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Zweilicht

Zweilicht

Titel: Zweilicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blazon Nina
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zufällig ein anderes Mädchen?«, fragte Madison. »Sally? Wolltest du nicht, dass sie uns zusammen sieht?«
    Wenn ihn die absurde Frage nicht so verblüfft hätte, hätte er sicher gelacht.
    Ihre Augen wirkten im Dunkel fast schwarz.
    »Ich habe dir doch gesagt, Sally interessiert mich nicht.«
    Sie schluckte schwer. »Okay«, sagte sie zögernd. Die Verletzlichkeit in ihrem Tonfall brachte ihn noch mehr aus der Fassung als ihr plötzliches Misstrauen eben. »Sehe ich wirklich aus, als würde ich es nicht ernst meinen, Madison?«, sagte er sanft. »Würde ich mich sonst auf dieses ganze Dating-Getue einlassen?«
    Das brachte sie wieder zum Lächeln. »Entschuldige. Es ist nur … ich mag keine Spielchen.«
    Obwohl sie immer noch lächelte, sah sie fast traurig aus.
    »Ich spiele nicht mit dir, Madison!« Eine Sekunde zögerte er, noch eine, dann wagte er es einfach, legte die Arme um sie und zog sie an sich. Und sie schmiegte sich sofort in seine Umarmung und umklammerte ihn so fest, als wollte sie verhindern, dass er sich einfach auflöste und verschwand.
    »Soll ich ehrlich sein?«, sagte sie leise. »In Wirklichkeit halte ich auch nichts von dem Dating-Getue.«
    Dann schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und küsste ihn – und es war ihm völlig gleichgültig, dass seine geschundene Lippe höllisch wehtat. Der Schmerz löste sich auf und wurde zu dieser Wärme, die ihn durchglühte, bis es nur noch sie und ihn gab. Als sie sich atemlos und ein wenig benommen voneinander lösten, wollte er sie festhalten, doch sie entzog sich sanft seiner Umarmung. »Bis morgen, Jay!« Dann konnte er ihr nur noch hinterherschauen, wie sie zur Ampel rannte und in der nächsten Seitenstraße verschwand.

mannahatta
    j ay war immer auf alles gefasst, wenn er Onkel Matts Haus betrat, aber als er heute in die Küche kam, prallte er zurück. Im Schein einer batteriebetriebenen Lampe glotzte ihn ein totes Schwein an. Genauer gesagt ein halber Schweinekopf auf einem Tablett. Das perfekte Szenario für einen Horrorfilm – in der spärlich erleuchteten Küche türmten sich auf Tellern und in Töpfen Berge von rohem Fleisch. Es roch stechend nach nassem Eisen. Matt hatte sich ein löchriges Küchentuch als Schürze umgebunden und schnitzte an einem Fleischbrocken herum, den er von Silberhaut und Sehnen befreite. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper, als er Jay in der Tür stehen sah. »Prügelei, was?«, sagte er nur trocken. »Hast du wenigstens gewonnen? Ach was, ich will es gar nicht wissen.« Dann wandte er sich wieder seinem Gemetzel zu.
    »Schlachtfest, was?«, konterte Jay. »Bist du unter die Serienmörder gegangen?«
    Matt gab nur ein Schnauben von sich.
    »Ist Feathers wieder da?«
    »Nein, aber Linda hat ihn heute gesehen. Streunt noch herum.«
    Onkel Matt deutete mit dem Messer auf einen Wäschekorb voller Tiefkühlpizzen, der auf dem Herd stand. »Sieh dir das an, das wird alles verrotten. Beide Tiefkühltruhen sind randvoll – die eine habe ich ans Notstromaggregat gehängt, aber spätestens übermorgen können wir auch den Rest wegschmeißen.«
    »Ist die Stromversorgung jetzt endgültig zusammengebrochen?«
    Es hätte ihm gleich auffallen müssen: verdächtige Stille im Haus. Normalerweise zischte, gluckerte und polterte die mit Dampf betriebene Heizung so laut, dass es Jay manchmal nachts aus dem Schlaf riss, weil er glaubte, Schüsse zu hören, aber jetzt war es gespenstisch ruhig.
    »Nur in unserem Viertel«, erklärte Matt genervt. »Typisch. In Manhattan führen sie sich auf, als müssten sie die nächste Eiszeit überleben, aber Strom haben sie! Wir können nicht mal den Herd anwerfen. Und die Gasflaschen sind alle ausverkauft.«
    »Warum grillen wir es nicht einfach? In der Werkstatt ist es so kalt, dass sich gebratenes Fleisch bestimmt eine Woche hält.«
    »Tolle Idee, Schnellzünder. Was glaubst du, was ich vorhabe?«
    Jay entdeckte einen riesigen verrosteten Grill in der Ecke. Im Geiste sah er das Haus schon in Flammen aufgehen. Aber er sparte sich einen Kommentar.
    Matt wischte sich die Hände an dem Geschirrtuch ab und warf es in Ecke der Spüle. »Du siehst ja völlig fertig aus.«
    Jay konnte nicht anders, als zu lächeln. Plötzlich war Madison wieder ganz nah: ihr Lachen und diese Verletzlichkeit, die ihn so sehr berührt hatte. Ich bin tatsächlich verliebt! , dachte er verwundert. Und es ist kein Traum. Er konnte sie anrufen und sie würden sich morgen wieder sehen. Das war sein neues Leben.
    Im

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