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Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Titel: Zweimal Hölle und zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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ich schon einmal erwähnt«, sagte Sinclair und lächelte zum ersten Mal, seit die Marc-Kreatur aufgetaucht war, »dass ich es wunderbar finde, dich im Hause zu haben?«
    »O ja, mein König! Ihr seid so gütig, dies oft zu erwähnen.«
    » Du bist nicht wirklich daahaaa«, sang der falsche Marc. Er wirkte kaum beeindruckt von seiner misslichen Lage, in einem feindlichen Haus umzingelt von Widersachern und mit dem Lauf einer Pistole im Ohr. Und vielleicht war er ja auch nicht beeindruckt.
    »Auf die Knie! Langsam, bitte!« Tina ging mit der Marc-Kreatur in die Knie, ohne die Waffe aus seinem Ohr zu nehmen. »Und auf den Bauch … gut so!«
    Sinclair schob einen Fuß vor und stellte ihn auf das Handgelenk der Kreatur. Er lächelte den am Boden Liegenden freundlich an, und das Marc-Wesen grinste anzüglich zurück. Wir alle wussten, dass Sinclair, wenn er nur wollte, das Handgelenk der Kreatur in Knochenmehl verwandeln konnte. Tina konnte nun wieder aufstehen und einen Schritt zurücktreten. Ich überlegte, ob es nicht besser wäre, wenn Sinclair seinen Fuß auf das Genick unseres Gefangenen setzte. So viel zu meiner Gastfreundschaft.
    Und nun bemerkte ich zum ersten Mal, dass auch Garrett aus der Küche gekommen war, was mich ein wenig erschreckte. In meiner früheren Realität war Garrett ein Wrack gewesen, eine leere, ausgebrannte Hülle, ein Desaster. Ein Feigling, wenn auch nicht ohne Grund. Er war ermordet, in den Wahnsinn getrieben und dann noch einmal getötet worden … und all das hatte ihn in meinem Zeitstrom in den Selbstmord getrieben.
    »Äh, vielleicht solltest du lieber wieder in die Küche gehen und ein Auge auf D/Nick und Jessica haben. In der Küche. Nicht hier.«
    »D/Nick hat mich rausgeschickt.« Garrett deutete meine erstaunte Miene richtig, denn er hob leicht bedauernd die linke Schulter und fuhr fort: »Antonia ist vor meinen Augen gestorben. Es gibt nichts mehr, wovor ich Angst haben müsste.«
    Darin irrte er natürlich. Aber ich brachte es nicht übers Herz, ihn von seiner absurden Ansicht abzubringen. Garrett war fast hundert Jahre alt, doch ich fühlte mich in beiden Zeitströmen älter als er.

10
    Ich fing Sinclairs Blick auf und ruckte mit dem Kopf nach links, wies auf den anderen Korridor. Bevor weitere dreißig Sekunden vergingen, musste ich dringend mit meinem Ehemann sprechen.
    »Tina, würdest du bitte übernehmen?«
    »Natürlich.«
    »Garrett …«
    »Ja, König Sinclair.«
    König Sink Leer. Hi, hi! Es war weder der passende Zeitpunkt noch der richtige Ort (wie so oft), aber ich brach in Kichern aus. Mein Mann wurde furchtbar oft mit König oder Euer Majestät und König der Furcht angeredet, aber niemand hatte meines Wissens bislang König Sinclair gesagt.
    »Ich will gar nicht wissen, warum du das so amüsant findest«, seufzte er, während wir in den düsteren Korridor schritten. »Geht es dir auch gut, Liebste? Nicht verletzt?«
    »Nicht verletzt, nein. Okay. Beeilen wir uns, denn mir gefällt es gar nicht, diesen verrückten Dreckskerl nicht im Blick zu haben. Okay. Eins der ungefähr acht Millionen Dinge, die ich dir noch nicht über Lauras und Betsys verrückte Zeitreise erzählen konnte, ist dies: Wir sind auch in die Zukunft gereist, tausend Jahre in die Zukunft. Und in dieser Zukunft hat Betsy die Ältere Marc über Jahrzehnte hinweg gefoltert und in den Wahnsinn getrieben.«
    Sinclair verlor seine Gelassenheit, die ebenso zu ihm gehörte wie seine Cole-Haan-Halbschuhe und sein großer Schwanz. Er starrte mich entsetzt an.
    Und ich schämte mich … mehr als je zuvor in meinem Leben. Ich schämte mich, dass ich dazu fähig sein würde, dass ich zu einer Person werden konnte, die imstande war, Marc so etwas anzutun. Und ich schämte mich, dass Sinclair es nun wusste. Er würde bestimmt nicht der Letzte sein, dem ich es verriet. Ich musste auch alle anderen warnen. Ich musste meinen Freunden und meiner Familie die schrecklichen Taten gestehen, die ich noch gar nicht begangen hatte. Dabei hatte ich doch vor Kurzem noch geglaubt, ich könnte nicht noch tiefer in ihrer Achtung sinken …
    »Ich … ich fand, du solltest es wissen.« Ich schüttelte ungläubig den Kopf und starrte zu Boden. Es war mir unmöglich, meinem Ehemann in diesem Moment in die Augen zu schauen. »Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen.«
    »Nein. Das kann ich mir vorstellen.« Er legte einen Finger unter mein Kinn und hob meinen Kopf. »Weißt du, dass ich vor niemandem Angst gehabt habe, bis du

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