Zweifel
weißt du auch. Ich würde dich niemals zu etwas zwingen, das du nicht willst.«
»Warum tust du das hier dann?«, gab Bo scharf zurück und schob sich ungeduldig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Hand zitterte heftig. »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich es beenden möchte, und ich habe dir auch die Gründe dafür genannt. Warum kannst du das nicht einfach akzeptieren?«
»Weil ich nicht glaube, dass du das wirklich willst. Ich glaube, du liebst mich auch, und genau das macht dir mehr Angst als alles andere.«
Alle Farbe war aus Bos Gesicht gewichen. Er senkte den Blick und starrte zu Boden. »Wir können jetzt nicht darüber sprechen. Wir haben so viel anderes zu tun.«
Sam überkam eine seltsame Ruhe, als er Bos Gesicht studierte. Der innere Kampf, den Bo mit sich selbst austrug, war deutlich zu sehen. Er braucht Zeit, um darüber nachzudenken.
‚Die kann ich ihm geben‘ , dachte er.
Er nickte. »David und Dean hatten heute geplant in die Bibliothek zu gehen, um noch etwas Recherche zu betreiben. Sie wollen mehr über das Gelände der South Bay High herausfinden. Wenn du möchtest, könnten Cecile und ich dann mit einigen Schülern sprechen.«
Bo blickte auf, seine Erleichterung beinahe greifbar. »Das wäre großartig. Danke.«
»Kein Problem.« Sam durchquerte das Büro und öffnete die Tür. »Ich geh Kaffee machen, möchtest du auch einen?«
»Nein, danke.« Auf seiner Unterlippe knabbernd, starrte Bo Sam an, als wollte er noch etwas sagen, war aber nicht in der Lage, die richtigen Worte zu finden. Sam wartete mit einer Geduld, die er sich selbst nicht zugetraut hätte.
»Ich verstehe dich nicht, Sam«, brach es schließlich aus Bo heraus. »Warum möchtest du mit mir zusammen sein? Warum bist du in mich...«
Er beendete den Satz nicht, aber es war auch gar nicht notwendig. Sam wusste ohnehin, was er sagen wollte. »Ich weiß nicht, warum ich mich in dich verliebt habe«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Aber es ist passiert. Und genau deswegen möchte ich mit dir zusammen sein.«
Erneut senkte Bo den Blick. Er nahm einen Kugelschreiber von seinem Schreibtisch und drehte ihn einen Moment lang zwischen den Fingern, bevor er ihn wieder zurücklegte.
»Du hattest recht mit dem, was du gesagt hast. Das, was zwischen uns war, war keine normale Beziehung, wie zwei erwachsene Menschen sie führen sollten. Ich denke, es ist nicht fair, wieder eine neue Beziehung mit dir anzufangen, wenn ich dir nicht wenigstens das geben kann, was du willst.«
Schockiert starrte Sam Bo an. »Du glaubst tatsächlich, dass es bei dem, was ich dir letzten Samstag gesagt habe, um Sex ging?«
Bo blickte nicht auf. »Etwa nicht?«
»Nein. Oh Gott, nein.« Sam fuhr sich durch die Haare. »Ich meine, natürlich kann ich es gar nicht abwarten, dich endlich ins Bett zu kriegen, und ich gebe zu, dass ich frustriert war. Aber ganz ehrlich, Sex kann warten. Was mich wirklich fertig gemacht hat, ist die Tatsache, dass du nicht bereit für dein Coming-Out bist. Aber ich habe mich dir gegenüber nicht fair verhalten und das tut mir leid. Ich hatte noch nie eine ernsthafte Beziehung mit jemandem und ich musste auch noch nie eine Beziehung verstecken. Ich bin nicht gut in Heimlichkeiten.«
»Das bist du allerdings nicht.« Bos Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. »Aber ich genauso wenig und darum verzeihe ich dir.«
Als er den trockenen Humor in Bos Stimme vernahm, schien es Sam, als wäre ihm eine gewaltige Last von den Schultern genommen worden. Er grinste und fühlte sich plötzlich leicht wie eine Feder.
»Wir sind also beide schlecht, was Beziehungen angeht. Damit sind wir doch wie füreinander geschaffen.«
Bo lachte. Er stieß sich endlich von seinem Schreibtisch ab, um zu Sam zu gehen und ihm die Arme um die Taille zu legen. Einladend neigte er das Gesicht zur Seite. Sam umfasste Bos Kopf und küsste ihn, sanft und zärtlich. Es fühlte sich an wie die natürlichste Sache der Welt und erfüllte Sam mit einem wunderbaren Gefühl des inneren Friedens.
»Das wird kein gutes Ende nehmen«, erklärte Bo und beugte sich vor, um Sam auf den Hals zu küssen. »Warum kann ich mich nicht einfach von dir fernhalten?«
»Weil du das nicht willst.« Sam hob das Kinn, er zitterte leicht, als Bos Zunge seine Schlagader nachfuhr. »Weil du genau weißt, dass wir zusammen gehören, ganz egal wie schwierig es auch sein mag.«
»Letztendlich werde ich dir wehtun.« Bo schob eine Hand unter Sams Pullover, um
Weitere Kostenlose Bücher