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Zweilicht

Zweilicht

Titel: Zweilicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blazon Nina
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Exponate – die Geschichte der Menschheit von der Steinzeit bis zum Weltraumzeitalter. Wie du siehst, liegst du in der Ozean-Abteilung. Dieser lebensgroße Blauwal …«
    »Ich bin im Naturkundemuseum?«
    »Du erkennst es?« Ivy lächelte. »Ja, wir lagern hier seit einigen Tagen.«
    »Wer seid ihr?«
    »Die lange Version oder die kurze?«, erklang eine knarrende Männerstimme. Columbus trat an sein Bett. Der Samurai-Harnisch war keine Halluzination gewesen. Auch heute trug er das Oberteil einer braunen Rüstung mit den flügelartigen Schulterklappen.
    »Die kurze Version: Wir sind Leute von den Clans auf dem Festland. Die Nachkommen von denen, die das Dunkel überlebt haben. Unsere Vorfahren stammen von einer Insel namens Island und …«
    »Wir gehören alle zur selben Expedition«, unterbrach ihn Ivy. »Wir erkunden für unsere Kolonie die leeren Städte, suchen nach Dingen, die für die Stämme von Nutzen sein können. Jeder von uns hat seine Aufgabe. Das ist Faye, meine Schwester. Niemand kennt sich besser mit Pflanzen aus als sie, außerdem ist sie die beste Fallenstellerin. Ohne sie würden wir verhungern.«
    Das Mädchen im Brautkleid rang sich ein Lächeln ab.
    »Columbus ist unser Expeditor«, fuhr Ivy fort. »Er kennt die Karten, die Sterne, die Strömungen und ist auch unser Navigator.«
    »Tja, und dank Ivy hat die Kolonie jetzt einen mehr im Winterlager, für den gesorgt sein muss«, knurrte Columbus.
    »Du hast Jenna angeschossen«, sagte Jay heiser. »Vielleicht ist sie tot!«
    »Das will ich doch hoffen«, antwortete der Alte ungerührt. »Und wenn du mich nicht daran gehindert hättest, dann hätte ich auch das zweite Monster erledigt.«
    Monster. Jay schluckte. Er erinnerte sich an das, was Columbus ihm über die Trugwelt gesagt hatte, aber es ergab einfach keinen Sinn. Und wie ein Echo hallten Worte wie Leere Städte und Trugwelt in seinem Kopf.
    »Jenna ist kein Monster«, widersprach er. »Und auch Madison nicht. Es war Onkel Matt! Wendigo hat seine Gestalt angenommen. Er hat sich in meine Welt eingeschlichen. Davor wollte Robin mich warnen.«
    Columbus holte tief Luft. »Ich habe es dir ja gesagt«, sagte er zu Ivy. »Er ist noch unter ihrem Bann. Und wenn wir Pech haben, lockt er sie zu uns.«
    »Wovon redet ihr?«, schrie Jay.
    »Von Wendigos Dienern«, sagte Ivy. »Das Wesen, dem du begegnet bist, war nicht Wendigo. Wäre es das gewesen, dann hätten wir von dir nichts weiter gefunden als gefrorenes Blut und Knochenstaub. Im besten Fall.«
    Faye schluckte und blickte zur Seite.
    »Ivy hat dich gerettet, obwohl keiner von uns das für eine gute Idee hielt«, brummte Columbus. »Aber sie ist unser Trickster und sie hat einen verdammten Dickkopf.«
    Ivy nahm Jays rechte Hand und ließ das Kojotenamulett hineinfallen, »Ich weiß, wie man die Geister täuscht und sich vor Wendigos Dienern verbirgt. Ich schütze unsere Gruppe, ich suche und forsche und manchmal finde ich auch. Zum Beispiel dich.«
    »Ja, und abgesehen davon, dass sie wertvolle Munition geklaut hat, um dich zu retten, hat sie es geschafft, dass wir immer noch hier festsitzen. Wegen dir sind wir drei nämlich hiergeblieben«, sagte Columbus. »Die anderen sind gestern ohne uns vorausgefahren. Wir können nur hoffen, dass es nicht schneit, bis das letzte Transportboot uns holen kann.«
    Als könnte es ihm Halt geben, schloss Jay die Hand fester um das Amulett. »Wo ist meine Familie?«, fragte er. »Mein Onkel? Mein Cousin …«
    Ein betretenes, atemloses Schweigen trat ein. Unbehagliche Blicke flogen hin und her. Ivy räusperte sich. »Dein Onkel lebt nicht mehr. Und dein Vater, Robin, ist … sehr viel länger tot, als du glaubst.«
    Aus irgendeinem Grund war es wichtig, über den Anhänger zu streichen, immer wieder, um sich zu vergewissern, dass dieses Stück seiner Welt noch da war. »Was ist passiert?«, flüsterte er. »War es der Hurrikan vor einer Woche? Ab da war alles irgendwie anders …«
    »Vor einer Woche gab es keinen Hurrikan.«
    Er stutzte, als sein Daumen über die glatte Rückseite des Kojotenkopfes fuhr. Da war eine raue Stelle, wie eine Gravur. Das Schmuckstück glänzte wieder silbern, Ivy hatte es gereinigt und von Ablagerungen befreit. Noch nie war ihm aufgefallen, dass die Rückseite graviert war. Aber jetzt, als nur noch die Vertiefungen dunkel waren, erkannte er ganz deutlich die Inschrift: Robin C .
    Jay hob ruckartig den Kopf. Er war fast erleichtert, einfach nur wütend sein zu können. »Du hast

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