Zweifel in Worten
konnte er von ihm nicht bekommen. Also ab nach Hause und so schnell wie möglich nach Köln. In der Bahn sitzend schrieb er eine Nachricht an Gabriel.
Sven hat Sam. Bin unterwegs nach Köln.
Für mehr fehlten ihm die Nerven, ebenso die nötigen Informationen. Er hoffte einfach, dass Gabriel diese Mitteilung rechtzeitig bekam und ihm helfen würde. Helfen ... wobei eigentlich?
Frank sank ein wenig in sich zusammen und presste seine Umhängetasche an sich. Was genau sollte er denn tun, wenn er bei diesem Arschloch auftauchte?
Und wie ging es Sam wirklich? Lebte er noch? Oder hatte Sven ihn schon erledigt und seine Worte waren nichts weiter als eine perfide Falle?
Die Zweifel prasselten auf ihn ein. An seiner Stärke, der Richtigkeit seines Vorhabens, an Gabriels rechtzeitigem Eintreffen, an allem.
Besonders aber an seinem Mut. Was, wenn er vor Sven stand und wieder nur hilflos bibbern konnte? Was, wenn er ihm wieder antat, was er schon einmal getan hatte?
Ein Schaudern durchlief ihn, die Wut von vorhin, sie hatte sich mit eingezogenem Schwanz unterm Bett versteckt, ganz sicher. Er musste sie da wieder rausholen, musste alles schaffen – für Sam!
Er rannte zu seiner Wohnung, kaum dass er aus der Bahn gesprungen war, hastete nach oben und suchte das Nötigste zusammen. Das war zugegebenermaßen albern, ganz sicher eine irre Übersprungshandlung, denn was war schon nötig, wenn er einfach nur möglichst schnell nach Köln musste?
Möglichst schnell ... Wenn Gabriel sich doch nur melden würde! Er konnte sicher einen Jet organisieren, immerhin besaß Raphael einen!
So aber blieb Frank nichts anderes zu tun, als seinen Autoschlüssel zu nehmen und in die Tiefgarage zu gehen.
~*~
Sams Kopf dröhnte, sein ganzer Körper fühlte sich tonnenschwer an, es dauerte, bis er seine Hand an die Schläfe heben konnte. Er lag. Es war dunkel, roch trocken und ein wenig stickig. Wo war er denn hier?
Er schaffte es, sich auf die Seite zu rollen, die Knie ein wenig an den Leib zu ziehen, aber die Frage nach dem Wieso schwebte noch immer beinahe ungreifbar durch seinen Kopf.
Es schien, als würden selbst die Sternchen, die vor seinen weit aufgerissenen Augen tanzten, doppelt sehen, verschwommen.
Schrecklich. Sam hasste das Gefühl des Kontrollverlustes und genau dieser lag hier vor. Er versuchte, sich daran zu erinnern, was passiert war, griff sich in einer unendlich langsam erscheinenden Bewegung an den Hals. Jemand hatte ihn angesprochen, genau, und dann hatte er einen Piekser am Hals gespürt, nein, keinen Piekser . Einen Druck. Und er hatte ein zischendes Geräusch im Kopf.
Eine Schlange? Kaum, die richteten sich unmöglich bis zu seiner Schulterhöhe auf, um ihn erst zu beißen und dann anzuzischeln .
Aber was ...?
Er wusste es einfach nicht.
Sam war in der Nähe von Sven Wagners Haus gewesen, gegenüber, in einer kleinen Parkanlage. Eigentlich nur, um ein paar Minuten lang etwas anderes zu tun, als wie verblödet auf das Haus zu starren. Nun sah es ganz so aus, als hätte er weit mehr als ein paar Minuten Ruhe gehabt.
Er stöhnte leise. Seine Eingeweide rumorten, kalter Schweiß brach aus ihm hervor und er begann zu würgen.
~*~
Frank parkte in der Straße, die sein Navi im Smartphone ihm gewiesen hatte, und stieg aus.
Hausnummer 12. Na gut, dann nichts wie hin und Sam da rausgeholt!
Noch einmal überprüfte er den Status der an Gabriel gesendeten Nachricht. Ungelesen. So ein Scheiß! Er wählte trotzdem die Nummer des Engels an, auch wenn er kaum darauf hoffte, dass dieser sein Handy griffbereit hatte. Wo steckte er denn? Müsste er nicht längst ...?
Frank sah auf seine Uhr. Er hätte auch regulär längst Feierabend! Was war denn verdammt noch mal los? Es konnte doch nicht sein, dass Gabriel so unzuverlässig war! Nein, mit diesem Gedanken wollte sich Frank gar nicht weiter aufhalten. Er schob sein Handy wieder in die Hosentasche und klingelte bei Sven.
„Franky! Komm rein!“
Frank fühlte sich furchtbar. Allein der Gedanke an seinen süßen Clown ließ ihn nicht zusammenzucken. Stattdessen richtete er sich sogar weiter auf und fragte mit fester Stimme: „Wo ist Sam?“
Sven trat beiseite und ließ ihn ein, Frank zögerte nicht. Seine Sorge um Sam war einfach zu groß. Die Ungewissheit trieb ihn förmlich in Svens Falle.
Er wusste es. Wusste, dass dies hier nichts anderes als eine wirklich widerliche Falle war. Für ihn.
Wusste auch, dass er sich hiermit ganz freiwillig und doch gegen seinen
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