draußen, nur durch eine dünne Wand von mir getrennt, liegt ja eines der schönsten Geschenke, die mir im Leben je gegeben wurden. Es ist gute zwanzig Kilo schwer, hat krumme, braun-weiß gefleckte Beine, ein hohes Köpfchen, goldene Augen und eine Riesen-Pappnase. Und jetzt kann ich sogar deutlich hören, wie er gegen die Wand bumst, als er sich herumwirft, und dann folgt ein tiefer Schnarcher. Cockchen — es ist wieder ein Cockchen da! Und das andere, das da draußen unter dem Busch liegt, ist mir deshalb nicht gram, ich fühle es. Im Gegenteil. Und auch Weffi nimmt’s nicht übel, und Peterchen vergöttert ihn. Ebensogut hätten sie sich ja auch zu dritt gerauft haben können, und ich wäre mit vierzig Pfund goldener reiner Liebe dagesessen und hätte nicht gewußt, wohin damit!
    Draußen hebt jetzt ein mächtiges Lärmen an, genauer gesagt, ein entzückendes, süßes Zwitscherkonzert, und über die Lichtbalken der Jalousien huschen Vogelschatten, tanzend wie Gespensternoten. Ich stehe auf und öffne ganz vorsichtig den Laden. Den ganzen Telefondraht entlang sitzen die Schwalben reisebereit in ihren kleinen Fräckchen, Schulter an Schulter, aber überall will sich noch eine dazwischendrängen, und dann kommt die ganze Versammlung ins Schaukeln und Kippen und Flattern. Dahinter der See, der eben zu erglühen beginnt, als die Sonne über der ungeheuren Säge der Berge, der Felsen und Firne erscheint und ein paar Minuten nach den Dächern des Dorfes auch das Wasser erreicht.
    Wieder sehe ich auf die Uhr: Na, jetzt kann ich’s wohl riskieren. Über mir höre ich schon die Mama rumoren. Ich schleiche durch die Bibliothek zur Tür und trete dort fast auf den Dicken. Er reißt seinen ungeheuren Rachen auf, gähnt, ist dann sofort munter und will sich an mir vorbei in die Bibliothek drängeln. Von da soll es sicher weiter auf mein Bett gehen. Ich fange ihn gerade noch ab und drücke seinen Kopf an meine Brust: »Nein, Dicki«, sage ich, »das mit dem Bett, das wollen wir gar nicht erst anfangen. Du schleppst viel zuviel Dreck mit dir ’rum an deinen langen Zotteln. Und jetzt machen wir hier kein Schurrmurr, sondern legen uns schön auf die Terrasse und sind überhaupt ein ganz braver Hund.«
    Schnell schlüpfe ich ins Bad, verriegele die Tür und widme mich dann der Wiederherstellung meiner äußeren Person, während es draußen lebendig wird. Als ich mich später rasiere, hänge ich mich wieder aus dem Fenster. Das Gras ist schon wieder recht hoch und schimmert von tausend Tropfen Diamanten. Außerdem sind einige frisch gegrabene Löcher darin sichtbar, die unverkennbar Cockis Handschrift tragen. Mein kleiner Kerl...
    Donnerwetter, ist das schon wieder heiß, ich glaube, man kann auch heute noch mal baden gehen. Außerdem macht sich ein Wind auf, einer jener heftigen Winde, die bei uns im Handumdrehen entstehen, die Wellen des Sees fast zu Meereshöhe aufpeitschen und ebensoschnell wieder verschwinden. Und das sogar, wie eben jetzt, bei klarstem Himmel. Dann kann man die wunderbarsten Gegenlichtaufnahmen machen, und wenn man sich gar mit der Reflexkamera auf den Bauch legt, kann man >Ozean bei Windstärke 12< fotografieren und es an die Bekannten verschicken.
    Vor der Tür des Badezimmers herrscht schon lebhafter Parteienverkehr, und als ich in mein Zimmer komme, liegen alle drei Hunde im Bett. Ganz am Fußende, den Kastenbart über die Lehne gehängt, Weffchen. In der Mitte hoch aufgereckt der rasende Schnürsenkel und auf meinem Kopfkissen, das Ohr über die Augen gebreitet, der Dicke. Sicher hat ihn die Mama wieder von der Terrasse hereingelassen. Für mich ist überhaupt kein Platz mehr, und so muß ich mir im Stuhl sitzend Strümpfe und Schuhe anziehen. — Vor dem Frühstück Besichtigung der Geburtstagstafel mit Blumen, brennendem Lebenslicht, Hennessy, Tonband und Diafilmen. Nach dem Frühstück kommt Addi mit einer Flasche Gumpoldskirchner herübergerannt und meldet den ganzen Bentler-Verein

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