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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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und sie ist mittlerweile bei David eingezogen?“
    Mark, der gerade einen Schluck Kaffee trinken wollte, hielt mitten in der Bewegung inne. „Wie bitte?!“
    „Na ja, ich glaube, die letzte SMS von ihr war ziemlich eindeutig, was das angeht. Sie schrieb, dass sie ein paar Sachen gepackt und vorübergehend zu Dave gezogen sei. Komisch … niemand darf ihn sonst so nennen, wenn sie es tut, scheint er damit klarzukommen.“ Nachdenklich rührte Valentin in seinem Kaffee.
    „Scheint wohl was ernster zu sein …“
    „Möglich, wurde ja auch mal Zeit, dass er was Festes kriegt.“
    „Ach, warten wir’s ab. Ich werde dann gleich mal losdüsen und bin vermutlich die nächsten zwei Wochen in irgendwelchem Papierkram verschollen. Wenn was sein sollte, rufst du an, okay?“
    Valentin nickte. „Mach ich. Gilt andersrum auch.“
    „Ich weiß. Ach so, wegen der Renovierung … machst du das wirklich? Wenn ja, schicke ich dir per Email gern ein paar von den Bildern, die ich meinte.“
    Valentin kratzte sich im Nacken und schürzte die Lippen. „Ein paar Dinge will ich wirklich ändern, aber ich denke, das eilt nicht. Ich muss mich jetzt erst mal um den Versicherungskram kümmern. Wenn die so weiterhampeln, schenke ich Sara den BMW einfach und habe meine Ruhe.“
    „Du hast einen Schaden, Val. Echt jetzt. Was kostet das Ding? Zwanzigtausend? Dreißigtausend? Du kannst ihr doch nicht einfach ein solches Geschenk machen!“
    „Ich kann und ich werde – also, falls die Versicherung weiterzickt .“
    Mark schüttelte den Kopf, doch zu Valentins Erstaunen erwiderte er nichts mehr. Vermutlich ahnte er, dass nach wie vor galt, was er ihm schon vor etlichen Wochen im Krankenhaus gesagt hatte: Mark hatte keinerlei Mitspracherecht.
    Er erhob sich. „Okay, ich muss dann mal. Wir sehen uns?“
    Valentin nickte. „Klar. Vielleicht besuche ich dich mal, will ja schließlich sehen, wie der Herr Fotograf so lebt.“
    „Mach das.“
    Valentin begleitete ihn noch zur Tür, dann ging er in sein Büro. Den Frühstückstisch konnte er später abräumen. Jetzt musste er erst mal nachsehen, was an Post liegengeblieben war. Emails hatte er ja in der Reha checken können, aber alles andere hatte David einfach zu einem formschönen Stapel auf seinem Schreibtisch drapiert. Den nahm er sich nun vor, öffnete Rechnungen, Bescheide, eine Mietkündigung, Briefe von seiner Versicherung und sogar zwei Umschläge, die in Cédrics Handschrift adressiert waren. Offenbar hatte sein Ex ihm auf postalischem Weg noch weitere Mitteilungen machen wollen.
    Valentin legte die Kuverts beiseite und kümmerte sich zuerst um den wichtigen Teil der Post.
    Was auch immer Cédric wollen könnte, es hatte Zeit.
    Nach zwei Stunden war er up - to -date. Wichtige Unterlagen hatte er abgeheftet und die Aktenordner wieder einsortiert, für die Mietkündigung im dritten Stock über ihm – ein Pärchen mit zwei kleinen Kindern – hatte er eine Kündigungsbestätigung geschrieben und nahm sich vor, sie noch heute persönlich abzugeben.
    Dann widmete er sich mit wachsendem Unwohlsein den Briefen von Cédric.
    Beide Umschläge waren dick, als hätte er mehrere Papiere hineingestopft. Valentin öffnete sie und holte den Inhalt hervor.
    Im ersten fand er einen handgeschriebenen Brief, in dem Cédric alle möglichen Versuche unternahm, Valentins Gunst zurückzugewinnen.
    Der zweite enthielt einen Stapel Fotos, die in etwa das Gleiche zeigten, wie das große Bild, das Mark in den Wandschrank verbannt hatte. Die einzigen Unterschiede: der Raum variierte und hinter Cédric stand jedes Mal ein anderer Typ. Keinen davon kannte Valentin und daran würde er auch tunlichst nichts ändern. Mit solchen Leuten strebte er weder Kontakt noch sonst was an.
    Er wollte die Bilder schon wütend in den Papierkorb werfen, als er innehielt.
    Nein, die sollte er aufheben, ebenso den kurzen, aber ziemlich eindeutigen Brief dazu. Cédric hatte geschrieben:
    So, nun kannst du sehen, was ich all die Jahre getrieben habe. Und nein, ich schäme mich nicht dafür. Vielleicht solltest du dich eher schämen, dass du dich dreieinhalb Jahre lang hast verarschen lassen?
    Ich staune übrigens immer noch, dass du zwei Tage später schon ’nen Neuen hattest. Ist ja ziemlich erfolgreich, der gute Mark.
    Tja, schade, dachtest sicher, ich kriege nicht raus, wer er ist, was? Aber da zahlen sich meine vielen Bekanntschaften eben doch aus. Man kennt sich halt in der Szene, über die du immer nur die Nase gerümpft

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