Zweibeiner sehen dich an
Schweißperlen.
„Unsinn“, erwiderte Klement und schaute finster drein. „Ein Millionstel Gramm, sogar bei totaler Umwandlung, kann höchstens einen kleinen Knall verursachen. Auf keinen Fall wird es eine Explosion geben … Ic h könnte jetzt einen Schnaps vertragen. Haben Sie keinen Schnaps, Behrens?“
Zwei der weißgekleideten jungen Männer prallten in der Mitte des Raumes zusammen und gingen leise fluchend in verschiedenen Richtungen weiter. Ein Monitor wurde über dem Kontrollpult in Betrieb gesetzt. Man sah das Innere eines anderen, ebenfalls mit Menschen überfüllten Raumes. Das Hervorstechendste an diesem anderen Raum war eine Maschine, die von einem Stahlgehäuse umgeben war, an dessen Außenwandung ein Wirrwarr von Kabeln und Instrumenten hing. „Tatsache ist“, sagte der große Däne und streckte sich, „daß ich wirklich ein Fläschchen beiseitegelegt habe. Ich habe sie eigentlich für eine kleine Festlichkeit zurückgelegt, aber …“ Er beugte sich über den kleinen Lewine und langte in ein Fach.
„Nein, nein“, wehrte Lewine ab, „mir geht es gut. Trotzdem vielen Dank.“
„Sehen Sie, Herr Lewine“, sagte nun Klement und rückte näher an ihn heran. „Es ist im Grunde alles ganz einfach. Der Umwandler ist in einem Hirsch-Revere-Feldgenerator eingeschlossen. Das ist eine Einrichtung, die ein sogenanntes Sperrfeld erzeugt …“
„Welches wiederum eine Explosion verhindert“, nickte Lewine müde. „Ich verstehe, aber …“
„Eben. Es kann nicht explodieren, wenn das Sperrfeld angestellt ist“, bekräftigte Klement. „Wir beginnen mit dem Umwandlungsprozeß. Energie wird freigesetzt …“
„Explosion“, murmelte Lewine.
„Nein. Keine Explosion. Bevor die Welle die Wand der Kammer erreicht, stellt fünfundachtzig Zentimeter davor ein Mikroschalter das Sperrfeld an. Diese Energie kann nicht in Form von Hitze oder Strahlung existieren. Richtig?“
„Richtig“, wiederholte Lewine gleichmütig und sah Klement an. „Wegen des Sperrfeldes. Aber die Energie existiert weiter, sie kann sich nicht verflüchtigen, stimmt das? Sie muß in irgendeiner Form zurückkommen!“
Eggert, der EURATOM-Mann, mischte sich ein. „Und Ihre Theorie besagt, Herr Professor, daß die einzige Form, die sie annehmen kann, die der Zeitenergie ist.“
„Genau“, sagte Klement. Er strahlte und steckte sich seine Zigarre wieder zwischen die Lippen.
„Und Ihre Berechnungen unterstützen diese Theorie, Herr Behrens“, wandte sich Eggert an den Dänen. Behrens nickte und lächelte.
„Ich sehe immer noch nicht ein, was das alles überhaupt soll“, murmelte Lewine mehr zu sich selbst. „Selbst wenn …“ Er schaute wieder auf seine Armbanduhr und dann auf den großen Chronometer auf dem Kontrollpult.
„Ganz interessant“, ließ Eggert sich vernehmen. Klement hatte sich abrupt abgewandt und unterhielt sich flüsternd mit einem seiner Mitarbeiter.
Eggert sagte zu Behrens: „Ich bin gewiß nicht der richtige Mann dafür, Ihre mathematischen Berechnungen zu verstehen, Herr Behrens. Deshalb habe ich mir die Freiheit genommen, sie einem meiner Freunde, der an der FU in Berlin lehrt, zu zeigen. – Klaus Ilgner – vielleicht haben Sie schon von ihm gehört?“
„Ilgner? Ja“, erwiderte der Däne und nickte schwerfällig, scheinbar interesselos.
„Er ist der Ansicht, daß Sie die Einsteinsche Feld- Gleichheit übersehen haben“, fuhr Eggert fort, „so daß – selbst wenn es möglich wäre, die Form der Energie umzuwandeln – in ein zusätzliches Zeitquantum …“
„Ich weiß, was Sie sagen wollen“, unterbrach ihn der Däne kopfschüttelnd. „Es würden Verschiebungen im Kontinuum auftreten, weil die Relation zwischen der Raumzeit und der Masse des Universums umgestoßen würde und so weiter … Glauben Sie mir, Herr Eggert, das ist schon längst widerlegt. Niemand wendet die Einsteinsche Feld-Gleichheit noch an. Ilgner mag seine Qualitäten haben, aber seine Physik ist seit fünfzig Jahren überholt. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.“ Er hob seine Hand zum Zeichen des Friedens, sie sah aus, als könne sie hundert Ilgners mit einer einzigen Bewegung hinwegwischen.
„Kontrolle!“ rief einer der Assistenten. „Kontrolle! Kontrolle! Kontrolle!“
Auf dem Bildschirm des Monitors las ein anderer Mann die Check-List ab. Der Ton war nicht eingeschaltet, so daß die Männer nur sehen konnten, wie er die Lippen bewegte.
„Kontrolle!“ rief der Assistent nochmals, hielt dann aber
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