Zweifel in Worten
dir!“
Gabriel lachte. „Oha! Frank, wenn ich nicht wüsste, dass Sam sich beherrschen kann und mich über alles liebt, würde ich dir jetzt empfehlen müssen, so schnell und so weit zu rennen, wie du kannst!“
„W-w-weil?“, stotterte Frank geschockt und rückte unwillkürlich etwas weiter von Sam ab.
Der seufzte laut und rollte mit den Augen. „Na ja, mein Engel weiß, auf welche äußeren Reize ich anspringe ... Aber keine Sorge“, er hob beschwichtigend die Hände, „ich werde dir nichts tun. Das hab ich doch versprochen!“
„Ja, hast du ...“
„He, ich bin kein Wüstling, okay? Ich finde doch einfach nur, dass es abgesehen von Gabriels Kornblumenaugen nichts Schöneres gibt, als so grüne Augen wie deine!“
„Wer ist Rom?“, fragte Frank und schluckte. Vielleicht ein Ex von Sam, den Gabriel ebenfalls kannte?
„Ein Typ mit so grünen Augen, dass seine Freundin regelmäßig in Verzückung erstarrt, wenn sie an ihn denkt ...“ Sam grinste.
Okay, also nicht schwul und kein Ex. Frank nickte verstehend. „Ich hasse meine Augen“, murmelte Frank und sah auf seine Hände.
„Wie kann man solche Augen denn hassen?“
Frank presste die Lippen aufeinander, sprang auf und blieb mit vor der Brust verschränkten Armen vor der Fensterfront zur Loggia stehen. „Wenn du gezwungen wirst, denjenigen, der dich gerade vergewaltigt, anzugucken, damit er dir erzählen kann, wie geil es ihn macht, den Schmerz darin zu sehen ...“ Er brach zitternd ab.
~*~
Sam sah erstaunt, wie Frank aufsprang, und kämpfte gegen den Impuls an, ihm zu folgen, ihn fest an sich zu ziehen und zu trösten. Seine Worte klangen so bitter und verletzt.
Er war sich sicher, dass auch Gabriel jedes Wort gehört hatte, und fühlte sich hilflos. Was sollte er sagen? Wie darauf reagieren?
Frank sprach halb über seine Schulter weiter, unterbrach damit die eingetretene Stille – und das in so ruhigem Ton, dass Sam schauderte.
„Bitte geh jetzt, Sam. Ich möchte allein sein. Danke, dass du hergekommen bist, aber jetzt ... Bitte geh.“
Sam nickte mechanisch, auch wenn er wusste, dass Frank es nicht sah. Er schluckte und räusperte sich. Er stand nun doch auf und trat, einen gewissen Sicherheitsabstand einhaltend, hinter Frank.
„Hey, es ist in Ordnung, Frank, ich werde gehen.“ Er musste sich nicht einmal bemühen, um so ruhig zu sprechen, obwohl in ihm eine eiskalte Wut jedes einzelne Organ zusammenzog. Franks Worte über seinen Vergewaltiger hinterließen nichts anderes. Nur diese kalte, vernichtende Wut. Sam zwang sich, seine verkrampften Hände zu lösen und hob eine davon, um sich nach Frank auszustrecken.
Eine völlig alberne Geste, er stand viel zu weit von ihm weg. „Frank?“
Der drehte den Kopf etwas weiter und Sam sah die einzelne Tränenspur auf der Wange des Bibliothekars. Durfte er ihm näher kommen? Sollte er lieber wirklich einfach gehen?
Sam zögerte noch.
„Danke“, kam es brüchig von Franks Lippen.
Ein hörbares Einatmen blähte Sams Brustkorb, dann nickte er wieder und sank in sich zusammen. „Darf ... darf ich dich zum Abschied kurz drücken?“
Frank fuhr herum und sah zu Boden, trotzdem nickte er und nach einem weiteren Zögern trat Sam dichter an ihn heran. „Hey, hab keine Angst, ja?“
Er zog Frank an sich und strich mit einem Daumen die Tränenspur fort. „Ich lass dich nur ungern in diesem Zustand allein, weißt du?“, murmelte er.
Frank sagte nichts, sah auch nicht auf, er schloss nur die Augen und schien mit sich zu kämpfen. Seine Wange drängte sich ganz leicht gegen Sams Hand. So leicht, dass er sich nicht einmal sicher war, ob er sich diese Geste nicht nur einbildete.
„Kommst du zurecht?“, fragte er.
Frank nickte ruckartig und hob den Blick nun doch. Das Grün, das nun zu schwimmen schien, noch tiefer und gar nicht mehr wild und gefährlich, sondern unendlich verloren wirkte, ließ Sam nach Luft schnappen.
„Ich will nicht, dass du meinetwegen weinst, Frank“, flüsterte er, umfasste Franks Gesicht mit beiden Händen, ganz sanft, vorsichtig und jederzeit dazu bereit, ihn sofort und ohne Diskussionen loszulassen. Sam neigte den Kopf und küsste ihn, ganz kurz, beinahe flüchtig.
Eine Sekunde später wich er einen Schritt zurück, ließ seine Hände sinken und wandte sich um. „Pass auf dich auf, ja?“
Damit floh er beinahe aus der Wohnung und musste das, was in ihm tobte, beherrschen, um die Tür leise hinter sich zu schließen.
Die Treppen nach unten nahm er so
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