Zweifel in Worten
lassen.
Ein Bibliothekar war eben kein Kämpfer, und wenn Gabriel ehrlich war, gefiel ihm das außerordentlich gut. Zumindest in Bezug auf ihr Verhältnis zueinander. Es reichte ihm schon, dass er letztlich immer Sams Boss bleiben würde.
Er parkte in einer Nebenstraße an der Bibliothek und wartete. Auf dem kurzen Stück vom Haupteingang bis hierher würde ja wohl nichts passieren. Gabriel lächelte, als Frank um die Ecke kam und ihn sah. Franks breites Grinsen erfüllte ihn mit Freude und er beugte sich über den Beifahrersitz, um die Tür aufzuschieben.
„Hallo Engel!“, begrüßte Frank ihn, kletterte zu ihm und gab ihm einen Kuss. „Wie war dein Tag?“
„Gut, ich hoffe deiner auch.“
Gabriel startete den Motor und fuhr wieder los. „Hast du heute Zeit? Ich würde gern mit dir sprechen. Du solltest wissen, was genau Luccadatis Incorporated macht, denke ich.“
Frank musterte ihn erstaunt. „Ich ... dachte, das weiß ich schon!“
„Nun ja, du weißt ... einen Teil. Und ich bin mir nach wie vor nicht sicher, wie gut du den anderen Teil finden wirst ...“, druckste er herum. „Also? Hast du Zeit?“
„Ja, ich denke schon, aber ich muss auf jeden Fall zu Hause bleiben, bis die neuen Schlösser eingebaut sind.“ Er sah auf die Uhr im Armaturenbrett, Gabriel erkannte es nur daran, dass Frank sich weiter herüberbeugte. Er sog seinen Geruch tief ein und grinste. Franks dezenter Duft gefiel ihm.
„Kein Problem. Reden kann ich auch dort.“
Frank nickte. „Ich koch uns was und du erzählst mir dein düsteres Geheimnis!“
Gabriel unterdrückte das Zusammenzucken nicht mehr ganz und erntete einen weiteren forschenden Blick aus Franks grünen Augen.
Zweieinhalb Stunden später hatte Gabriel nicht nur die dritte Tasse Tee getrunken, sondern auch gemütlich mit Frank gegessen und sich den Mund fusselig geredet.
Frank wusste nun, dass die Mitarbeiter seiner Firma nicht nur Beobachter und Detektive, sondern auch Auftragskiller und Bodyguards waren.
Er hatte zu Gabriels Erstaunen nur wenig überrascht gewirkt und nicht halb so ablehnend reagiert, wie er erwartet hatte.
„Zurzeit ändern sich aber unsere Aufträge. Es werden mehr und mehr die Vorarbeiten für einen anderen ... Agenten der Regierung. Wir nennen ihn Mister X und er macht uns nicht immer Freude.“
Frank schüttelte den Kopf. „Ich kann mir das alles nicht so ganz vorstellen. Also, ich glaube dir, aber so ganz ...“ Er hob die Schultern. „Vielleicht fehlt mir die Fantasie für eine europaweit agierende Firma, die Verbrecher im Auftrag der Regierungen jagt ...“
Gabriel lächelte und zog ihn an sich. „Ich habe dir das nicht grundlos gesagt ...“
Frank nickte. „Du willst mich vorwarnen, damit ich mich nicht wundere, wenn Sven plötzlich tot ist.“
„Na ja, so ähnlich. Jedenfalls kannst du dir sicher sein, dass er dich nicht noch einmal anrühren wird. Sam ist jetzt schon kaum noch davon abzuhalten, ihn ohne weitere Diskussion zu ... erledigen.“
„Ihr solltet das nicht tun. Also … nicht für mich, meine ich.“
Gabriel küsste seine Schläfe. „Der Kerl ist besessen von dir, Liebling. Wir werden das nicht billigen.“
„Ich weiß, dass mir das Sicherheit geben soll, aber es macht mir auch Angst, verstehst du das?“
Er nickte. „Das macht es mir zuweilen auch, Frank. Nicht alles auf der Welt ist einfach und gut. Aber mir sind zwei große Firmen bekannt, die für ein bisschen mehr Sicherheit sorgen.“
„Weißt du, dich oder Sam – am besten euch beide – in meiner Nähe zu wissen, das gibt mir Sicherheit ...“ Er lächelte und tippte Gabriel während seiner Worte vor die Brust.
„Ich liebe dich.“ Er küsste ihn, ließ eine Hand in Franks Nacken gleiten und hielt ihn einfach fest.
~*~
Frank dachte nun seit zwei Tagen über das nach, was er von Gabriel erfahren hatte. Es gab wirklich Abteilungen der europäischen Geheimdienste, die Killer beschäftigten? Gleichzeitig waren Gabriels und Raphaels Leute für die Jagd nach den Zielen zuständig? Das war alles so unvorstellbar und so ... martialisch!
Es gefiel ihm nicht. Gewalt war keine Lösung. Zu keinem Zeitpunkt. Und Frank wusste, dass er nicht einmal bei einem echten Angriff von Sven auch nur halbwegs aggressiv genug sein könnte, um sich effektiv zu wehren.
Er würde laufen wie ein Hase, ganz sicher, aber er würde niemals jemandem ernsten Schaden zufügen können.
Frank seufzte und versuchte, sich wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren. Er
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