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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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Willen zur Beute machte.
    Beute!
    Oh nein, Beute war er nur für einen einzigen Mann – und der befand sich hoffentlich lebendig hier im Keller!
    „Er dürfte bald aufwachen.“
    „Das war keine Antwort! Ich will ihn sehen – jetzt.“
    Sven hob die Augenbrauen und grinste. „Oh, der Jäger ist wieder da, das Raubtier mit den scharfen Krallen ... Wo ist denn der süße Frank hin, der neulich Fersengeld gegeben hat, obwohl ich ihm nichts getan habe?“
    „Nichts getan?!“, fauchte Frank und bemerkte erstaunt, wie verkrampft seine Fäuste waren. Wut, brennende, heiße Rage rann wie Lava durch seine Adern. „Wenn du ihn angefasst hast, wirst du das so was von bereuen!“
    Sven quittierte diese Drohung mit einem weiteren Grinsen. Franks Rechte zuckte. Er wollte es ihm aus dem Gesicht schlagen, jetzt sofort!
    Er blinzelte und erschrak über sich selbst. Woher kam diese Wut? Er war doch gar nicht so! Andererseits, momentan half ihm ebendieser Zorn dabei, gegen Sven zu bestehen.
    „Im Keller. Da entlang.“
    Frank sah ihn erstaunt an. Gab Sven seiner Forderung wirklich nach? Egal, er folgte Sven zur Kellertür und ging nach ihm hinab. Mehrere Türen grenzten an einen kleinen, grau gestrichenen Flur. Der Betonboden hallte leise unter ihren Schritten. Sven deutete wieder auf eine Tür – die dritte von links – und trat beiseite.
    „Geh vor, ich will dich im Auge behalten.“ Frank ließ sich auf nichts ein, dazu kannte er die Grenzen zu genau, die Sven bereit war, zu überschreiten.
    Der Mistkerl ging voraus, schob die Tür nach innen und Frank sah an ihm vorbei in den dunklen Raum. Etwas bewegte sich dort.
    „Sam!“, rief er aus und vergaß Sven von einer Sekunde auf die andere. Er stürzte zu dem Blondschopf, der im Schatten auf der Seite lag.
    Stechender Geruch ging von ihm aus, säuerlich und in jeder anderen Situation ganz sicher abstoßend. Aber nicht jetzt, nicht hier.
    Frank kniete sich zu ihm, schob eine Hand unter Sams Nacken und hob seinen Kopf in seine Armbeuge, um ihn an sich zu ziehen. Sein Knie wurde durch die Jeans nass, egal, vollkommen egal!
    „Licht!“, fauchte er, als sein hasserfüllter Blick zur Tür und dem darin stehenden Umriss glitt. Eine Sekunde später seufzte es und eine Leuchtstoffröhre an der Decke sprang mit zweimaligem Flackern an.
    Frank sah, woher der Geruch kam. Sam hatte sich übergeben – und Frank kniete in der Lache. Es war nebensächlich, nicht einmal ekelig. Er zitterte nur, weil Sam keinen Ton von sich gab. Sanft strich er über die Wange, die im Licht so blass aussah, beinahe leblos. Kalter Schweiß stand auf Sams Stirn, hatte seine Haare verklebt.
    „Sam! Sammy! Hörst du mich?“ Er klang so unsicher, so ängstlich! Aber wie sollte er bei diesem Anblick auch sonst klingen?!
    „Sam, bitte!“, flehte er weiter und ignorierte Sven, dessen Schuhe auf der anderen Seite von Sam in sein Blickfeld traten.
    „Er lebt und er wird es überstehen.“ Svens Ton sollte wohl beruhigend wirken, das Gegenteil war der Fall. Wieder trat die Wut hervor.
    „Was hast du mit ihm gemacht?“
    „Er hat eine nicht unerhebliche Dosis Midazolam intus. Ich konnte nur schätzen, wie viel er wiegt“, sagte Sven und hob lapidar die Schultern. „Eigentlich sogar mehrere Dosen ...“
    „Sammy, verdammt, hörst du mich?“ Frank versuchte immer wieder verzweifelt, ein Lebenszeichen von ihm zu erhalten. Der Puls war da, aber das reichte ihm nicht! Er wollte in Sams Augen sehen, sofort! Immer wieder strichen seine Finger fahrig über Sams nasskalte Haut. Er musste in ein Krankenhaus, und zwar dringend.
    „Er wird nicht hier bleiben“, sagte Frank fest und sah Sven durchdringend an.
    „Was willst du denn dagegen tun, Franky? Das hier ist mein Haus, du bist in meinem Keller. Und ich entscheide, wer ihn verlässt. Die Tür oben ist zu. Vom Keller aus muss man sie mit einem Schlüssel öffnen.“
    Frank presste Sam beschützend an sich. „Er braucht einen Arzt, und wenn du irgendwas von mir willst, wirst du mir erlauben, ihn in ein Krankenhaus zu bringen!“
    Sven schwieg lange, aber das interessierte Frank nur bedingt. Noch immer versuchte er, Sam aufzuwecken. Seinen starken, großen Sam so zu sehen tat ihm körperlich weh. Niemand durfte den Mann entzaubern, der ihm so viel bedeutete, schon gar nicht dieser Dreckskerl!
    „Sammy, bitte ... wach auf!“, murmelte er wie ein Mantra immer wieder vor sich hin, küsste Sams Stirn und wiegte ihn vorsichtig im Arm. Sams Körper war so schlaff,

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