Zweimal Hölle und zurück (German Edition)
(würg!) Stiefmutter, die plötzlich hinter Jessica auftauchte. »Hab ich’s mir doch gedacht, dass sie groß wie ein Haus würde, wenn sie in einer wilden Ehe geschwängert wird! Hab ich’s dir nicht gesagt?«
»Oh, pfui!«, ereiferte ich mich.
»Jetzt tu nicht so!«, rüffelte Jessica mich. »Musst du dich ständig wie ein Trottel benehmen?«
»Das musst du gerade sagen!«, fauchte ich Ant an, das Biest, das früher unter dem Namen Antonia bekannt gewesen war. Ich würde mich gewiss nicht noch einmal so blamieren, wie ich es getan hatte, als ich Garrett unter den Lebenden gefunden hatte. Betsy Taylor kann sehr wohl aus ihren Irrtümern lernen! Also: Ein Mensch wie Mutter Teresa war tot, doch ein Stinkstiefel wie Ant weilte noch unter den Lebenden? »Mutter Teresa ist doch tot, oder nicht?«, flüsterte ich Jessica zu.
»Es ist widerlich«, fuhr meine leider immer noch unter den Lebenden weilende Stiefmutter fort. Sie war der einzige Mensch, den ich kannte, der selbst im Hohn eine Schmollmiene beibehalten konnte. »Sie präsentiert ihren Bauch, statt einen Ehering vorzuführen. Und dieser Pullover sitzt viel zu eng. Außerdem steht er ihr nicht bei ihrem dunklen Teint.«
»Du hast dich schwängern lassen, damit er dir einen Antrag macht!«, rief ich. Wie immer war ich bass erstaunt über Ants selektive Erinnerung.
»Hab ich nicht!«, entgegneten Jessica und Antonia unisono.
»Und mit ihrem Teint ist alles in Ordnung«, murmelte ich.
Jessica blinzelte verdutzt. »Was?«
»Widerlich«, rief Ant. Sie war die Traumfrau eines jeden Mannes: Ihr Haar war zu schrill gefärbt, die Frisur zu aufgetürmt, ihr knisterndes Kleid aus Kunstseide zu künstlich, und ihre Strumpfhose sah zu offenen Sandalen einfach bescheuert aus. Außerdem waren ihre künstlichen Fingernägel zu rot, sie war nicht besonders klug, sie war nicht besonders nett, und sie benutzte Sex, um ihren Willen durchzusetzen.
Nicht den romantischen Sex, den Sinclair und ich pflegten (»Hey, lass uns einfach liegen bleiben und rausfinden, wie wir einander auf neue, aufregende Weise wehtun können.«). Nein, Antonia hatte sogar ihre Siebtklässler-Stieftochter in Disney World alleingelassen, weil sie sich mit meinem Vater hatte amüsieren wollen.
Und welchen besonders widerlichen Charakterzug habe ich noch vergessen? Ach ja. Sie war ausgesprochen intolerant und ein Snob.
»Ich meine nicht dich, Jess«, stellte ich irritiert klar. »Sondern sie . Was willst du überhaupt hier, Ant? Solltest du nicht in deinem überteuerten, übergroßen Haus weilen, wo du deinen Sohn Baby Jon vernachlässigst, das süßeste Baby, das Gott je erschuf, und das du ganz gewiss nicht verdient hast? Oder um meinem armen Schwachkopf von Vater das Leben zur Hölle zu machen? Und da wir gerade von der Hölle reden: Deine miese Tochter steht ab heute ganz oben auf meiner schwarzen Liste. Ich werde ihren Schädel mit dem größten Vergnügen gegen die Kaminverkleidung hämmern!«
»Dass du sie ja nicht anrührst!«, fauchte Ant. »Sie hat mehr Macht, als du jemals besitzen wirst, und sie ist viel schöner als du.«
»Lügnerin!«, kreischte ich. Das war einfach … ein Tiefschlag. Wenn sie »größer« gesagt hätte! Damit hätte ich mich ja noch abfinden können.
»Betsy!«, kreischte Jessica. Oh, verdammt. Waren das etwa die Wehen, die ihre hässliche Fratze zeigten? Das war einfach zu viel verlangt, und ganz besonders von mir.
»Jetzt sieh nur, was du angerichtet hast!«, zischte ich in Ants Richtung. »Du bist schuld, wenn Jess’ Fruchtblase geplatzt ist oder so.«
»Betsy.« Jessicas grün lackierte Fingernägel bohrten sich in mein Handgelenk und brachten mich zum Jaulen. »Mit wem redest du da?«
»Was zum Teufel soll das?« Ich wies auf Ant, die gerade überprüfte, ob auf ihren Schulterpolstern Schuppen waren. »Mit ihr. Diesem … Ding. Igitt! Starr sie bloß nicht zu lange an, sonst wirst du blind! Meine Stiefmutter. Antonia. Netter Versuch, aber so zu tun, als wäre sie gar nicht da, beeindruckt mich überhaupt nicht.«
»Antonia ist tot , Betsy.«
»Idiotin«, setzte meine tote Stiefmutter hinzu.
27
Diese Neuigkeit entlockte mir das Gebrüll der Betrogenen: »Keiner sagt mir irgendwas!«
»Wir hatten gedacht, du wüsstest es bereits. Du … äh … hast es jedenfalls im früheren Zeitstrom gewusst. Deshalb lebt sie …«
»Igitt, bloß das nicht! Nein, nein, sie sind beide tot, und ich bin Baby Jons Vormund!«
»Mein armer Junge«, trauerte meine tote
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