Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
Vom Netzwerk:
vermisste Sam, darüber konnten die ruhigen, zärtlichen Abende mit Gabriel nicht hinwegtäuschen. Immerhin rief Sam jeden Tag einmal an, was Frank mit einem breiten, überglücklichen Grinsen quittierte und sich anschließend doch immer leerer fühlte.
    Er wusste, dass er gefühlsmäßig keine Unterschiede machte, also, sofern man Liebe messen konnte, empfand er für beide das Gleiche, dennoch verband ihn mit Sam, den er nun seit vier Tagen nicht gesehen hatte, ein absolut einmaliges Erlebnis. Daran gab es nichts zu rütteln.
    Ein weiteres Seufzen, er schob das Buch von sich, als das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte. Das könnte Sam sein!
    „Meißner?“
    „Hallo Franky, wie geht es dir?“
    Das Grinsen erlosch, es war nicht Sam. Auch nicht Gabriel, sondern Sven.
    „Leg nicht gleich wieder auf, bitte. Ich wollte dir nur sagen, dass es nicht besonders schlau war, mir diesen blonden Wachhund auf den Hals zu hetzen.“
    Frank starrte auf das Telefondisplay. „Was meinst du?“
    Natürlich wusste er, wo genau Sam sich aufhielt, dass er Sven beobachtete, aber ... Sam war zu sehr Profi, um sich dabei erwischen zu lassen! Zumindest hatten Gabriel und er das mehrfach versichert!
    „Na diesen ... wie heißt er noch gleich? Mein Schwesterchen konnte sich nicht ganz erinnern ... Sam irgendwie ?“
    Ein hartes Schlucken, Gänsehaut überzog Franks Unterarme. „Welcher Sam?“
    Ein Auflachen, das beinahe missbilligend klang. „Tu nicht so unschuldig, Franky. Du hast diesen Typen losgeschickt, um mich zu überwachen. Aber ... vielleicht war das nicht die beste Idee, angesichts der Tatsache, dass er jetzt bewusstlos in meinem Keller liegt?“
    Aus der Gänsehaut wurde ein widerlicher Schauder und das Zittern ließ nicht nach. Angst um Sam, Wut auf Sven, das waren die vorherrschenden Emotionen in Frank, die eine irre Mischung aus Hitze und Kälte verursachten.
    Wenn das stimmte, dann ...!
    „So schweigsam, Franky? Der Junge sollte wirklich die Finger von den Drogen lassen ... Im Moment schläft er seinen Rausch aus ... hast du ihm nicht gesagt, dass ich Chemiker bin?“
    „Was ... willst du?“, fragte Frank und ärgerte sich über das Bibbern in seiner Stimme.
    Sven quittierte es mit einem Auflachen. „Du bist vernünftig, das ist gut. Vielleicht lasse ich mich ja überreden, ihm nichts zu tun?“
    „Dann sag, was du willst! Was soll ich tun?“ Es erschien ihm so logisch, so glasklar, dass er Sam helfen musste. Und die Tatsache, dass er die Beute war, die Sven wollte, würde er dafür benutzen, Sam zu retten. Er musste einfach!
    „Komm hierher.“
    Frank schloss die Augen und schluckte. Nur mühsam hielt er die Tränen ohnmächtiger Wut zurück. „Ist in Ordnung. Aber du wirst ihm nichts tun!“
    Das nächste Lachen. „Vor einem Jahr hätte ich was drum gegeben, wenn diese Sorge in deiner Stimme mir gegolten hätte. Es wäre besser, wenn du dich beeilst.“ Sven nannte ihm eine Adresse und er speicherte sie in sein Smartphone.
    „Ich ... versuche es.“ Frank legte auf, er versuchte es zumindest, denn seine zittrige Hand verfehlte zweimal die Halterung des Hörers und er musste nachgreifen.
    Sein Kopf sank in seine Handflächen und er erlaubte sich ein trockenes Aufschluchzen. Wusste, was Sven ihm antun würde.
    Aber deutlich schlimmer war das, was er Sam antun konnte – und zwar jetzt schon!
    Frank sprang auf, packte fahrig seine Sachen und verließ das Büro. Er ging zu seinem Chef.
    „Ich muss dringend weg, brauche ein paar Tage Urlaub.“
    Frederik Gleim sah ihn erstaunt an, dann nickte er. „Du bist kreidebleich! Wirst du krank?“
    Frank runzelte die Stirn und nickte zögerlich. „Scheint so ... ich ... kann ich eine Woche zu Hause bleiben?“
    Frederik nickte noch einmal. „Mach das, den Urlaubsschein können wir später ausfüllen.“
    „Danke.“ Frank zwang sich zu einem knappen Lächeln und machte kehrt. Es war nicht einmal Mittag, mit seinem Polo würde er geschätzte vier Stunden brauchen, mit der Bahn wäre er auch nicht viel schneller ...
    Er verließ das Gebäude und ging zur Straßenbahnstation. Natürlich, in ein paar Stunden hätte Gabriel ihn abgeholt.
    Gabriel ... Sollte er ihn anrufen? Ihm bescheid sagen, dass Sven es offenbar geschafft hatte, Sam unter Drogen zu setzen?
    Frank kramte nach seinem Handy und wählte Gabriels Nummer an. Es klingelte ewig, dann sprang die automatische Ansage an, dass der Teilnehmer nicht antwortete.
    Super, wo auch immer der Engel gerade war, Hilfe

Weitere Kostenlose Bücher