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Zweibeiner sehen dich an

Zweibeiner sehen dich an

Titel: Zweibeiner sehen dich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Einer der Falter streifte weich seinen Nacken, bevor er sich niederließ. Verärgert wandte sich der junge Mann ab und ging. Aber obwohl er sich bemühte, konnte er nicht vermeiden, daß mehrere der winzigen Körper von seinen Sohlen zertreten wurden. In der dritten Etage verließ er den Lift und öffnete vorsichtig Julias Tür. Sie hielt sie in letzter Zeit ständig unverschlossen, weil er sich mit den Schlüsseln nicht besonders zurechtfand. In der Wohnung herrschte Stille, nur Maggie, die Katze, kam heraus und maunzte mißmutig. Der junge Mann ließ sich auf die Knie nieder und kroch auf allen Vieren auf sie zu, bis er mit seiner Nase gegen die der Katze stieß. Sie war naß und kalt, und sie rieb ihre Schnauze an seinem Gesicht und machte einen Buckel.
    Aus dem Schlafzimmer erklang ein Geräusch. Es war Churchill, der hereinkam. Er sah gefährlich aus, aber als er erkannte, daß er den jungen Mann vor sich hatte, verschwand der gereizte Glanz aus seinen Augen. Er watschelte heran und beleckte die Wange des jungen Mannes.
    Er stand auf und wischte sein Gesicht mit einem Papiertaschentuch ab. „Martin?“ ertönte eine müde Stimme aus dem Schlafzimmer. Er sah durch die Tür in den angrenzenden Raum. Julia sah ihn schläfrig an. „Wie spät ist es denn?“ Der junge Mann sah auf seine Armbanduhr. „Fast drei Uhr. – Geht es dir besser, Julia?“
    „Ich glaube schon. Würdest du mir bitte ein Glas Wasser bringen?“
    „Aber sicher!“ Er ging in die Küche. Dann setzte er sich auf die Bettkante und schaute ihr beim Trinken zu. Ein sonderbares Gefühl ergriff von ihm Besitz. Es war das erste Mal, daß er in ihrem Schlafzimmer weilte. Er hatte bisher erst einmal hineingesehen. Sie hatte sich gerade ausgezogen und er hatte ihre nackten Brüste sehen können, die sein Interesse erweckt hatten. Aber ihr Anblick hatte ihn in einen unbekannten Zustand versetzt, der ihn dazu getrieben hatte, das Zimmer fluchtartig zu verlassen.
    Jetzt betrachtete er ihre runden Formen unter dem dünnen weißen Nachthemd. Neugierig berührte er sie. Die Wölbung, die er betastete, war weich und beweglich, aber da war eine harte Spitze …
    „Oh“, machte sie überrascht. Dann legte sie eine Hand auf die seine.
    „Habe ich dir wehgetan?“
    „Aber nein, Martin“, erwiderte sie. „Es ist alles in Ordnung. – Berühre mich nur, wenn du möchtest.“ Sie setzte das Glas ab, nahm seine Hände und legte sie auf ihre Brüste. Ihre Augen schimmerten feucht, als sie sagte: „Mein Liebling …“
    „Julia …“ flüsterte er. Er lehnte sich über sie und küßte sie. Für das erste Mal war es nicht schlecht, ihre Nasen berührten sich nicht. Er hatte sich die Sache schwieriger vorgestellt.
    Der Atem der Frau ging schwer. Sie schlang ihre Arme um seinen Rücken und preßte ihn an sich. Ihre Küsse hielten an und nach einer Weile tat sie etwas mit ihm, was er bisher nicht gekannt hatte.
    Später lag der junge Mann erschöpft und verwirrt auf dem Rücken, während Julia sich aufsetzte und vor sich hinsummend ihr Haar bürstete. Das Türlicht flackerte. Sie sahen sich an.
    „Wer könnte das sein, Liebling?“
    „Ich werde nachsehen.“
    Halb weinend und halb lachend versuchte sie ihn zurückzuhalten. „Ziehe dir erst etwas über.“ Er küßte sie, weil ihre Zufriedenheit ihn freute und zog sich an. Wieder flackerte das Türlicht. „Ich komme schon, Ich komme schon“, murmelte er.
    Im Korridor stand ein mittelgroßer, zigarrenrauchender Mann in einem grauen Sommermantel. „Na, Herr Naumchik?“ sagte er und lächelte.
    „Bitte?“ fragte der junge Mann unsicher.
    „Kennen Sie mich denn nicht mehr?“ fragte der Mann erstaunt. „Ich bin Tassen. Von der Freien Pres se.“
    „Nein … Herr Tassen? – Was führt Sie zu mir?“
    „Ich kam gerade vorbei“, sagte Tassen, unbekümmert an ihm vorbeisehend, „So, hier wohnen Sie also. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich einen Augenblick ’reinkomme?“
    „Aber natürlich nicht.“ Der junge Mann wandte sich unsicher um. Tassen folgte ihm in die Wohnung und musterte sie mit Interesse. Aus dem Schlafzimmer erklang ein Bellen, dann das kratzende Geräusch von Pfoten an der Tür. Dann sagte Julia mit gedämpft klingender Stimme: „Churchill – wirst du das wohl sein lassen? Böser Hund!“
    Tassen zog eine Augenbraue hoch und sah in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen waren, aber er verlor kein Wort darüber.
    „Sie haben es gemütlich hier, Naumchik. – Ich werde Sie nicht

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