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Zweibeiner sehen dich an

Zweibeiner sehen dich an

Titel: Zweibeiner sehen dich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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rief am Nachmittag für Sie an, Herr Naumchik. Es war eine Dame.“
    „Hat sie ihren Namen genannt?“
    „Nein, das nicht. – Wenn sie nochmal anrufen sollte – soll ich ihr dann sagen, daß Sie hier sind?“ Der junge Mann dachte nach. „Mich würde interessieren, wer es war. – Karin? Angelika? Wie sah sie denn aus?“ Der Barkeeper hörte seine letzte Frage nicht mehr. Er hatte den Platz gewechselt und sich anderen Kunden zugewandt.
    „Hallo, Naumchik, seit wann bist du denn hier?“ Ein großer Mann mit einem Tweedanzug stellte sich neben ihn an die Bar. Er trug einen Tirolerhut und sprach einen breiten englischen Akzent. An einer Leine hielt er einen schlanken Windhund mit seidigem Fell und traurig blickenden Augen. Der Hund drückte seine Nase in die Hand des jungen Mannes. „Oh, hallo, Potter!“ Der junge Mann tätschelte liebevoll die Schnauze des Hundes. „Seit heute morgen. – Platz, Bruno! – Es ist letzte Nacht ziemlich spät geworden. Wir haben einen zweistündigen, unfreiwilligen Aufenthalt gehabt über Tempelhof.“
    „Sauwetter“, stimmte ihm Potter zu. „Was ist mit der Regenerationsgeschichte?“
    „Nichts. Sie liegt auf Eis. Aber ich habe trotzdem zwei Spalten daraus gemacht. – Ich habe gehört, du hättest dir in Riga den Arm gebrochen?“
    „Das war Merle“, erwiderte Potter und wies mit dem Kinn auf eine blonde Frau, die an einem Ecktisch saß und einen Arm in einer Schlinge trug. Sie hob ihr Glas und lächelte.
    „Eine üble Sache“, sagte der junge Mann, ihren Gruß erwidernd.
    „Halb so schlimm. – So kann sie besser dirigieren. Manchmal wünschte ich, sie würde sich sämtliche Knochen im Leibe brechen.“
    Ein schwitzender junger Mann kam auf sie zu und klopfte dem Engländer auf den Arm. „Sag’ mal, Potter, kannst du mir sagen, wo ich Johnny Ybarra finden kann?“
    „Keine Ahnung. Hast du schon die Bordelle abgeklappert?“
    „Alle?“ Der junge Mann schien verzweifelt. Dann rannte er wieder hinaus, nicht jedoch, ohne vorher kurz „Hallo, Naumchik“ gesagt zu haben.
    Emil, der gerade telefonierte, sah hoch und hob die Augenbrauen. Der junge Mann nickte. Emil drückte einen Knopf und der Handapparat des jungen Mannes leuchtete auf.
    „Entschuldige, Donald …“ sagte er. „– Oh, du bist es, Julia!“ Das kleine Gesicht auf dem Bildschirm lächelte ihn an. „Ein Glück, daß ich dich erreicht habe, Martin. Ich habe auf gut Glück versucht, dich dort anzutreffen. Kommst du heute zum Abendessen?“
    „Laß mich überlegen. Ja … nein, es klappt doch nicht. Ich muß heute abend mit Schenk zu Abend essen. Es tut mir leid, ich habe es vergessen, Julia.“
    „Schade“, erwiderte sie. „Ich hätte dich so gern gesehen.“ Ihr Blick war wehmütig.
    „Ich dich auch. Vielleicht können wir uns morgen zu einem Cocktail treffen …“
    Julia war zu alt für ihn. Obwohl er viele schöne Erinnerungen an ihre kleine Wohnung in der Heinrichstraße hatte, wo er seine ersten Zeitungsartikel produziert hatte („Ich war der rätselhafte Kaufhof-Klettermax“), verspürte er keine Lust, alles noch einmal von vorne zu beginnen. (Wie stolz sie beide gewesen waren, als der Artikel von Martin Naumchik in der Zeitung erschienen war.) Sein Erfolg hatte sich darauf aufgebaut.
    „Wie geht es Churchill?“
    „Ich mußte ihn weggeben, Martin. Er biß einen guten Freund von mir.“
    „Und Maggie? Hast du Maggie noch?“
    „Maggie geht es gut.“
    Unten an der Bar warfen drei Männer in Plastikmänteln abwechselnd Münzen in den Schlitz eines Spielautomaten, auf dessen Front das 3–D-Bild eines feisten Mädchens in einem bayrischen Dirndl zu sehen war. Sobald eine Münze durch den Schlitz fiel, drehte sich das Mädchen langsam um, hob seinen Rock und entblößte dabei sein blankes Hinterteil. Jedesmal, wenn das geschah, brachen die Männer in ein brüllendes Gelächter aus.
    Potter schlug ihm auf die Schulter und verabschiedete sich. Der junge Mann winkte ihm nach.
    „Komm doch mal vorbei, wenn du Zeit hast.“
    „Ja, das werde ich tun. Morgen, irgendwann im Lau fe des Nachmittags. – Arbeitest du immer noch im Ministerium?“
    „Ja, noch immer.“
    „Gut. Ich werde vorher anrufen. Auf Wiedersehen.“
    Ihr Gesicht wirkte betrübt, als es von der Sichtscheibe des Telefons verschwand. Bedauernd seufzend, aber sichtlich erleichtert stellte er das Handgerät weg.
    Ein korpulenter junger Mann in einer braunen Jacke nahm Potters Platz ein. Sein Schnauzbart war ungekämmt,

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