Zweibeiner sehen dich an
schon sehen. Es wird alles wieder in Ordnung kommen – und wir sind doch schon Freunde, nicht wahr?“
Sie blickte ihn schüchtern an. Sie zitterte nicht mehr, als sie sagte: „Ja, Fritz.“
Er schmiegte sich noch enger an sie. Die Rolle des Beschützers, die er jetzt innehatte, gab ihm ein freudiges Gefühl der Gerechtigkeit. Sie schwiegen und sagten nichts.
„Sind wir jetzt wirkliche Freunde, Emma? Und du fürchtest dich auch nicht mehr vor mir?“
„Nein, Fritz –jetzt nicht mehr.“
„Weshalb legst du dann immer noch deine Hände auf den Knopf? Ist das nicht unbequem? Oder traust du mir nicht?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß auch nicht, warum ich das tue. Es ist nur … ich traue dir, Fritz.“
„Also, dann …“
Nach einem Moment des Zögerns nahm sie gehorsam die Hände herunter und legte sie in ihren Schoß. Ihr Knopf war groß, dunkelrot und strömte einen feinen, würzigen Geruch aus.
„Ist es nicht besser so? Ist irgendetwas Schlimmes geschehen, seit du die Hände heruntergenommen hast?“
„Nein, Fritz“, entgegnete sie und legte ihren Mund gegen seine Schulter. „Ich fühle mich viel besser.“
„Ich auch, Emma. Ja, ich auch.“ Überschäumend vor Emotionen legte der Zweifüßler seinen Kopf an den ihren. Mit einer instinktiven Geschicklichkeit, die sie beide überraschte, biß er ihren Knopf ab.
XII
Der junge Mann wurde von einer Woge von Gefühlen dahingetrieben. Taft raschelte, nach Zimt duftend und entfaltete sich endlos. Knistern von Satin, als die beiden Körper zueinanderstrebten. Suchende Lippen. Ein Druck. Ein süßer Schmerz (Seufzer um ihn herum im Theater). Atemzüge. Schneeweiße Gesichter. Schultern. Satin. Ein Schönheitsfleck auf ihrer Wange. Eine hochtoupierte Perücke, weißer als ihre Haut, überschattete sein Gesicht. Eine Stimme. Traurig. „Für immer?“
„Für immer.“ Ein triumphierender Bariton. „Oh, Stephen …“ Die beiden Körper wandten sich voneinander ab, als würden sie auseinandergerissen. Ihr Gesicht, groß. „Was ist das?“ Er.
Sie: „Schau!“ Ihre Körper verschwinden aus dem Blickfeld, um die weite blaue Perspektive eines gewaltigen Zimmers zu enthüllen. Dort unten, weit entfernt und dennoch riesig, steht der finstere Mann in verschwitztem Scharlachrot. Sein schwarzer Spitzbart schimmert. Funkelnde, schwarze Augen. Mit öliger Stimme fragt er: „So, meine jungen Liebenden, treffen wir uns wieder?“ Im Nichts treibend, seufzte der junge Mann auf und drehte sich herum. (Dort war er hereingekommen). Grobe Worte schallen durch das lange Zimmer. Sie sinkt zurück, schwer atmend. Dort: der finstere Mann packt sein Schwert am Griff. Jetzt gleitet der mörderische Stahl heraus. (Keuchen). Jetzt: Die Kämpfe der Titanen. Stahl schlägt auf Stahl. Funken und surrende Klingen in der Luft. Ein Tisch fällt krachend um. Eine Kerze fällt, in zwei Teile zertrennt, brennend zu Boden. Ein Krug zerfällt in tausend Scherben. „Ha!“ Die Hand des blassen Mannes an seiner Schulter. Blut quillt zwischen den Fingern hindurch. Das Geklirr der Klingen. Das Gesicht des blassen Mannes nimmt einen grimmigen Ausdruck an. Ein wirbelndes Klingendickicht: dann zuckt das Schwert vor, blitzschnell herumwirbelnd (Ein Lichtblitz zu seiner Linken warnte ihn davor, die Waffe zu senken; er tut es dennoch). Ah! Ein wahnsinniger Stich in seinem Herzen. Gott im Himmel …
Haltlos, fast besinnungslos, hockt er auf einem Stuhl mit hämmerndem Herzen.
Er war der sterbende Mann! Er sah, wie das Zimmer langsam dunkel wurde, sah, wie die Decke sich über ihm drehte, sah ganz schwach zwei riesige Gestalten, die einander in die Arme sanken. Dann nur noch Dunkelheit.
Lichter flackerten auf und beschienen die beiden Liebenden, die einander in die Arme sanken. Heitere Musik erfüllte die Umgebung, als die beiden Gesichter größer werdend aus dem Brennpunkt verschwanden. Alles, was übrig blieb, war der schwindende Geist eines Lächelns.
ENDE.
Die Welt war verschwunden und hatte einen grünlichen Glanz hinterlassen. Der junge Mann wurde sich seines Körpers wieder bewußt und verkrampfte sich in seinem weichen Sitz. Um ihn herum, im großen Rund, bewegten sich Gestalten. Seine Sitzfläche war gefühllos geworden und schmerzte. Er versuchte aufzustehen. Es war schwer, sich an die Stille zu gewöhnen und an die anderen unwichtigen Dinge.
Schwindlig trat er in das heiße Nachmittagssonnenlicht hinaus. Er ging an der Bäckerei vorbei, über deren Eingang
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