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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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dazuhaben.“
    „Ach, dann gehen wir eben morgen früh einkaufen.“
    Valentin lächelte. Wir.
    Mark sagte das so selbstverständlich, so unumstößlich, dass Valentin automatisch nach dessen Hand griff und sie sacht drückte.
    Mark sah auf ihre Hände und schürzte die Lippen. „Val …“ Er sprach nicht weiter, schüttelte leicht den Kopf und entzog ihm seine Hand, um nach seinem Glas zu greifen.
    Irgendetwas daran alarmierte Valentin auf eine ungute Weise. Er beugte sich vor und musterte Mark ernst. „Was hast du?“
    „Nichts.“
    Das kam viel zu schnell, fand Valentin und dachte darüber nach, ob er das nun thematisieren sollte oder nicht. Er entschied sich dagegen. Wenn Mark über etwas Bestimmtes reden wollte, würde er es ohne sein Drängen tun.
    Sie lauschten der Musik und hingen ihren Gedanken nach, bis Mark sich aufrichtete und ihm zuwandte.
    Erwartungsvoll blickte Valentin zurück.
    „Es macht Spaß, Zeit mit dir zu verbringen“, sagte Mark schließlich leise und ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Das Grübchen zeigte sich, sehr zu Valentins Leidwesen, nicht.
    Er dachte nicht mehr darüber nach, sondern stellte sein Glas ab und zog ihn an sich, bettete Marks Kopf auf seinen Schoß, ganz so, wie der es gestern mit seinem getan hatte.
    „Hab keine Angst, ich will dir nichts tun“, murmelte Valentin und ließ seine Finger durch Marks Locken gleiten.
    Mark rollte sich zusammen und knurrte leise, offensichtlich gefiel ihm das Gewuschel in seinem Haar, so dass Valentin es fortsetzte.
    Lächelnd sah er auf Marks Gesicht hinab. Der hatte die Augen geschlossen und sah entspannt aus.
    „Weißt du“, nuschelte Mark. „Du bist der Erste, dem ich das glauben kann.“
    Valentin runzelte die Stirn. „Dem du was glauben kannst?“
    „Dass du mir nichts tun willst …“
    Die Wärme, die Valentin erfüllte, ließ ihn erneut lächeln. „Ich meine es ja auch so. Möchtest du schlafen gehen?“
    Mark blinzelte zu ihm hoch. „Schlafen? Wenn ich …“ Wieder brach er ab und schien auch nicht gewillt, den Satz irgendwann zu beenden.
    „Ja, schlafen. Du bist sicher müde. Gestern Nacht kein Schlaf, heute die lange Autofahrt …“
    Mark hatte die Augen wieder geschlossen und Valentin strich mit seinen Fingerspitzen sacht über dessen Gesichtskonturen. Ohne zu wissen wieso, begann Valentin wieder zu sprechen. Ganz leise nur, aber er wusste, Mark hörte es.
    „Letzte Nacht war so anders als alles, was ich kannte … Weißt du, ich bin abgeklärt und erwachsen und immer Herr der Lage. An mich kann man sich anlehnen und ich passe auf alle auf … Aber letzte Nacht … Ich hatte das Gefühl, dass du auf mich aufgepasst hast … Ich hatte keine Ahnung, wie es sich anfühlt, beschützt zu werden … wovor auch immer …“
    „Und hast du das Gefühl gemocht?“
    Val nickte. „Ja, sehr.“
    „Gut, dann hat es ja funktioniert …“, murmelte Mark, ohne ihn anzusehen.
    „Was denn?“, fragte Valentin verständnislos.
    „Auf dich aufzupassen.“
    Wieder kroch diese Wärme durch seinen Körper, angenehm, wohltuend und echt.
    „Wieso wolltest du das?“
    „Dir ging es nicht gut, überhaupt nicht gut. Und zum Teil war das meine Schuld.“
    Der Frieden, den Valentin in diesem Moment empfand, ließ ihn zittern. Nie wäre ihm der Gedanke gekommen, dass jemand das Gefühl haben könnte, ausgerechnet ihn beschützen zu müssen.
    Und doch, Mark hatte genau das getan. Und als er sich nun aufsetzte und Valentins Blick mit seinen blauen Augen gefangen nahm, fühlte er sich hilflos und auf eine angenehme Art ausgeliefert.
    Marks Hand glitt an seine Wange, die Berührung ließ ihn erschauern, so sacht und weich war sie, so voller Zärtlichkeit.
    Keiner sprach ein Wort, die CD dudelte noch immer vor sich hin, ansonsten hörte Valentin nur das Pochen seines Herzens, das bis in seine Ohren rauschte.
    Valentin ergriff die Hand an seinem Gesicht und hielt sie fest, drehte sie leicht und küsste Marks Handfläche, während er die Augen schloss. Erleichtert stellte er fest, dass Mark ihm seine Hand nicht entzog, und sah wieder auf. Tausend Fragen schwirrten durch seinen Kopf, mindestens. Er fragte sich, ob eine davon wohl in seinen Augen abzulesen war, denn Mark nickte leicht.
    Dann schoss ein Gedanke durch seinen Kopf, den er jetzt überhaupt nicht ertrug: Hatte er mit Cédric, egal wann in den Jahren, jemals so eine Zärtlichkeit verspürt? So eine Nähe? Er hatte, ja, aber sie war anders gewesen. Cédric hatte ihm

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