Zweifel
zurück und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. »Fuck, Sam, es ist Oleander House zu ähnlich, um nicht damit zusammen zu hängen. Ich habe seit gestern versucht, mich davon zu überzeugen, dass ich mich irre, aber... Scheiße...«
Sam sagte einen Moment lang nichts und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. »Was ist mit Cecile? Was hält sie davon?«
»Sie hat schon gestern versucht, mich darauf hinzuweisen, dass die Parallelen zu groß sind, um sie zu ignorieren.« Andre seufzte und rieb sich mit der Hand über die Stirn. »Ich wollte es nicht hören. Aber sie hat recht. Verdammt.«
Ein Gedanke traf Sam wie ein Blitzschlag. »Hey, wieso hat keiner von euch das gestern Nacht erwähnt, als wir die Kameras abgebaut haben?«
Andre richtete seinen Blick auf den Boden und rang die Hände. »Ich habe sie darum gebeten, nichts zu sagen. Ich wollte erst etwas Zeit haben, um darüber nachzudenken.«
Sam fragte nicht nach dem Grund. Er rollte seinen Stuhl näher an Andre heran und legte seine Hand tröstend auf dessen Knie.
»Wirst du es den anderen morgen erzählen?«
»Ja.« Andre sah auf und sein aufgewühlter Blick traf Sams. »Wenn du ein Portal öffnen konntest, dann wette ich, dass du es auch schließen kannst. Wir müssen nur noch herausfinden, wie.«
Der Gedanke daran, nochmal einem Dimensionstor und den Dingen, die auf der anderen Seite warteten, gegenüber zu stehen, ließ Sams Magen zu einem harten Knoten werden. Nicht aus Angst vor dem eigenen Tod, sondern aus Angst vor dem Versagen. Davor, dass eine weitere Person wegen ihm umkommen könnte. Der Gedanke war schier unerträglich.
»Hey.« Andre ergriff Sams Oberarme mit seinen großen Händen und schüttelte ihn sanft. »Was habe ich vorhin gesagt, hm? Hör auf damit, dir die Schuld zu geben!«
Sam lachte bitter. »Ich versuche es, aber das ist nicht so einfach.«
Mit einem genervten Seufzer ließ Andre Sam los und verschränkte die Arme. »Ich weiß, dass es schwer ist. Viele Dinge sind schwer. Aber du musst deine Angst in den Griff kriegen. Wenn wir hier wieder eines dieser verdammten Portale haben, dann bist du der Schlüssel dazu, es zu kontrollieren. Ich weiß, dass du Angst hast, und ich weiß auch warum. Aber wenn wir es wirklich damit zu tun haben, musst du deine psychokinetischen Kräfte voll kontrollieren und benutzen, um das verdammte Ding zu schließen. Das ist dir klar, oder?«
Wut flammte in Sam auf, erlosch jedoch genauso schnell wieder, wie sie gekommen war, und ließ ihn müde und ausgelaugt zurück. Trotz seiner harten Worte hatte Andre recht, und Sam wusste es.
»Ja, ich weiß«, seufzte Sam und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. »Ich hab‘ angefangen, Nachforschungen anzustellen.«
In Andres Augen glomm Interesse auf. »Hast du was herausgefunden?«
»Noch nicht. Aber ich versuch es weiter.«
»Gut. Ich helf‘ dir, so gut ich kann.«
»Danke.« Um das Thema zu wechseln, deutete Sam auf die Computer. »Sollen wir noch ein paar Videos ansehen?«
»Klar. Ich hab‘ nichts Besseres zu tun.«
Ohne ein weiteres Wort setzte Andre seine Kopfhörer wieder auf und startete sein Video. Sam saß da und starrte mit leerem Blick auf das Standbild auf seinem eigenen Bildschirm. Er wünschte, er hätte einen Pausenknopf für sein Leben. Er würde alles dafür geben, um der kommenden Woche zu entgehen. Es graute ihm vor allem – der Schule und was sie dort vielleicht finden würden. Und vor allem vor der eisigen Maske, hinter der sich Bo zweifellos verstecken würde nach dem, was zwischen ihnen vorgefallen war.
Kapitel 5
Am Montag ging Sam früh ins Büro in der Hoffnung, mit Bo sprechen zu können, bevor die anderen zu ihnen stießen. Bo war meistens der Erste im Büro und Sam wollte ihn alleine erwischen, um sich für seine unbedachten Worte am Samstag zu entschuldigen. Bo würde ihm vielleicht nicht zuhören, aber Sam musste es zumindest versuchen.
Zu seiner Überraschung fand er das Büro dunkel und leer vor. Er fischte seine Schlüssel aus der Jackentasche, schloss die Tür auf und schlüpfte hinein.
»Verdammt, Bo«, murmelte er. Dann schlug er die Tür hinter sich zu und betätigte den Lichtschalter mit mehr Kraft, als nötig gewesen wäre. »Ausgerechnet, wenn du einmal wirklich hier sein solltest. Scheiße.«
Seufzend startete Sam seinen Computer und schlurfte dann ins Hinterzimmer, um dort den Laptop anzuwerfen. Er konnte ja ein paar der Videos auf seinen Computer ziehen und damit anfangen, sie durchzusehen.
Weitere Kostenlose Bücher