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Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Titel: Zweimal Hölle und zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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schon einmal erwähnt, dass das mit Lebendigsein nicht vereinbar ist, erinnerst du dich?«
    »Muss das erst mal auf mich wirken lassen.«
    »Wem sagst du das? Alles an dir ist mit Lebendigsein unvereinbar.«
    »Ich rede doch nicht von meinem Puls, du Trottel! Nick, wenn du mir noch einen Tropfen von dem Zeug auf den Kopf schüttest, werde ich dich zu mindestens drei Schuh-Ausverkäufen mitnehmen!«
    Er zog das Glas so rasch zurück, dass es ihm beinahe aus der Hand gerutscht wäre. Aha! Shoppingtouren waren in beiden Zeitströmen eine wirksame Drohung. Gut zu wissen.
    Eines der besorgten Gesichter, die über mir schwebten, war Garretts. Er sah genauso aus wie in der früheren Realität … ein wenig zerknittert und so verwildert, als könnte er fluchtartig das Haus verlassen, ohne sich um fehlende Kleider zu scheren. Er war furchtbar mager – ich wollte ihn immer an einen Milchshake-Tropf anschließen – und schrecklich nervös.
    Es ist schwer zu beschreiben … Garrett kam einem gleichzeitig fieberhaft und doch ruhig vor. Wie jemand, der bei der Vorstellung, vor vielen Menschen eine Rede halten zu müssen, vor Angst durchdreht, andererseits aber in einem Chor singt. Jemand, der vor Angst starr wird, wenn er zum Elternabend gehen soll, der sich jedoch nicht vor Zahnarztbesuchen drückt. Jemand, der sich keine Gedanken über Kleidung macht, doch stets sauber angezogen ist.
    Garrett war technisch gesehen schon ein alter Mann – ein Schauspieler aus dem Hollywood der Vierzigerjahre; wie retro ist das denn? –, aber seine Schwimmerfigur und sein schulterlanges blondes Haar passten eher in die Playgirl als in die Amerikanische Ruheständlervereinigung.
    »Ich habe Euch Angst gemacht«, stellte er fest und schaute mich mit sanften schokoladenfarbenen Augen an, Augen, die jedoch vor Wut sprühen konnten, wie ich sehr wohl wusste.
    »Das hast du. Hast echt Nerven, am Leben zu sein.« Ich traute meinen Augen kaum. Und als ich sah, dass er über einer Schulter eine leinene Umhängetasche trug, die mit Wollknäueln und Stricknadeln verschiedener Größen vollgestopft war, wollte ich vor Freude lachen und Dank sagen. Garrett, das Biest, formerly known as George, konnte auch in dieser Realität eine simple Babydecke häkeln.
    Es klingt kitschig, aber als ich die Hand nach oben streckte, um sein liebes Gesicht zu berühren, fühlte ich mich von Glück gesegnet. Ich hatte keine Gelegenheit gehabt, Garrett vor seinem Tod kennenzulernen, oder vielmehr, ich hatte keine Anstrengung dazu unternommen. Und meine Trauer nach seinem Tod war, ehrlich gesagt, hauptsächlich von meinem schlechten Gewissen bestimmt gewesen. Doch jetzt konnte ich alles wiedergutmachen. Hatte ich nicht gerade erst gedacht, wie schön es war, eine zweite Chance bei N/Dickie zu bekommen, die einem im wirklichen Leben nie zuteilwurde? Und jetzt, keine fünf Minuten später, ergab sich schon die nächste Gelegenheit.
    »Ich freue mich ja so, dich zu sehen! Ist … ist Antonia …?«
    »Ja. Sie starb, um Euch zu schützen. Aber Ihr dürft Euch deswegen keine Vorwürfe machen, Majestät.«
    Vorwürfe? Wollte er mich veräppeln? Ich glaube nicht, dass ich jemals weniger geneigt war, mir Vorwürfe zu machen. »Okay.«
    »Ihr habt mir ja Euren Plan verraten.«
    »Hab ich das? Wie nett von mir! Und es war, da bin ich sicher, ein ganz wunderbarer Plan, ein großartiger Plan, der genialste Plan, der je erdacht worden ist. Ein Plan, den ein Genie wie ich erdacht hat und den ihr alle hören durftet.« Ich räusperte mich und funkelte Jessica und Marc an, die die Augen verdrehten. »Würde es euch was ausmachen, mir mal zu erklären, worin dieser Plan besteht?«
    »Ach, das! Na klar. Ihr und ich und der Antichrist werden in die Hölle gehen, um meine Frau zurückzuholen.«
    Und da nahte er schon: Hirnschlag Nummer zwei.

6
    »Es ist noch nicht vorbei«, warnte meine tote Stiefmutter. Ich hatte keine Zeit gehabt, mir eine halbwegs anständige Beleidigung einfallen zu lassen (»Warum kannst du nicht wie jeder andere auch zur Hölle fah…«), als ich so kräftig geschubst wurde, dass ich gegen die Wand klatschte und stürzte .
    Der Aufprall war so heftig, dass der Putz auf mich herabregnete. Der betäubende Knall einer Pistole dröhnte mehrere Male über meinem Kopf. Wir saßen in der Eingangshalle fest wie Ameisen in einem Strohhalm. Niemand konnte sich bewegen .
    Und dann das, was noch schlimmer gewesen war: »Warum steht sie nicht auf?«
    »Kaliber .22, perfekt für das,

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