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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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Handy hier vergessen. Wo soll ich es hinschicken?“
    „Mach dir darüber keine Gedanken, bitte. Erzähl mir lieber, wie es dir geht.“
    „Ich bin okay, Gabriel. Ich lege jetzt auf. Gute Nacht.“ Frank drückte den entsprechenden Knopf am Gerät und atmete erleichtert auf. Nun war Ruhe.
    Vielleicht für immer, sobald er Sam das Handy zugeschickt hatte. Immerhin kannte er ja durch die Kundendatei in der Bibliothek die Adresse. Frank versuchte, diesem Gedanken etwas Positives abzugewinnen, aber so ganz wollte ihm das nicht gelingen. Seufzend schaltete er das Handy ganz aus und steckte es in ein Seitenfach seiner Umhängetasche.
    Er wankte ins Schlafzimmer, nachdem er die Tassen in die Spülmaschine geräumt und alle Lampen ausgeschaltet hatte.
    Frank legte sich auf die kontinuierlich unbenutzte Seite. Hier waren Bettzeug und Laken nicht durchgeschwitzt und klamm. Er hoffte inständig, dass er schlafen können würde. Müde genug fühlte er sich, besonders im Kopf. Das Weinen hatte ihn geschafft, einfach so. Vielleicht hatte er es zu lange nicht getan, aber er begrüßte die Tränen auch nicht. Für ihn waren sie Ausdruck von Selbstmitleid und Schwäche.
    Und wenn Frank eines niemals hatte sein wollen, dann schwach.
    Schwach wie in der Nacht, in der sie ihm aufgelauert hatten, brutal und kaltherzig, nur auf das Eine aus, das er niemals so hatte hergeben wollen. Er atmete scharf ein und rollte sich eng zu einem Ball zusammen. Trotzdem kam der Schmerz mit den Erinnerungen an jene eine Nacht, in der sie ihn missbraucht hatten.
    Sein ganzer Körper verkrampfte sich, alles in ihm zog sich zusammen. Er schluchzte trocken auf und verbarg seinen Kopf in seinen angewinkelten Armen, als müsste er sich gegen die harten Schläge seiner Peiniger wehren.
    Sie verfolgten ihn also wieder. Dabei hatte er gehofft, das alles endlich hinter sich gelassen zu haben.
    Wie naiv und dumm war er gewesen, als er die Anzeigen auf der Gayseite durchgesehen hatte! In dem festen Glauben, es wirklich überwunden zu haben, nun sicher zu sein vor den Grausamkeiten, die sie ihm angetan hatten.

    ~*~

    Gabriel erwiderte Sams Kuss nicht weniger leidenschaftlich, doch er unterbrach ihn offenbar zu schnell wieder, wie ein unwilliges Murren von Sam ihm zeigte.
    „Das mit meinem Handy ist echt blöd ... Ich werde es mir morgen abholen.“
    „Nein, wirst du nicht. Lass ihn in Ruhe, Sammy. Wenigstens ein paar Tage.“ Gabriel wusste, Sam verließ sich auf seinen Rat und er war trotzdem erstaunt, als Sam mit zusammengepressten Lippen nickte.
    „Ja, du hast vermutlich recht ... Und das, wo mir warten so schwerfällt!“, jammerte er, und Gabriel fuhr ihm liebevoll durch den hellblonden Haarschopf.
    „Er hat dich ziemlich verwirrt“, stellte er fest und hoffte inständig, dass es wertungsfrei klang.
    Sam nickte. „Was er gesagt hat ... über seine Augen und diesen miesen Scheißkerl ... und dann eben, dass er allein sein wollte.“
    „Er ist 26 Jahre alt, Sammy, er ist kein kleiner Junge, der nicht weiß, wo es im Leben langgeht.“
    Sam atmete scharf durch. „Du hast ihn nicht gesehen, Engel. Er wirkte plötzlich so verletzlich und klein!“
    Gabriel lächelte traurig. „Du wirst ihn nicht zum letzten Mal getroffen haben. Ich freue mich aber sehr, dass du es geschafft hast, seinem Wunsch zu entsprechen. Ich hatte befürchtet, dass du ihn ignorieren und einfach mitschleifen würdest ...“
    Sein Freund rümpfte die Nase. „Ich weiß, ich bin einfach zu impulsiv manchmal, aber er tut mir so leid!“
    „Klar tut er das, aber denkst du nicht, dass er genau deshalb allein sein wollte? Wie gesagt, er ist erwachsen. Sich bemitleiden zu lassen gehört da sicher nicht zu seinen Hobbys.“
    Mit seiner klaren Logik schaffte er es immer, Sam zu überzeugen, so auch diesmal. Sams Gestalt straffte sich und er nickte erneut, nachdrücklicher diesmal. „Ist okay. Ich werde warten, bis er sich meldet. Gehen wir jetzt schlafen? Ich bin ziemlich ... fertig von der ganzen Sache.“
    Gabriel zog ihn wieder an sich und umschlang ihn fest. „Machen wir ... beziehungsweise du ... Ich muss noch arbeiten.“
    Sams enttäuschtes Gesicht überzeugte ihn jedoch ebenso wie dessen Streicheleien davon, dass er heute Nacht sowieso nicht mehr würde arbeiten können.
    Gemeinsam gingen sie über die breite Freitreppe nach oben und verschwanden in ihrem Schlafzimmer.
    Sam schien heute extrem viel Nähe zu brauchen und ließ sich von Gabriel eng umschlingen, als sie

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