Zweifel in Worten
– gerade weil er geglaubt hatte, es durch die Vergewaltigung verloren zu haben – überhaupt geben konnte.
Er konnte nur erahnen, wie sehr dieser erste einvernehmlich passive Sex Frank verändert hatte. Besser gesagt, inwieweit es seine zahlreichen Facetten erweitert hatte.
In der abgedunkelten Küche setzte er sich und wartete darauf, dass das Teewasser kochte, dann ging er hinaus in den Garten und legte sich auf eine der Liegen auf der Terrasse. Das Licht im Pool war nun ausgeschaltet, nur eine kleine Lampe an der Tür brannte noch. Er hielt den Becher fest und nippte immer wieder daran.
Frank ... Er lächelte versonnen und war wesentlich nachdenklicher, als ihm lieb sein sollte.
Die Hingabe in seinen unglaublichen Augen, dieses von Lust beschattete Grün, das in der Natur keinen Sam bekannten Vergleich aufwies, es stand so klar und rein vor ihm, egal, ob er wach war oder schlief.
Er spürte Franks erhitzte Haut an seinen Fingerkuppen, spürte seine enge Hitze um sein Glied, spürte Franks Glied in sich, das alles war wie ein immerwährendes Kopfkino mit Special Effects .
Er rutschte unruhig hin und her und schaffte es endlich, die körperlichen Aspekte ihres Beisammenseins auszublenden. Er wollte nachdenken, wollte für sich selbst ergründen, was geschehen war, wieso Frank ihm erlaubt hatte, ihn zu lieben.
Frank hatte es ihm nicht gesagt, aber er hatte auch nicht weiter nachgefragt und es als Geschenk angenommen. Und was er dafür noch bekommen hatte!
Sam hatte Frank geliebt, zweimal, er erinnerte sich daran, wie vertrauensvoll Frank ihn darum gebeten hatte, nach dem ersten Mal möglichst lange in ihm zu bleiben. Es war tatsächlich gelungen, und seine Lenden waren wieder erwacht, während er noch in Frank war. Ein herrliches Gefühl, weil es viel länger dauerte, bis er wirklich steif genug war, um sich auch zu bewegen. Sie hatten die Stellungen dieses Mal variiert, ganz behutsam, immer war Sam darauf bedacht gewesen, Frank jeglichen Schmerz zu ersparen.
Und es hatte geklappt. Ganz einfach, weil sie sich geliebt und nicht gefickt hatten. Sam lächelte wieder. Nach den ersten beiden ‚Durchgängen‘ hatte Frank ihn erobert. So sanft, so nachhaltig, dass Sam beim Gedanken daran ein warmes Rieseln durch seinen Körper verspürte.
Er atmete tief durch und trank noch einen Schluck Tee.
Ob Frank es dem Engel erzählen würde? Irgendwann? Gabriel würde von sich aus keinerlei Aktionen starten, um aktiv mit ihm zu schlafen. Dazu war er zu gern passiv, zu gern der Geliebte.
Erstaunlich, wie sehr sie sich in dieser Hinsicht ergänzten. Genau wie in ihren drei so unterschiedlichen Charakteren. Er dachte noch lange nach, zog irgendwann die Kapuze seiner Jacke auf und schloss den Reißverschluss des Hoodies . Es wurde doch ziemlich kalt hier draußen, aber er hatte keinerlei Ambitionen, jetzt hinein und nach oben zu gehen. Zu viele Gedanken mussten noch sortiert werden, zu viele Emotionen.
~*~
Gabriel merkte irgendwann, als er sich umdrehen wollte, dass er zwar noch Frank umarmte, hinter ihm aber niemand mehr lag. Er zog seine Arme vorsichtig von Frank zurück und stand auf. Sam verschwand nie grundlos aus dem Schlafzimmer. Irgendetwas musste ihn wachgehalten haben und er hielt es für besser, nach ihm zu sehen.
Er warf noch einen Blick auf den friedlich schlafenden Frank, dessen Haare strubbelig in alle Richtungen abstanden. Der Anblick reizte ihn zu einem warmen, liebevollen Lächeln und er beugte sich noch einmal zu ihm, um ihn auf die Schläfe zu küssen. Er zog sich etwas über – lange Trainingshose und Sweatshirt – verließ das Schlafzimmer leise und machte sich auf die Suche nach Sam.
Er sah das Licht auf der Terrasse, als er hinabkam und holte aus dem Wohnzimmer zwei Decken, bevor er zu ihm nach draußen ging. Sam holte sich nie eine Decke, auch wenn er Gabriel schon oft eine gebracht hatte.
Eine liebgewonnene Angewohnheit, die zu Anfang ihrer Beziehung aus Gabriels Sorge heraus durchaus zu Streits geführt hatte. Sam ging recht sorglos mit sich und seiner Gesundheit um.
Er trank zwar nicht übermäßig und ließ die Finger von anderen Drogen, aber wenn es um so einfache Dinge wie eine vermeidbare Erkältung ging, konnte er Gabriel zwischenzeitlich auf die Palme bringen. Immerhin waren er und Frank heute schon einmal klitschnass geworden und nun lag er draußen ganz sicher ohne Decke herum. Womöglich in kurzer Hose!
Seine Sorge ließ ihn nicht los, auch wenn er erleichtert aufatmete,
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