Zweimal Hölle und zurück (German Edition)
eine Familienfeier, auf der niemand den Alk findet. Übrigens hast du allmählich den Dreh mit diesem Teleporten um den Zeitstrom heraus.«
»Wurde ja auch Zeit.« Laura klang ungewöhnlich grimmig. Der Stress, na klar. Wir waren (mehrmals) zur Hölle und wieder zurück gefahren und lebten sogar noch, um davon Zeugnis abzulegen. Ich hätte mir eher Sorgen gemacht, wenn sie nicht grimmig geklungen hätte. »Wir müssen uns alles zunutze machen, wir müssen lernen und unsere Fähigkeiten vervollkommnen, und sei es nur, um Wasser zu treten. Außerdem hängen wir bereits zurück.«
»Ich weiß, ich weiß.« Ehrlich gesagt wusste ich es nicht. Worin hingen wir zurück? Was mussten wir lernen, um Wasser zu treten? Hat der gute Onkel Doktor dir nicht gesagt, dass du deine Tabletten nicht verwechseln sollst? Laura suchte sich wirklich die unpassendsten Momente aus, um grimmig und bestimmt zu sein. Wusste sie es denn nicht? Es war vorbei. Wenn dies ein Roman wäre, dann wäre jetzt das glückliche Ende angezeigt. Wenn es ein Film wäre, würden wir gerade die komischen Outtakes zeigen, während das Publikum bereits in Richtung Toiletten strömte.
»Verdammt, Betsy …«
»Ich nehme das nicht auf die leichte Schulter!« Ich hielt die Hände hoch, als wäre ich eine Verkäuferin in einem Spritladen und sie ein crackbenebelter Gelegenheitsdieb. Es war immer ein schlechtes Zeichen, wenn der Antichrist anfing, mit Kraftausdrücken um sich zu werfen. »Lass mich einfach nur den Moment genießen, okay? Du hast dich bereit erklärt, das Buch zurückzugeben, der Teufel ist stocksauer auf uns, und …«
»Hey!«
»… und Antonia …«
»Verdammt! Was zum Teufel …?«
Ich blinzelte verwirrt. Es war eine vertraute Stimme, die da aus meinem begehbaren Kleiderschrank drang. »Und Antonia, die gute … Oh Gott, ich glaub’s einfach nicht … ich meine, ich glaube es schon, aber es ist alles so unwirklich! Obwohl es ja geschieht und somit erklärtermaßen wirklich ist.«
»Ich habe dir eigentlich nie versprochen …«, setzte Laura an.
Und gedämpft drangen folgende Worte aus meinem Schrank: »Jemand sollte mir besser mal sagen, warum ich in diesem Kleiderschrank hocke!«
»Und Antonia ist wieder da«, schloss ich. Diese lieblichen Knurrlaute würde ich überall wiedererkennen.
»Betsy«, setzte Laura noch einmal an. »Was das Buch angeht … Wir werden es brauchen, und ich will dir auch helfen, und ich glaube, gemeinsam können wir alles wieder in Ordnung bringen, doch ich hab dir nie versprochen, es …«
»Boah!« Ich sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite, um Garrett vorbeizulassen, der wie eine Kanonenkugel in mein Schlafzimmer schoss. Nur meine Vampir-Geschicklichkeit bewahrte mich davor, niedergetrampelt zu werden. Er nahm sich nicht die Zeit, die Schranktür zu öffnen, sondern riss sie gleich aus den Angeln. Und dann stürzte Antonia hervor – Clogs flogen in alle Richtungen – und derart vehement in Garretts Arme, dass sie ihn von den Beinen riss. Es gab so etwas wie eine Schockwelle, als die beiden aufeinandertrafen: Kawumm!
Ihr eigener Schwung führte dazu, dass sie bis vor meine Knöchel schlitterten. Antonia sah noch genauso aus, wie sie im Leben ausgesehen hatte: immer noch wunderschön (einfach widerlich, wie viele Werwölfe und Vampire unverschämt gut aussahen). Sie hatte die Figur eines Badeanzug-Models und den Teint eines irischen Milchmädchens, das bereits vor dem Aufstehen Sonnencreme auflegte. Soooo ärgerlich. Und in der Hölle musste es einen Wahnsinns-Schönheitssalon geben, denn ihr Haar glänzte und schimmerte, und ihre schlanken Glieder zeigten immer noch die Geschmeidigkeit früherer Zeiten. Übrigens sah ich viel mehr von ihren Gliedern, als mir angenehm war, da Garrett und Antonia sich nun damit vergnügten, sich gegenseitig die Kleider vom Leib zu reißen.
Moment mal? In der Hölle wurde Kleidung ausgegeben? Oder musste man … nun ja, vorher den Koffer packen? Oder besser gleich einen Schrankkoffer?
Während ich über diesem faszinierenden Rätsel brütete, blickte Antonia, die Garrett scheinbar lebendig verschlingen wollte, gerade mal lange genug auf, um mir zuzubellen: »Hey, Flittchen! Danke für die Rückfahrkarte aus der Hölle!«
Für Antonias Verhältnisse war dies ehrliche, von Herzen kommende, zu Tränen rührende Dankbarkeit. Zum Teufel, fast hätte ich wirklich angefangen zu heulen! Ich kaschierte meine Gefühle jedoch mit einem »Untersteh dich, es in meinem Schlafzimmer
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