Zweimal Hölle und zurück (German Edition)
weil die von ihrer Mom und ihrem Dad so eine Katastrophe war«, erklärte mir D/Nick.
Ich spürte, wie ich die Augen aufriss, sagte jedoch nichts. Ich fand, dass Jessica eine tolle Ehefrau für D/Nick abgeben würde. Hm, wenn eine Frau hinreißend und klug und aufgeschlossen und cool und obendrein noch reich ist, dann sie. Jessica sollte ihre Klauen in seinen Balg schlagen und sich festhalten wie ein Steuerfahnder, der nach seiner Beförderung schielt.
Aber ihre Sorge war berechtigt. Und daher nicht beiseitezuwischen.
»Jetzt hört mal, stellt euch doch nicht so an!«, schmeichelte Marc in ermutigendem Ton. »Schaut euch doch nur die anderen an! Wenn Betsy eine glückliche Ehe führt, dann kann das jeder!«
»Von mir aus kannst du laut schreiend sterben!«, fuhr ich ihn an. Und schloss meine große Klappe so schnell wieder, dass ich mir fast die Zunge abgebissen hätte. Denn ich hatte mit einem Mal das grauenhafte Gefühl, dass ihm genau das widerfahren war. Oder eines Tages widerfahren würde. Gottverfluchte Zeitreisen!
»Ich lehne es ab, solche Dinge während unserer Smoothie-Stunde auszudiskutieren«, sagte Jessica zu N/Dick.
»In der Tat«, schaltete sich Sinclair wieder ein, »denn es gibt Wichtigeres, das wir …«
»Genau!« D/Nick streckte die Arme in die Höhe wie ein Schiedsrichter. »Ich kriege Marc dazu, dass er dich mit Tranquis ruhigstellt, und schleppe dich vor den Friedensrichter. Und wenn du merkst …«
»Bedenke, dass du ein Gegner von Entführung und Drogenmissbrauch bist«, provozierte Marc ihn.
»… was passiert ist, wird es schon zu spät sein. Dann bist du Mrs Detective Nicholas J. Berry.« Er sagte es zwar mit finsterer Miene, konnte diese jedoch angesichts Jessicas belustigter Verzweiflung nicht durchhalten. Als er ihr Lächeln erwiderte, fiel mir wieder einmal auf, wie toll er aussah.
Mir hatte immer schon gefallen, dass N/Dickies Aussehen so gut zu seiner Herkunft passte: ein anständiger, mit Mais aufgezogener Junge aus dem Mittelwesten. Ein total heißer Junge aus dem Mittelwesten, wenn ich es mal so flapsig ausdrücken darf.
Einst war sein Name Nick gewesen, und ich hatte mir Hoffnungen gemacht, dass wir miteinander nackt sein und uns hemmungsloser Fortpflanzung hingeben würden. Doch als wir einander kennenlernten, sah er in mir das Opfer eines Verbrechens, das er aufzuklären hoffte (eine lange Geschichte von wilden Vampiren, Kahns Mongolischem Grill und meiner Liebe zu Knoblauch). Doch als ihm Jessica über den Weg lief, verschwendete er an mich keinen Gedanken mehr.
Hm. Ich wusste nicht, ob mir die verschlungenen Pfade meiner Erinnerung gefielen. Memo an mich: Du hast doch schon alles. Und bist trotzdem sauer, weil N/Dick dich niemals so angesehen hat, wie du es gewöhnt bist. Finde dich endlich damit ab, du gieriges Luder!
Und da wir gerade von gierig sprechen: War er in dieser Realität superreich oder krebste er immer noch mit dem Gehalt eines Cops herum? Was in gewisser Hinsicht übrigens eine Schande ist … Eine Vorstandssekretärin verdient im Durchschnitt mehr als ein Ermittler bei der Mordkommission und wird lange nicht so oft beschossen.
Irgendwie meinte ich mich zu erinnern, dass N/Dick der Erbe des John-Deere-Traktor-Vermögens war, aber er hatte in meiner früheren Realität kaum darüber gesprochen, und da mein Gatte reich war und meine beste Freundin ebenfalls, hatte mich das auch nicht so rasend interessiert. In keiner möglichen Realität.
Ich kann die empörten Rufe förmlich hören: Du interessierst dich bloß deswegen nicht für Geld, weil du immer welches gehabt hast! Nun ja. Das stimmt in gewisser Weise schon. Zwar war meine Familie nicht reich – Mom ist schließlich bloß Lehrerin, Herrgott noch mal! –, trotzdem musste sich niemand Sorgen machen, dass am Ende des Monats kein Geld mehr da war. Ich werde mich jetzt nicht dafür entschuldigen, dass ich in die obere Mittelklasse hineingeboren wurde. Es gibt eine Menge sehr viel wichtigere Dinge, für die man sich entschuldigen muss.
Zudem bestand die Möglichkeit, dass ich N/Dick mit jemand anderem verwechselt hatte. Das passiert mir oft. Verdammt, manchmal verwechsele ich mich selbst mit jemand anderem!
Also! Höchste Zeit, den D/Nick bei den Hörnern zu packen. Es gab keine Möglichkeit, mich subtil oder elegant danach zu erkundigen. »Bist du eigentlich jetzt reich?«
D/Nick schnappte nach Luft. »Du hast dich tatsächlich erinnert! Ich bin beeindruckt, o aufmerksame Königin der Untoten
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