Zweimal Hölle und zurück (German Edition)
brach mir bei dieser Landung zum Glück jedoch nichts. Juchhu! Vielmehr schlitterte ich ein gutes Stück über die blank polierten und in Ehre gealterten Bodendielen.
Und da begriff ich: Sinclair hatte mich gepackt und aus der Gefahrenzone geschleudert. Das ist mein Ehemann, kurz und bündig: Er würde Körperverletzung an mir begehen, um mich zu retten!
»Wenn dies einer der Filme wäre, die meine Frau bevorzugt …«, begann Sinclair mit kalter Stimme. Er stand drohend in der Tür und versperrte jeglichen Zugang. »Wenn dies also ein Film wäre, würde ich eine leere Phrase benutzen. Ich würde etwas Dummes und Überflüssiges sagen wie ›Wenn du meine Frau noch einmal anrührst, bringe ich dich um‹. Allerdings hast du meine Frau bereits angerührt. Also bringe ich dich wirklich um. Denn niemand wird die Gelegenheit erhalten, ihr ein zweites Mal wehzutun.«
»Ach ja?« Die Drohung schien dem Wesen Vergnügen zu bereiten. »Du wirst mich wirklich töten? Das wäre ja wuuuuuunderbar.« Dann, leiser und listiger: »Betsy, ich seeeeh diiiiich.«
»Wer zum Teufel …«, setzte Marc an. N/Dick hatte Jessica in der Küche zurückgehalten, aber Marc ließ sich nicht aufhalten. Er war durchaus nicht erhaben über einen Tritt in die Hoden, wenn dieser ihm half, von A nach B zu gelangen. Sein Hang zu Aufregungen hatte ihn schon in schlimmere Situationen gebracht.
Als ich Marc gesund und lebendig vor mir sah, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich wusste, wer der unwillkommene Besucher war.
»Sieeeehst du miiiich?«
Die Marc-Kreatur, der Marc aus der Zukunft. Irgendwie hatte er es geschafft, mir in die Gegenwart zu folgen. Und jetzt war er in meinem Haus.
Verdammt.
9
»Mir zu folgen war eine selten dämliche Idee«, gab ich der Marc-Kreatur zu verstehen, während ich meine gebrochenen Rippen mit den Armen umschloss. »Die Art Idee, deretwegen du dir eine Million Pfahlstiche in die Eier einhandelst.«
»Spotte nicht!«, sagte das Ding.
Ich warf einen Blick auf Marc. Er war hochrot im Gesicht und schaute voller Neugier in den Korridor. Und er roch wie … es war schwer zu beschreiben, so ähnlich wie ein glühender Draht. Sie wissen schon: Wenn die Aufregung hohe Wellen schlägt, hat man manchmal so einen metallischen Geschmack im Mund. Marc roch wie dieser Geschmack. Erregt. Und zugleich ein bisschen ängstlich. Aber nicht ängstlich genug … und war das nun gut oder schlecht?
Wie sollte ich ihm das nur verklickern? Hör zu, Marc, in der Zukunft bin ich das Obermiststück von Nordamerika und habe dich jahrzehntelang gefoltert – und dich vorher nicht davor bewahrt, getötet zu werden, ups! –, sodass du am Ende völlig gaga wirst. Und der, den du dort stehen siehst, ist dein Ich aus der Zukunft, das gekommen ist, um uns alle möglichen Widerwärtigkeiten anzutun. Und das ist alles meine Schuld. Sorry. Ich schulde dir was, okay?
»Meine Königin hat völlig recht. Du wirst gepfählt werden. Allerdings nicht in die Hoden.« Wir alle zuckten zusammen. Ich stöhnte vor Schmerz … Warum konnten meine gebrochenen Rippen nicht wenigstens diesmal schneller heilen? Tina, eine der großartigsten Vampirinnen meiner Gefolgschaft (ich kenne nicht viele großartige Vampire, eine Schande, dass die Liste so kurz ist), hatte sich an die Marc-Kreatur herangeschlichen und ihr den Lauf ihrer Neun-Millimeter-Beretta ins Ohr gesteckt.
»Wunderbar«, sagten die Marc-Kreatur und Marc gleichzeitig, was sich schlicht unheimlich anhörte.
Ich sah es stets mit Erstaunen, wenn Tina eine Pistole schwang. Sie war Expertin für jegliche Art von Feuerwaffen, war es von jeher gewesen.
Da sie aber während des Bürgerkriegs geboren oder gestorben oder was auch immer war, erstaunte es mich immer wieder, eine moderne Waffe in ihrer Hand zu sehen. Ein dummer Gedanke, ich weiß … Schließlich erwartete ich ja auch nicht, dass sie in Reifröcken umherhopste und Südstaaten-Cocktails mixte. Aber so launisch ist der Mensch nun mal. Oder der Vampir.
Tina sah immer gut aus, doch heute Abend wirkte sie wie ein Engel. Und wäre auch glatt als solcher durchgegangen: Sie war gestorben, als sie ein älterer Teenager oder bereits eine junge Frau gewesen war. Wer kann schon den Überblick behalten, wenn so viele sterben? Auf jeden Fall war Tina eine megahinreißende Schönheit mit einer Flut blonder Haare und den größten und schönsten braunen Augen, die ich je gesehen hatte. »Stiefmütterchenaugen« pflegte meine Mutter sie zu nennen.
»Habe
Weitere Kostenlose Bücher