Zweifel
und achtete peinlich genau darauf, dass seine Stimme dabei ruhig und neutral klang. »Eine Art kratzendes Geräusch. Es war leise, aber Andre und ich haben es definitiv beide auf beiden Videos gehört.«
Cecile gab einen leisen, ängstlichen Laut von sich. »Es war wie das, was wir in Oleander House gehört haben, nicht wahr?«
»Ja«, antwortete Sam, der immer noch in Bos Gesicht starrte. »Wie in Oleander House.«
»Ich habe kein Geräusch auf diesem Band gehört.« Bo hielt Sams Blick stand. Der Blick seiner dunklen Augen hatte sich noch mehr verdüstert.
Sam vergrub die Hände in den Hosentaschen, um sich davon abzuhalten, nach Bo zu greifen und ihn an sich zu ziehen. »Nein, ich auch nicht.«
»Welche Bänder habt ihr gestern gesichtet?«
Sam antwortete auf Ceciles Frage, ohne sie dabei anzusehen. »Eins und Sieben. Die Enden der Tunnel, da wo sie zugemauert sind.«
»Und das hier ist...« Ceciles Stuhl quietschte, als sie sich nach vorne lehnte, um auf Sams Monitor zu sehen. »... Kamera fünf.«
»Ziemlich in der Mitte.« Bos Blick wanderte zu Sams Mund hinunter und er leckte sich über die Lippen. »Vielleicht kam es aus einem der Seitentunnel.«
»Wir haben es auf beiden Kameras gleich laut gehört.« Ohne darüber nachzudenken, was er tat, lehnte sich Sam näher zu Bo. Sie starrten sich an und ihre Finger berührten sich. Hitze sammelte sich in Sams Körpermitte.
»Ähm... Okay.« Cecile stand auf, ging zu ihrem Schreibtisch und zog ihr Portemonnaie aus der untersten Schublade. »Es ist fast Mittag. Ich gehe zum Fontaine's, wer will Burger?«
Sam räusperte sich und zwang sich zu einem Lächeln in Ceciles Richtung. »Bringst du mir einen mit schwarzen Bohnen und scharfe Pommes Frites mit?«
»Klar. Bo, möchtest du auch etwas?«
»Nein, danke. Ich bin nicht hungrig.«
»Bist du sicher?«
»Ja.«
»Okay.« Sie schnappte sich ihre Handtasche und ging in Richtung Tür. Ihr Arm streifte Sams, als sie an ihm vorbei ging. Sie warf ihm einen scharfen Blick zu und er fragte sich wieder einmal, wie viel sie inzwischen über ihn und Bo wusste. »Bis gleich.«
Die Tür öffnete sich quietschend und Cecile trat in den Sonnenschein hinaus. Sam wartete bis sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, bevor er seinem Verlangen nachgab und Bo in seine Arme zog.
Bo schmolz förmlich unter seinen Händen, während seine Lippen dem Kuss entgegen kamen. Seine Finger gruben sich in den Rücken von Sams Shirt. Sie stöhnten beide, als Sams Hand hinunter glitt und Bos Hintern umfasste.
Als ihre Lippen schließlich wieder voneinander abließen, zog sich Bo weit genug zurück, um in Sams Augen sehen zu können.
»Ich werde das vermissen«, flüsterte er und zeichnete die Kontur von Sams Unterkiefer mit den Fingerspitzen nach. »Es fühlt sich so gut mit dir an, Sam. Es tut mir leid, dass ich dir nicht mehr geben kann.«
Die Flut der Erleichterung, dass Bo wegen Samstag nicht mehr wütend war, ließ Sam beinahe den Rest des Satzes überhören. »Nein, mir tut es leid. Ich habe versprochen zu warten und dich nicht zu drängen. Und ich habe dich schlussendlich doch gedrängt. Ich hätte nicht –« Er brach ab, als er den Inhalt von Bos Worten realisierte. »Warte mal, wie meinst du das? Wieso wirst du es vermissen?«
Bo schob ihn sanft von sich und trat einen Schritt zurück. »Weil wir so nicht weitermachen können. Das hier funktioniert nicht.«
Sam fühlte sich, als hätte er einen Tritt in die Magengrube bekommen. Er konnte nicht so tun, als käme Bos Entscheidung überraschend, aber die Erkenntnis traf ihn trotzdem wie ein Hammerschlag.
»Warum?« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Ist es wegen Samstag? Es tut mir so leid, ich hätte das nie zu dir sagen dürfen. Du ahnst nicht, wie oft ich mir in den letzten Tagen gewünscht habe, es zurücknehmen zu können.«
Ein kraftloses Lächeln erschien auf Bos Lippen. »Aber du hattest recht, Sam. Das ist keine Beziehung zwischen Erwachsenen. Du hast etwas Besseres verdient.«
Ein widerliches Gefühl stieg in Sams Magen auf. »Ich will mit dir zusammen sein. Egal wie, egal mit welchen Konsequenzen.«
»Ich glaube dir sogar, dass du das ehrlich meinst. Aber das ist nicht genug.« Bo strich sich ungeduldig die Haare aus dem Gesicht und schlang die Arme um seinen Körper. »Ich denke nicht, dass ich mich outen kann, Sam. Nicht einmal vor unseren Freunden. Und du redest dir jetzt vielleicht noch ein, dass du damit leben kannst, aber das wird nicht so
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