Zweifel

zurückgelassen hatte.
    Auch wenn er das Schweigen zwischen ihnen nicht als angenehm bezeichnet hätte, zog Sam es einem Gespräch zu diesem Zeitpunkt vor. Seine Gefühle lagen viel zu nah an der Oberfläche. Er befürchtete, dass er sich Bo zu Füßen werfen, ihm seine ewige Liebe schwören und um Vergebung betteln würde, wenn er sie erst einmal laut aussprach. Er glaubte nicht, dass Bo das begrüßen würde, vor allem jetzt nicht.
    ‚Reiß dich zusammen, Sam‘, befahl er sich selbst. ‚ Du hast Arbeit zu erledigen‘.
    Er zwang das Chaos in seinem Kopf zur Ruhe und konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf die grün erleuchtete Dunkelheit auf dem Bildschirm vor ihm.
    Die Drei arbeiteten schweigend, nur ab und zu verließ jemand seinen Platz, um sich zu strecken oder eine Tasse Kaffee zu holen. Nach einer Weile begannen Sams Augenlider schwer zu werden. Er sah auf die Zeitanzeige auf seinem Bildschirm. Viertel vor zwölf.
    Gähnend lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und streckte sich. Er hatte gerade beschlossen, eine Pause zu machen und spazieren zu gehen, um den Kopf frei zu bekommen, als die erste Vibration kam. Die Zeit auf dem Band, stellte Sam ohne jede Überraschung fest, zeigte siebzehn Uhr vierunddreißig Minuten an. Er stoppte das Video und berührte Cecile am Arm. Insgeheim verfluchte er sich dafür, dass er vergessen hatte, den anderen von den gestrigen Erkenntnissen zu erzählen.
    »Cecile, schau dir das mal an«, sagte er, während sie die Pause-Taste betätigte und ihre Kopfhörer abnahm. »Bo, du solltest das auch sehen.«
    »Was denn?« Cecile rollte näher heran und schielte auf Sams Bildschirm. »Ich sehe nichts.«
    »Lass es mich ein wenig zurückspulen. Es ist nicht sehr auffällig, aber es ist definitiv da.« Sams Hände zitterten auf der Maus, als er zu dem Punkt zurückging, an dem er die Vibration gesehen hatte. Er konnte Bo hinter sich spüren, konnte den Duft seiner Haut riechen – was für seine Konzentration nicht gerade förderlich war. »Andre und ich haben gestern auf den Bändern das Gleiche gesehen, zu exakt derselben Zeit.«
    »Lass mich mal sehen.« Bos Stimme war vollkommen neutral. Aber die sanfte Berührung seiner Finger an Sams Nacken verriet seine Aufregung und Nervosität. »Und warum zur Hölle hat keiner von euch vorher etwas gesagt? Was soll ich bitte davon halten, dass ihr alle etwas vor dem Rest des Teams versteckt?«
    »Es war keine Absicht«, protestierte Sam. »Um ehrlich zu sein, hab' ich es schlicht vergessen.«
    Cecile sah ihn an und zog die Augenbrauen hoch. »Du hast etwas vergessen, das von so immenser Bedeutung für die Ermittlungen sein könnte? Bo, ich glaube, er braucht dringend Urlaub. Klarer Fall von Überarbeitung.«
    »Ich war mit anderen Dingen beschäftigt«, murmelte Sam und bekämpfte den Drang, sich unter Ceciles bohrendem Blick zu winden. »Kann ich euch jetzt einfach zeigen, was wir gefunden haben?«
    Hinter ihm schwieg Bo. Seine Finger brachen den Kontakt zu Sams Haut und lösten sofort ein schmerzliches Gefühl des Verlustes aus.
    »Es ist genau hier«, sagte Sam und startete das Video erneut. »Siebzehn vierunddreißig. Zur selben Zeit wie bei den Videos, die Andre und ich gestern gesehen haben.«
    Cecile sog scharf Luft ein, sagte aber nichts, bis die zwei Vibrationen vorüber waren. Das seltsame Geräusch von den anderen Bändern fehlte auf diesem, fiel Sam auf.
    »Sam, das ist exakt die gleiche Zeit, zu der Andre und ich etwas wahrgenommen haben... was auch immer das etwas war.« Ceciles Stimme zitterte. Sie drehte sich um und sah Bo an. »Das gefällt mir nicht, Bo. Ich denke, an den Gerüchten, die unter den Schülern kursieren, ist doch mehr dran, als erwartet.«
    Bo tätschelte ihren Arm. »Lass uns keine voreiligen Schlüsse ziehen. Die Tatsache, dass sich dieses Phänomen bisher bei drei von sieben Bändern gezeigt hat, ist in der Tat signifikant. Aber das muss nicht bedeuten, dass sich in der South Bay ein weiteres Portal befindet.«
    Sam quetsche die nächsten Worte nur mühsam hervor. »Da ist noch etwas.«
    »Noch etwas, das du vergessen hast?«
    Überrascht von dem giftigen Unterton in Bos Stimme stand Sam auf und wandte sich ihm zu. In den Augen des anderen Mannes rangen Wut, Sorge und Frustration um die Vorherrschaft. Sam konnte sich nicht entscheiden, ob er ihm lieber eine verpassen oder ihn küssen wollte. Er biss die Zähne zusammen und unterdrückte die widersprüchlichen Impulse.
    »Da war ein Geräusch«, sagte Sam