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Zweifel

Zweifel

Titel: Zweifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Blue
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das Gefühl, noch etwas sagen zu müssen, aber ihm fiel nichts ein. Also drehte er sich um und schob die Tür auf.
    Der Aufzug war leer, wofür Sam sehr dankbar war. Er zitterte am ganzen Körper und hatte seine Gefühle nicht im Geringsten unter Kontrolle. Er war absolut nicht in der Verfassung, sich mit einem Haufen fremder Leute herumzuschlagen.
    Als er im ersten Stock in den Gang hinaustrat, stieß er beinahe mit Dean zusammen, der gerade am Aufzug vorbeiging.
    »Sam! Cecile und ich sind gerade zurückgekommen, ich war auf dem Weg zum Getränkeautomaten, und –« Dean brach ab und seine Augen weiteten sich, als er Sams Gesicht sah. Er packte Sams Hand und zog ihn in die kleine Nische, wo die Automaten für Getränke und Süßigkeiten standen. »Was ist passiert? Was ist los?«
    Sam schluckte und versuchte, die Kontrolle über seine Stimme wiederzuerlangen. »Er war wach, er hat mit mir geredet und dann... er hat einfach... er hat gezittert und nicht auf mich reagiert. Die Schwester sagte, er hätte einen Anfall gehabt, der... der wahrscheinlich vom Fieber kam.«
    »Was? Aber Andre hat erzählt, der Arzt sagte, er sei stabil.«
    »Das war er auch. Die Schwester sagte, nach der Operation habe sich das Fieber gesenkt, aber jetzt...« Sam presste die Lider aufeinander, um gegen die Tränen anzukämpfen. »Was, wenn er es nicht schafft, Dean? Ich kann damit nicht leben, ich kann es einfach nicht!«
    »Oh, Gott, Sam. Komm her!” Dean schlang die Arme um Sams Schultern und zog ihn an sich. Sam lehnte sich an ihn und krallte sich an seinem T-Shirt fest. Er konnte nicht weinen, nicht hier. Aber es war ein schönes Gefühl, in den Arm genommen zu werden.
    Einige Minuten später hatte Sam das Gefühl, sich wieder soweit unter Kontrolle zu haben, dass er dem Rest des Teams gegenübertreten konnte. Er löste sich aus Deans Umarmung und schenkte ihm ein schwaches Lächeln.
    »Ich hab‘ herausgefunden, wie wir Kontakt mit Janine und den Jungs aufnehmen können. Die Nummer ist in Bos Handy eingespeichert und das liegt im Handschuhfach des SUV.«
    Dean drückte Sams Hand. »Das ist gut, holen wir es. Andre kann den Anruf übernehmen.«
    Als sie durch die Eingangshalle gingen, fühlte Sam seine Selbstbeherrschung zurückkehren. Die alte Gewohnheit, seine Gefühle zu verbergen, übernahm beinahe automatisch die Führung. Bis zu dem Zeitpunkt, als Dean und er den Raum betraten, wo ihre Freunde warteten, hatte sich sein Gesicht in eine starre Maske verwandelt. Sie war nicht perfekt, aber sie war das Beste, was er im Moment zustande brachte. Wenigstens schrie er seinen Schmerz nicht laut heraus.

Kapitel 14
    «Verdammte Scheiße!” Andre klappte Bos Handy zu und starrte es wütend an, bevor er es wieder in die Jackentasche zurücksteckte. »Wo zum Teufel sind die nur?«
    Seufzend verlagerte Cecile ihre Position im Stuhl und lehnte ihren Kopf an Davids Schulter. »Du hast fünf Nachrichten hinterlassen. Wir können es nur weiter versuchen.«
    »Ja, das weiß ich.« Andre rieb sich die Augen. »Ich befürchte nur, dass...« Er musste den Gedanken nicht laut aussprechen. Sie alle wussten, was er befürchtete.
    Beinahe acht Stunden lang versuchte Andre nun schon, Bos Schwiegereltern zu erreichen. Bis jetzt hatte er jedes Mal nur den Anrufbeantworter erwischt. Während ihnen die Zeit davonlief und Bos Zustand immer schlechter wurde, kroch in ihnen allmählich die Angst hoch, dass Bos Kinder ihren Vater nicht mehr würden sehen können, bevor...
    ‚Denk nicht mal dran. Das wird nicht passieren. Bo wird nicht sterben, er wird es schaffen‘.
    Sam wiederholte diese Worte wie ein Mantra in seinem Kopf, wieder und immer wieder, seit Bo gebissen worden war. Zuerst hatten sie noch geholfen, ihm etwas von der schrecklichen Angst genommen. Aber während die Stunden vergingen, flüsterte eine nagende Stimme in seinem Hinterkopf, dass diese Hoffnung nichts als Augenwischerei war. Dass er den Menschen verlieren würde, den er als ersten wirklich liebte.
    Der letzte Besuch an Bos Bett vor beinahe vier Stunden hatte den eisigen Knoten in Sams Magen zu einem dauerhaften Schmerz werden lassen. Bo war bewusstlos gewesen, seine Wangen rot und heiß von einem Fieber, das sich weigerte, abzuklingen. Immer wieder war sein Körper von Zuckungen geschüttelt worden.
    Inzwischen hatte er eine Sauerstoffmaske über Mund und Nase bekommen. Marlene hatte sie mit düsterer Miene darüber informiert, dass, falls der Sauerstoffwert in seinem Blut weiter absank,

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