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Zweiherz

Titel: Zweiherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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jetzt schon ein verdammt merkwürdiges Gefühl.«
    Rost lachte laut. »Sie glauben doch nicht etwa an Geister, Northridge?«
    »An was ich glaube, werde ich Ihnen bestimmt nicht auf die Nase binden«, erwiderte der Bingohallenbesitzer. »Auf jeden Fall ist die Sache gefährlicher, als ich angenommen hatte.«
    Rost schwitzte und sein Kopf lief rot an vor Zorn. »Für Reue ist es jetzt zu spät, Sie Idiot. Was kommen Sie mir plötzlich mit all diesen Vorbehalten? Ich brauche das dritte Bild, sonst lasse ich Sie heute noch auffliegen. Und ich werde dann nicht mehr auffindbar sein. Das wird ein schönes Leben für Sie - unter den Indianern, denen Sie ihre Heiligtümer gestohlen haben.«
    »Schreien Sie doch nicht so, zum Teufel, man hört Sie ja meilenweit«, sagte Northridge ängstlich. Er blickte zu Boden und fluchte leise vor sich hin. Es hatte so einfach geklungen, die Bilder zu beschaffen, und es war eine Menge Geld, das dabei für ihn heraussprang. Geld, das er gut gebrauchen konnte. Seine Frau war krank und würde vielleicht nicht mehr lange leben. Mit dem Geld, das von irgendeinem schwerreichen Mann aus New York stammte, wollte er ihr eine Reise nach Europa ermöglichen, wo sie die besseren Ärzte zu finden hoffte. Die Tickets waren schon gebucht.
    Wütend stieß Northridge mit dem Stiefel gegen eine rostige Tonne. »Also gut, noch dieses eine Bild. Wir treffen uns Samstag um die gleiche Zeit wie immer am Ortsausgang von Crystal. Und dann verschwinden Sie noch in derselben Nacht von hier.«
    »Keine Sorge, das werde ich«, sagte Rost spöttisch. Als ob er hierbleiben wollte! Dieses idiotische, trockene Land. Die mörderische Hitze, die ihn bald wahnsinnig machte. Die verrückten Indianer, der heiße Wind. Es würde ihm ein Vergnügen sein, endlich von hier zu verschwinden.

    Am Donnerstag fuhr Kaye Großvater Sam nach Holbrook ins Krankenhaus. Will begleitete sie und seinen Großvater, aber er redete wenig. Er fühlte sich von allen Seiten unter Druck gesetzt: von Kaye, die zu viel von ihm erwartete. Von diesem ständig irgendwo herumlungernden Kojoten, der ihn in seine Fänge kriegen wollte. Und nicht zuletzt von sich selbst.
    Will machte es sich selbst am schwersten, weil er es nicht fertigbrachte, mit jemandem über sein Problem zu reden. Es gab nur drei Menschen, die ihm wirklich nahestanden. Aber Kaye und seinen Großvater liebte er zu sehr, als dass er es über sich gebracht hätte, ihnen von seiner Qual zu erzählen. Vielleicht hätte er mit Aquilar reden können, doch der lag mit kaputten Beinen in einem Krankenhausbett und hatte mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen. Will wollte ihn nicht noch mehr belasten.
    Während eine junge weiße Ärztin die Augen des alten Mannes untersuchte, blieb Kaye bei ihm, und Will stattete Aquilar einen Besuch ab. Diesmal ging es seinem Freund sichtlich besser.
    » Yá’át’ééh, sik’is . Hallo, mein Freund«, sagte Will. »Du siehst gut aus.«
    Aquilar zeigte Will seine Beine. Die Schwellung war zurückgegangen, und auch wenn die Färbung der Beine noch angsterregend war, so bekamen sie doch langsam ihre ursprüngliche Form zurück. Die offene Wunde am linken Schienbein war gut verheilt.
    »Kaye hat mir erzählt, dass die Männer es wieder getan haben«, erzählte Will seinem Freund. »Und ich bin mir sicher, sie werden es noch mal tun.« Die Hände in die Vordertaschen seiner Jeans gestemmt, lief er vor dem Fenster auf und ab. Er starrte hinaus, als würde die Lösung des Problems in Leuchtbuchstaben draußen auf dem grauen Beton des Parkplatzes stehen.
    »Wo?«, fragte Aquilar.
    »Im Cow Canyon bei Toadlena.«
    »Bring dich nicht in Gefahr, Will«, sagte Aquilar mit besorgter Miene. »Wer es auch getan hat, er ist vollkommen skrupellos. Denk an meine Beine. Hätte die Fahrrinne es nicht verhindert, wären sie mir vielleicht über den Bauch gefahren. Kayes Onkel wird die Männer schon schnappen. Ich finde es gut, dass ihr zur Polizei gegangen seid.«
    »Das klang vor ein paar Tagen aber noch ganz anders.« Will drehte sich um und sah seinen Freund verwundert an.
    »Mensch Will!« Aquilar rutschte in seinem Bett hin und her. »Da war ich gerade aus der Narkose aufgewacht und habe dummes Zeug erzählt. Du wirst das mit der Rache doch nicht ernst genommen haben?«
    Will ignorierte Aquilars Frage. »Ich weiß jetzt, wem der zweite Wagen gehört«, sagte er. »Mir ist eingefallen, dass ich in jener Nacht ein Bild auf der Tür des Pickups gesehen habe. Im Dunkeln sah

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