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Zweilicht

Zweilicht

Titel: Zweilicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blazon Nina
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Backsteinmauer aufgespannt war. Zu seiner maßlosen Überraschung entdeckte Jay seinen Cousin am Rand des Platzes. Ihn und einige seiner Freunde, die offenbar alle Fans desselben Tattoo-Studios waren.
    »Oh nein, Aidan & The Bad Guys«, sagte er zu Madison. »Was sucht der denn ausgerechnet im Kino?«
    »Was schon?«, erwiderte Madison feixend. »Mädchen!«
    Jenna winkte ihnen von einer freien Bank aus zu. Dann gingen die großen Lichter aus. Sie konnten sich gerade noch hinsetzen, als auch schon der Vorspann über die Leinwand flimmerte.
    Jay erinnerte sich daran, dass er sich noch vor einer Woche den Kinobesuch als romantisches Erlebnis vorgestellt hatte. Das erste offizielle Date. Und nun saß er mit Jenna und Madison hier, in Trainingsklamotten unter der Jacke und getrocknetem Schlamm im Haar, und alles war anders. Er fror, der Geruch nach nassem Fell fing sich in seiner Nase, und als er den Kopf wandte, bemerkte er, dass der Obdachlose ihn interessiert beobachtete. Der Wind kam aus seiner Richtung, vermutlich roch er so penetrant nach Hundezwinger.
    Madison schien all das überhaupt nicht zu stören. Heute in der Pause hatte sie seine Lieblingsstellen aus Matrix und zwei anderen Filmen zitiert. Aber jetzt blickte sie auf die Leinwand, als hätte sie noch nie einen Film gesehen, mit leicht geöffnetem Mund und großen, staunenden Augen, völlig gefangen genommen von den Bildern. Wenn eine Szene spannend war, krampften sich ihre Finger schmerzhaft fest um seine Hand. Noch nie hatte er erlebt, dass jemand sich so bedingungslos in eine Geschichte fallen lassen konnte.
    Was ihn betraf, war es wohl wirklich lange her, dass er den Film gesehen hatte. Jedenfalls konnte er sich nicht daran erinnern, dass Katzen durch die Straßen der Zukunftsstadt liefen.
    Er blinzelte, als die Beleuchtung ohne Vorwarnung wieder aufflammte. Noch während der Abspann lief, sprangen die meisten schon auf und strömten in Richtung Ausgang. Jay und den Mädchen blieb gar nichts anderes übrig, als ebenfalls aufzustehen.
    Sofort wurden sie in Richtung eines alten Baumes neben dem Kassenhäuschen geschoben. Jay stützte sich am Stamm ab. Ein Lampion schaukelte über seinem Kopf und warf bläuliches Licht auf die Rinde. Kurz erhaschte er einen Blick auf ein Symbol, das so wirkte, als sei es ganz frisch in die Rinde geritzt worden. Ihm wurde auf der Stelle heiß. Der Umriss eines … Efeublattes?
    Als er nach oben blickte, fiel etwas aus seinem Haar auf seine Schulter. Ein großes braunes Samenkorn, das nun abrutschte und vor seinen Füßen landete. Dort lagen Dutzende von Samen. Dann wurde Madison gegen ihn gedrängt und er nahm sie in die Arme, um sie abzuschirmen. »Komm, raus aus dem Gedränge«, sagte Madison und zog ihn hinter den Baum.
    »Hey, Maddy!« Aidan drängte sich durch den Strom. Im nächsten Moment waren Madison und er in ein Gespräch vertieft. Jenna trat hinzu, und plötzlich hatte Jay den Eindruck, am Rand einer verschworenen Gemeinschaft zu stehen.
    »Wir gehen noch in Jimmy’s Diner«, sagte Aidan. Er blitzte Jay ein arrogantes Lächeln zu und legte wie beiläufig die Arme um beide Mädchen. »Kommt ihr mit?«
    »Nein«, sagte Jay eine Spur zu barsch. Madison war verblüfft, aber sie ließ sich von ihm zum Ausgang ziehen. Mit klopfendem Herzen sah er sich um. Nein, heute hatte er sich nichts eingebildet. Die Efeuzeichnung prangte immer noch am Stamm.
    »Was sollte das denn?«, flüsterte Madison ihm zu.
    Erst als sie außer Sichtweite waren, blieb er stehen. »Entschuldige. Das muss komisch gewirkt haben. Aber ich … will einfach mal mit dir allein sein.«
    Das war keine Lüge, zumindest redete er es sich ein.
    Sie strich sich die Haare mit einer anmutigen Geste hinter das Ohr und betrachtete ihn mit schief gelegtem Kopf. Nach einer Weile lächelte sie. »Komm mit, ich zeig dir etwas! Aber dafür müssen wir ein Stück durch den Park – zur anderen Seite in Richtung Parkplatz.«
    Der Weg führte sie im Bogen weg vom Freilichtkino zu einem Teil des Parks, der dichter bewachsen war. Nach ein paar Minuten war es, als seien sie die einzigen Menschen weit und breit, selbst der Verkehrslärm war gedämpft.
    Zum ersten Mal allein , dachte Jay. Plötzlich fühlte er sich befangen. Er ertappte sich dabei, wie er nach Worten und Themen suchte. Erst als sie im Gehen zu ihm hochsah und ihm zulächelte, entspannte er sich. Am Himmel leuchteten die ersten Sterne und ein Mond, der zu schwer für den beginnenden Abend schien.
    Jay

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