Zweifel
beobachtete, wie die beiden Bos Büro betraten und sich dabei unterhielten, als würden sie sich schon ewig kennen. Er schüttelte den Kopf.
»Okay, was war das eben?«, fragte Cecile, nachdem David die Tür geschlossen hatte. »Bilde ich mir das nur ein oder hat er gerade gleichzeitig mit uns beiden geflirtet?«
»Hast du nicht«, lachte Sam. »Das wird lustig, wenn Bo ihn wirklich einstellt.«
Cecile sah ihn streng an. Ein Sekunde lang war Sam überzeugt, dass sie über Bo und ihn Bescheid wusste. Panik durchfuhr ihn.
Dann lächelte sie und setzte sich wieder. »Du wolltest, dass ich dir bei einem Teil der Recherche und den restlichen Sachen für Samstag helfe? Ich bin hier soweit fertig.«
Sam schluckte und zwang ein Lächeln auf sein Gesicht. »Das wäre super, danke. Ich rufe Mr. Innes an, könntest du derweil ein wenig im Internet über die Geschichte der Schule recherchieren?«
»Ich kümmer‘ mich drum.« Cecile wandte sich ihrer Aufgabe zu und Sam entwich ein leises, erleichtertes Seufzen.
Zwar war einem Teil von ihm bewusst, dass die anderen zumindest vermuten mussten, was los war, aber er war nicht sicher, ob er schon dazu bereit war, dass sie es auch offiziell wussten. Oder besser gesagt: ob er auf Bos Reaktion vorbereitet war, wenn dieser herausfand, dass ihre Beziehung im Büro ein offenes Geheimnis war. Bo war gerade so sprunghaft und unsicher, dass der kleinste Funke genügen würde, dass er Sam von sich stieß.
Er war sich immer noch nicht sicher, was seine Freunde nun wussten oder auch nicht, aber er wollte gerade nicht darüber nachdenken. Er verdrängte seine Sorgen in den hintersten Winkel seiner Gedanken, griff nach dem Telefonhörer und wählte Mr. Innes Nummer.
Fünfundvierzig Minuten später öffnete sich endlich die Tür zu Bos Büro wieder. Bo und David folgten Dean in den Hauptraum hinaus. Sam sah von seinem Computerbildschirm auf und versuchte, Bos Gesichtsausdruck zu deuten. Aber Bo ignorierte ihn völlig.
»Danke, dass Sie gekommen sind, Dean«, sagte Bo und schüttelte Deans Hand. »Wir melden uns, wenn wir uns entschieden haben.«
»Großartig, vielen Dank.« Dean ließ Bos Hand los und warf Sam ein unverhohlen zweideutiges Lächeln zu. »Ich hoffe, dass ich den Job bekomme. Ich glaube, wir würden wirklich gut miteinander harmonieren.«
Sam blinzelte. Die dreiste, direkte Art des Mannes überraschte selbst ihn. Er war so damit beschäftigt, Dean anzustarren, dass er beinahe die wütende Röte übersehen hätte, die in Bos Wangen aufstieg.
»Ja, schön. Wir geben Ihnen Bescheid.« Bo durchquerte den Raum und öffnete die Eingangstür. »Vielen Dank, Dean.«
Deans Augenbrauen wanderten nach oben. Er sah von Sam zu Bo und wieder zurück. In seinen Augen glomm ein Funke auf, der Sam nervös werden ließ. »In Ordnung. Schön, Sie alle kennengelernt zu haben. Ich hoffe; wir sehen uns bald wieder.«
Sam beobachtete nachdenklich, wie Dean in seine Jacke schlüpfte und das Büro verließ. Er war sich nicht sicher, was ihn am meisten verunsicherte – Deans schamloses Flirten oder die Tatsache, dass dieser Mann die Spannung zwischen ihm und Bo ganz eindeutig bemerkt hatte.
‚Er ist gerade mal zwei Minuten in unserer Nähe und schon hat er es gemerkt‘.
Wie hoch war dann wohl die Wahrscheinlichkeit, dass der Rest ihres Teams noch nicht Bescheid wusste? Allerdings kannte Dean sie beide auch nicht und hatte damit auch keine vorgefasste Meinung über sie. Vielleicht war es für Fremde mit einem frischen Blick leichter, es wahrzunehmen. Sam beschloss für den Moment, dieser Version zu glauben.
»Also, ich glaube, wir haben einen neuen Techniker.« David lehnte an der Wand und grinste von einem Ohr zum anderen. »Bo, willst du dich mit noch mehr Pfeifen quälen oder können wir uns das ersparen? Ganz ehrlich? Der ist perfekt, ich seh' keinen Sinn darin, weiterzusuchen.«
Bo schüttelte den Kopf und presste stur die Lippen aufeinander. »Nein, er ist nicht der Richtige. Ich habe noch ein paar Bewerbungen auf dem Tisch. Ich werde die mal anrufen.«
David starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Was?«
»Du hast mich gehört. Wir werden ihn nicht einstellen.«
»Wieso nicht?«
»Weil...« Bos Blick glitt durch den Raum und blieb gerade lange genug an Sam hängen, dass Sam die Eifersucht in seinen Augen sehen konnte. »Ich glaube einfach nicht, dass er zu uns passt. Das ist alles.«
David warf ihm einen finsteren Blick zu. »Bo, wir müssen diesen Kerl einstellen. Er
Weitere Kostenlose Bücher