Zweifel
Hause.
Zurück in seinem Apartment machte Sam die Kaffeemaschine an und ging dann unter die Dusche. Er konnte nicht verhindern, sich vorzustellen, wie es wohl wäre, Bo hier bei sich zu haben, nass und nackt. Ihn zu halten und zu küssen und seine seifigen Hände über den bloßen, glatten Körper gleiten zu lassen.
Er schrubbte sich, bis seine Haut feuerrot war und versuchte, das Gefühl von Bos Umarmung weg zu waschen. Anschließend verbrachte er die nächsten Stunden damit, in seiner Wohnung auf und ab zu tigern und etwas zu suchen, um seine Gedanken zu beschäftigen. Irgendetwas, um seine Worte vom Vortag und den Schmerz in Bos Augen zu vergessen. Nichts funktionierte.
Um zehn Uhr hatte er genug. Er schlüpfte in seine Jacke, stopfte Portemonnaie und Schlüssel in seine Tasche und ging zur Tür hinaus. Der Tag war sonnig und schön, der Wind schneidend kalt, aber noch zu ertragen. Ein perfekter Tag, um die schattigen Gehwege entlang zu schlendern und die Sehenswürdigkeiten und die Klänge einer schönen alten Stadt zu genießen.
Sam spazierte durch die wachsende Menschenmenge und reckte sein Gesicht dem Sonnenlicht entgegen. Einfach nur draußen zu sein, löste etwas von der Anspannung in ihm.
Er hatte kein bestimmtes Ziel, aber es überraschte ihn nicht, dass er sich schließlich vor dem BCPI-Büro wiederfand. Er erklomm die Treppe der vorderen Veranda und spähte durch einen Knick in den Jalousien durchs Fenster. Das Büro war dunkel, was ihn ein wenig überraschte. Mindestens einer des BCPI-Teams war für gewöhnlich am Samstag hier, um Liegengebliebenes der Woche weg zu arbeiten.
»Du wolltest wohl doch nicht alleine sein«, murmelte er, als er die Tür aufschloss und hinein ging. »Hat wunderbar funktioniert.«
‚Genauso wie alles andere‘, dachte er missmutig.
Das Büro wirkte klein und ein bisschen traurig, so verlassen, wie es war. Seufzend entschloss sich Sam, in den hinteren Raum zu gehen und die Videos der South Bay High zu sichten. Wo er schon mal da war, konnte er auch genauso gut arbeiten.
Er hatte gerade seinen Laptop hochgefahren und das Video der ersten Kamera gestartet, als er hörte, wie die Vordertür aufging. Er nahm seine Kopfhörer ab und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er reckte den Hals, um durch die Tür in den Empfangsraum des Büros zu sehen.
»Hallo? Wer ist da?«
»Sam, bist du das?« Andre erschien als breite Silhouette vor der Helligkeit des Fensters in Sams Blickfeld, als er um Ceciles Schreibtisch herum ging. »Verfolgst du mich?«
Der neckende Tonfall in Andres Stimme ließ Sam grinsen. Der kräftige Mann war anscheinend nicht mehr so niedergeschlagen, erkannte er erleichtert.
»Ich war zuerst da. Und was machst du hier?«
Andre schnappte sich einen Stuhl, rollte ihn näher und ließ sich darauf sinken. »Mir war langweilig. Ich dachte, ich könnte rein kommen und ein paar von den Videos aus der Schule ansehen. Du?«
»Dito. Ganz offensichtlich.« Sam zeigte auf den Computerbildschirm, wo er das Video angehalten hatte. »Ich habe gerade mit Kamera Nummer eins angefangen, die vom Nordende des Tunnels. Welche willst du?«
»Ich glaube, ich nehme das Südende. Wäre vielleicht gut, die beiden Enden miteinander zu vergleichen und zu sehen, ob es Übereinstimmungen gibt.«
»Gute Idee.« Sam griff in die Technikkiste und reichte es Andre. »Hier. Willst du die digitalen Daten oder das Band?«
»Digital.« Andre rollte zu dem zweiten Computer hinüber und startete ihn. »Hat noch niemand was auf den Rechner kopiert, oder?«
»Nur falls jemand zu einer absolut unchristlichen Zeit reingekommen ist und sich darum gekümmert hat.«
Andres Lachen wurde von einem riesigen Gähnen unterbrochen. Sam wusste genau, wie er sich fühlte. Sie hatten sich alle um ein Uhr morgens wieder an der Schule getroffen, um die Ausrüstung abzubauen und sie zurück ins Büro zu transportieren. Er bezweifelte, dass er zwischen seinen ruhelosen Gedanken und seinem Erwachen vor dem Morgengrauen mehr als drei Stunden geschlafen hatte. Andre sah so aus, als wäre es ihm nicht besser ergangen.
»Nein«, sagte Andre und scrollte durch die Liste von Dateien auf seinem Computer. »Hier ist nichts. Schickst du mir die Dateien von Kamera sieben?«
»Klar.« Mit ein paar Klicks schickte Sam eine Kopie des Videos per W-Lan an Andres Computer. »Sollten wir vielleicht doch bis morgen warten? Ich bin ziemlich sicher, dass Dean sowas noch nicht gemacht hat.«
Andre warf ihm einen amüsierten
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