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Zweilicht

Zweilicht

Titel: Zweilicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blazon Nina
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geduckt und schnell, schlug Haken und sprang über Gräben, auf Labyrinthpfaden, die jede Orientierung unmöglich machten. Der Rauch machte es noch schwerer zu sehen, wo sie sich gerade befanden. Hinter ihnen knisterte und fauchte das Feuer, fraß sich seinen Weg durch Sträucher und getrocknetes Laub. An der Ecke eines ehemaligen Candy-Shops gab Faye ihm ein Zeichen und huschte nach links. Ein Knurren lenkte Jay ab. Er fuhr herum. Schattenhafte Körper bewegten sich lautlos neben ihm im Rauchnebel, gelbe Augen leuchteten auf. Es war erstaunlich, dass sein Blut in diesem Moment ebenso kalt war wie das Eisen der Waffe. Eine Sekunde für eine Entscheidung. Schoss er, würde er die Aufmerksamkeit von Matt auf sich lenken, lief er weiter, war er leichte Beute …
    Ein Windstoß drückte dichteren Rauch nach unten, der Qualm biss in seinen Augen und ließ ihn nach Luft ringen. Instinktiv zog er sich zum Candy-Shop zurück, leise und schnell, in der Hoffnung, dass die Kojoten im Rauch seine Witterung verlieren würden. Als er wieder Luft bekam, war Faye verschwunden. Fieberhaft versuchte er sich an den Hochhäusern zu orientieren und sprintete auf eigene Faust in Richtung Fluss.
    »Jay, hier sind wir!«
    Ivy! Sie stand links von ihm auf einer kleinen Mauer. Vor ihr loderten Flammen hoch, vermutlich hatte Faye das Feuer eben gelegt. Ivy war totenblass, aber sie warf ihm trotzdem ein triumphierendes Lächeln zu. Mit einem hektischen Wink forderte sie ihn auf, ihr zu folgen. Wenn er sich je gefragt hatte, ob er ihr blind vertraute, dann wusste er jetzt die Antwort darauf. Ohne zu zögern, rannte er los. Kurz bevor er die Flammen erreicht hatte, riss er den Arm schützend vor das Gesicht und sprang so hoch er konnte. Hitze leckte über seine Haut, dann hatte er die Flammenbarriere überwunden und landete auf der Mauer. In einiger Entfernung hörte er Schüsse und das Heulen und Knurren. Ivy lief voraus und führte ihn zwischen Sträuchern und Sumpfgras auf festeres Gelände. Als er sie fast eingeholt hatte, sprang sie auf ein Stück Ruine. Schwer atmend blickte sie auf etwas, das hinter ihm war. Faye? Aber als er herumwirbelte, erkannte er gerade noch rechtzeitig eine Bewegung im Nebel, einen Körper, der auf ihn zuschnellte. Es blieb keine Zeit, die Pistole hochzureißen und zu zielen. Er reagierte, ohne nachzudenken, und schnellte hoch. In der Luft drehte er sich, nutzte den Schwung und trat zu. Seine Ferse traf auf Rippen, dann ertönte ein ächzender Laut. Volltreffer. Eine Gestalt flog durch die Luft und überschlug sich dann auf dem Boden. Kurz bildete er sich ein, dass es kein Kojote war, sondern ein Mann, der sich krümmte.
    Jay sprang mit einem Satz zu Ivy auf die Ruine und packte ihre Hand.
    »Weg hier, im Nebel sind noch mehr von ihnen!« Sie stieß ein entsetztes Keuchen aus und wollte ihm ihre Hand entwinden, aber er hielt sie fest und zerrte sie einfach mit sich. Im nächsten Moment liefen sie Schulter an Schulter zwischen Ruinenstümpfen hinunter in Richtung Fluss. Ivy stolperte und er zog sie wieder hoch. Es war seltsam, aber heute hatte sie gar nichts von dem kaltblütigen Trickster – bei einem Seitenblick bemerkte er, dass sie ihn mit weit aufgerissenen, entsetzten Augen anstarrte. Und noch während sie den Hügel halb hinunterrutschten, halb rannten, wurde ihm endgültig klar, dass hier etwas nicht stimmte. Sie rasten direkt auf einen Tarnstreifen zu. Säuberlich drapierte Matten aus Laubwerk verbargen die Falle. Nur ein kleines rotes Plastikband verriet als Warnzeichen, was sich dort befand. Ivy kennt jede Falle. Aber warum sieht sie diese hier nicht und hält an?
    »Halt«, keuchte er und versuchte sie zurückzureißen. Aber es war zu spät. Zweige knackten, sie stieß einen Schrei aus, brach ein und riss ihn mit sich. Er sah nur noch den Rand des Schachts auf sich zurasen, dann drückte ihm der Aufprall alle Luft aus der Brust, ein mörderischer Ruck fuhr ihm durch die Schulter. Asphalt schrappte über sein Kinn. Keuchend lag er auf dem Bauch, den rechten Fuß in eine Hohlwurzel verkeilt, die rechte Hand in den Boden gekrallt. Aber die Finger seiner Linken umklammerten mit aller Kraft Ivys Handgelenk. Seine Narben waren ein einziges reißendes Ziehen, und als er nach unten blickte, wurde ihm übel. Und du dachtest, mit »Fallen« meinten sie ein paar Schlingen mit Köder, um Vögel zu fangen. Jetzt wusste er, wozu Columbus und Faye jedes Messer und jedes Schwert, das sie finden konnten, gesammelt und

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