Zweifel in Worten
loszumachen. Doch so einfach war das nicht. Sam griff nach und zog ihn an seine Seite, während er mit der frei gewordenen Hand in seiner Hosentasche kramte.
Sekunden später lauschte er mit ihm gemeinsam auf das Freizeichen.
„Wie geht es ihm?!“, drang Gabriels tiefe Stimme aus dem Lautsprecher des Handys und Frank staunte einmal mehr.
Statt einer Begrüßung fragte er gleich nach ihm? Das war faszinierend und vollkommen unnormal!
„Es geht mir gut, Gabriel. Dein Lebensgefährte hat mir erklärt, dass ich von euch nichts zu befürchten habe – und ich glaube ihm jetzt ...“
„Hey, das ist toll!“, entfuhr es Sam und Frank fühlte sich prompt wieder dichter an Sam gedrückt.
War es das? Frank horchte in sich. Zu behaupten, dass er vertraute und glaubte, war eine Sache. Es tatsächlich tun zu können, das war etwas vollkommen anderes. Aber er weigerte sich, seine Worte nun zu relativieren.
„Kommt ihr dann her?“, fragte Gabriel in seine Gedanken hinein und Frank runzelte die Stirn.
„Wieso sollte ich irgendwo hingehen?“
Sam seufzte leise und lächelte entschuldigend. „Ich habe ihn noch nicht mal gefragt, Engel.“
Frank mischte sich sofort ein und diesmal schaffte er es nicht, sein wieder deutlich erwachendes Misstrauen zu verbergen. „Ich gehe nirgendwo hin! Es ist wirklich nett, dass du Sam erlaubt hast, herzukommen, aber ...“
„Ich kann niemandem irgendetwas erlauben, Frank“, drang Gabriels Stimme aus dem Hörer. „Wieso denkst du, ich könnte über Sam bestimmen?“
„Weil du sein Boss bist.“ Frank schluckte.
Gabriels Lachen klang gutmütig. „Herrje, Frank, ich liebe Sam, er ist mein Leben und mein engster Vertrauter, und ich bin ebenso sein Bodyguard wie er meiner! Das ist genau wie Liebe etwas Beiderseitiges, verstehst du?“
„Nein, ehrlich gesagt, nicht. Ich hab doch schon mal erklärt, was ich von Liebe halte ...“
„Weil du sie noch nicht erlebt hast!“, entfuhr es Sam so laut, dass Frank zusammenzuckte. „Sorry, aber wenn du deinen Mister Right irgendwann triffst, wirst du genau wissen, was mich mit Gabriel verbindet! Ich verspreche es dir!“
Frank brummelte vor sich hin. Wie sollte er Sam klarmachen, dass er niemals in der Lage sein würde, jemandem weit genug zu vertrauen? Eigentlich ... Er holte tief Luft.
„Ich sage ja nicht, dass es für andere auch so ist, aber ich persönlich habe einfach zu viel von der anderen, der schnelllebigen und oberflächlichen Welt der schwulen Liebe gesehen. Sex, nichts anderes als Sex zählte und zählt dort. Und ich war lange Zeit ein sehr aktiver Teil davon. Ich hab mehr Typen flachgelegt, als ich jemals wieder aufzählen könnte, über sieben Jahre lang! Und ihr habt genauso lange zusammen verbracht. Aber bei mir hat diese ... äh ... Phase mit einem Desaster geendet! Aus ‚unkompliziert‘ wurde ‚schmerzhaft‘ und aus ‚nichtssagend‘ wurde ‚quälend‘.“
Seine letzten Worte waren wieder so bissig und kalt, beinahe abfällig. Es tat ihm leid, diesen netten Männern gegenüber so harsch zu werden, deshalb setzte er leiser hinzu: „Bitte glaubt mir einfach, wenn ich sage, dass so etwas wie Liebe für mich einfach nicht infrage kommt.“
Sam schluckte sichtbar und starrte ihn einige Sekunden lang betroffen an. Gabriel am Ende der Leitung fasste sich deutlich schneller.
„Du willst das, was irgendwer dir angetan hat, allen anderen auch unterstellen? Vergisst du dabei nicht, dass du, wie du selbst sagst, vorher sieben Jahre lang genau das hattest, was du wolltest?“
Frank versteifte sich, schwieg aber.
„Nicht falsch verstehen, es gibt keine Entschuldigung oder Rechtfertigung für das, was du danach erlebt hast, aber dein eigenes Leben sollte dir mehr wert sein, als dass du es dir so gründlich selbst verwehrst und das Geschehene dafür als Rechtfertigung benutzt!“, fügte Gabriel mit eindringlichem Ton hinzu.
Frank staunte, wie gut Sams Lebensgefährte seine Reaktionen einschätzen konnte, ohne dass er ihn sah. Verblüfft blickte er das Telefon an und Sam lächelte.
„Lass dich nicht zum dauernden Opfer degradieren, Frank. Du solltest dir selbst doch viel mehr wert sein! Sieh dich doch mal an! Du bist ein Halbgott auf zwei langen Beinen mit Augen, die Wildheit und Gefahr verheißen!“ Sam kicherte, dann wandte er sich dichter zum Hörer und sagte deutlich leiser, so als müsste er Gabriel etwas heimlich mitteilen: „Engel, er hat grüne Augen, grüner als die von Rom! Unfassbar, sag ich
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