Zweifel in Worten
dass Sam nicht bloß in Shorts hier draußen auf einer Liege lag, sondern immerhin lange Hose und Hoodie trug.
Er war eingeschlafen. Neben der Liege am Boden stand ein Becher, sein Kopf war zur Seite geneigt und er hatte sich tatsächlich sogar die Kapuze aufgesetzt. Gabriel war beinahe ein wenig stolz darauf, dass Sam mal halbwegs vernünftig gewesen war, als er sich hierher zurückgezogen hatte.
Gabriel breitete eine der Decken aus und legte sie über Sams Beine und vor allem dessen bloße Füße.
Erst danach setzte er sich auf die Kante der Liege und strich ihm sanft über die Wange. Sein warmes Lächeln wiederholte sich. Ja, er fühlte das Gleiche für diese so unterschiedlichen und für ihn gleichermaßen anziehenden wie gefährlichen Männer. Fasziniert davon, dass sie drei so gut harmonierten, ließ er ein leises Schnauben hören. Er betrachtete seinen Stern voller Liebe und Zärtlichkeit. Sam war ihm so unendlich wichtig und irgendetwas bereitete ihm Sorge. Sein Mund war auch jetzt im Schlaf noch angespannt, bildete eine gerade Linie. Mehr konnte er im Dunkel nicht erkennen, die Kapuze verdeckte zu viel von Sams schönem Gesicht.
Sollte er ihn wecken und ihm anbieten, zu reden?
„Ich liebe dich auch, Engel, aber du musst aufhören, dich immer um alle zu sorgen“, erklang Sams verschlafene Stimme, während Gabriel noch überlegte.
Er wandte den Blick vom dunklen Pool wieder zu seinem Mann. „Du weißt, dass ich das nicht abstellen kann, mein Schatz.“
Sam hob seine Hand unter der Decke hervor und suchte nach Gabriels. „Es geht mir gut.“
Gabriel schnaubte missbilligend und sah auf ihre Hände. „Das tut es nicht, sonst würdest du drinnen im Bett liegen und vor allem nicht so betonen, dass alles in Ordnung ist.“
Sam lächelte entschuldigend. „Ich hab Angst wegen dieses Sven. Irgendwie denke ich, Frank hat nicht alles erzählt, was ja sein gutes Recht ist, mir aber doch Magenschmerzen bereitet.“
Gabriel nickte. Natürlich hatte er mit Sam über das gesprochen, was Frank ihm im Auto über den Brief erzählt hatte, aber erst ab Montag würde Sam diesen Sven Wagner weiter überprüfen können. Und über ihn wussten sie denkbar wenig.
Auch wenn Gabriel argwöhnte, dass er der eigentliche Grund dafür war, dass Frank so voller Panik aus seiner Wohnung geflohen war, und nicht der Brief.
„Nicht nur dir“, erwiderte er und seufzte tief. „Aber solange er nichts erzählt, können wir eben nur vermuten.“
Sam schob die Kapuze herab und endlich sah Gabriel mehr als schattenhafte Umrisse. Er wirkte wütend. „Ich werde nicht zulassen, dass der Typ ihn noch mal so ängstigt!“
Gabriel drückte seine Hand und lächelte. „Das werden wir beide nicht. Du wirst sicher mehr herausfinden können.“
„Ja, aber ich finde, wir sollten ... nein, du solltest ihm endlich erklären, was die Firma macht. Nicht diesen Wischiwaschi-Scheiß von wegen Detektei ...“
Gabriel presste die Lippen aufeinander und atmete tief durch. „Du weißt genau, dass ihn das erschrecken wird. Soll ich ihm wirklich sagen, dass wir, Raphael, Teras und ich, Menschen töten lassen? Dass wir nicht nur observieren, sondern auch tatsächlich Verbrecher liquidieren?“ Er schluckte hart. „Du weißt so gut wie ich, dass er für diese Art von Verbrechensbekämpfung nicht besonders viel übrig haben dürfte!“
„Ja, ich weiß“, seufzte Sam und setzte sich auf. „Aber wenn ich rauskriege, dass er wirklich mit der Sache zu tun hatte, garantiere ich für gar nichts!“
Gabriel umschlang ihn und drückte ihn an sich. „Das brauchst du dann auch nicht, das weißt du.“
„Ja, ich weiß, ich wollte es dir nur noch mal sagen.“
„Sammy, wir beide wollen doch nichts anderes, als dass Frank in Sicherheit ist, und ohne Angst leben kann, oder?“
Sam küsste ihn und erwiderte die Umarmung. „Ich will vor allem, dass er mit uns leben wird. Ohne Angst.“
„Ich liebe dich. Aber irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass das deine einzigen Sorgen sind.“ Gabriel spürte noch immer etwas zwischen ihnen, etwas Unausgesprochenes, das nichts mit Frank oder dessen Situation zu tun hatte.
„Nein, alles so weit in Ordnung. Zumindest aus meiner Sicht. Hast du etwas auf dem Herzen, Agápi mou ?“
Diese Anrede ließ Gabriels Brust schwellen, erfüllte ihn, weil er sie so selten hörte, mit einer geradezu exklusiven Wärme. Natürlich, er wusste, dass Sam ihn liebte, aber es auf diese Art gesagt zu bekommen, nahm einen ganz
Weitere Kostenlose Bücher