Zweifel in Worten
einließ.
„Terrasse“, brummte er und schloss die Tür. Durch einen Seitenblick in den Spiegel an seiner Garderobe wurde Frank schlagartig klar, dass er nicht unbedingt salonfähig gekleidet war.
Boxershorts.
Er schluckte. Verflixt, er trug nur Shorts und stand so im Hausflur herum?!
Na gut, also erst einen Abstecher ins Schlafzimmer machen. Er sah, dass Gabriel sich auf der Terrasse niederließ, als er durch das Wohnzimmer ins Schlafzimmer eilte.
Ein T-Shirt und straßentaugliche Cargo-Shorts an und ab zurück. „Tee?“
Gabriel musterte ihn von Kopf bis Fuß und nickte, konnte das leichte Grinsen aber nicht verbergen. „Gern.“
Minuten später saßen sie gemeinsam am Tisch.
„Also? Wieso bist du hier?“
Gabriel sah plötzlich so viel ernster aus. Das alarmierte Frank ein wenig. „Ich möchte, dass du mir etwas erklärst.“
„Aha?“ Der Blick, der ihn traf, bohrte sich tief in Franks. Er schluckte hart.
„Wieso flüchtest du immer wieder? Was genau ist der Auslöser?“
„Was der ...? Hast du mir gestern nicht zugehört?“
Gabriel lächelte wieder und beugte sich vor. Erstaunt bemerkte Frank, dass er nicht einmal zurückzuckte. Das war seltsam, aber bei Gabriel war er so vertrauensvoll, dass er an seiner Urteilskraft zweifeln wollte.
„Natürlich habe ich das. Um ehrlich zu sein, haben mich deine gestrigen Worte hierher geführt. Und bevor du fragst, Sam weiß nicht, dass ich hier bin.“
„Wieso nicht?“
Gabriel seufzte. „Weil er eine Freundin besucht.“
„Und weiter? Was meinst du damit, meine Worte hätten dich hergeführt?“
„Was du gesagt hast, über das ‚Dazwischen‘. Ich ... ehrlich gesagt, fanden Sam und ich das beide gut.“
Frank nickte. „Klar, hab ich gemerkt. Ihr habt nämlich nicht nur eure Liebe fühlbar gemacht, sondern auch eure Erregung ...“
Ein nicht halb so beschämtes Grinsen, wie Frank es erwartet hätte, zog Gabriels Mundwinkel hoch. „Du denkst, das lag ausschließlich an Sam bei mir?“
Er blinzelte. Hatte Gabriel das gerade wirklich gefragt?! Ein Kribbeln, heiß und erwartungsvoll rann durch sein Rückgrat. Klar, er selbst war ja auch geil geworden davon, und wie er zugeben musste – wenigstens vor sich selbst – hatte ihn die Härte von Gabriels Erektion an seinem Hintern keineswegs verschreckt. Aus der Umarmung geflohen war er erst, als Sams sich dort an ihn gepresst hatte. Kein Wunder, Sam war der Aktive, das wusste Frank nur zu genau. Er erkannte einen Jäger, wenn er einen sah.
„Du warst ...“ Er seufzte und ging zum Balkongeländer, sah über die Häuser hinweg. „Gabriel, muss ich dich wirklich daran erinnern, dass du seit langen Jahren einen festen Freund hast? Vielleicht war die Situation schuld, aber ganz sicher nicht meine Person an sich.“
Gabriels Stimme erklang ganz dicht hinter ihm, trotzdem fuhr er nicht zusammen. Vertrauen. Unglaubliches, vor allem total unangebrachtes Vertrauen beherrschte ihn in Gabriels Nähe.
„Du weißt so gut wie ich, dass du nicht austauschbar bist.“ Gabriels Hände legten sich zu beiden Seiten von Frank auf den obersten Holm des Geländers. Er sah darauf, spürte die Arme an seinen Seiten entlangstreifen und drehte sich mit geschlossenen Augen um.
„Und du weißt, dass ich keine Beziehungen zerstöre.“ Er öffnete die Augen und hob den Blick. „Du liebst Sam. Wieso provozierst du mich so? Dir muss doch klar sein, dass ihr beide die reizvollste Beute aller Zeiten seid. Unerreichbar, aus moralischen und faktischen Gründen. Und doch stehst du hier so dicht vor mir und testest meine Reaktion.“
Gabriels Augen hielten seinen Blick gefangen. „Du hast recht, ich liebe Sam. Das wird sich auch nie ändern. Aber ich habe das Gefühl, dass du längst zu uns gehörst.“
Franks Herz setzte ein paar Schläge lang aus, während er sich fragte, ob er sich verhört hatte. „Ich ... gehöre zu euch? Wie kommst du darauf?“
Ein Schulterzucken, das so unpassend hilflos aussah, dass Frank seine Hände nicht länger kontrollieren konnte. Sie glitten über Gabriels breite Brust, weiter zu dessen Schultern, schlangen sich um den Hals. „Hältst du meine Beherrschung für unendlich?“
Gabriels Antwort bestand nicht aus Worten. Seine Arme schlangen sich um Frank, gaben ihm augenblicklich das Gefühl, beschützt und sicher zu sein, egal, was er nun tun würde. Der Kopf des Hünen neigte sich zu ihm und Frank hob sein Gesicht, um den letzten Schritt zu gehen.
Lichtblitze oder Feuerwerk
Weitere Kostenlose Bücher