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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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vorsichtshalber behielt ich das Büro aber trotzdem genau im Auge. Auf eine Konfrontation mit ihm wollte ich es nicht unbedingt ankommen lassen.
    Wir stiegen aus und sahen uns den Lastwagen an. Er gehörte Macko Furniture, einem Möbelgeschäft. Ich kannte den Laden. Es war ein kleiner Familienbetrieb, der unserem Viertel die Treue gehalten hatte, als viele andere auf die grüne Wiese gezogen waren.
    »Sagt Ihnen das etwas?« fragte ich Spiro.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Bei Macko Furniture kenne ich niemanden.«
    »Der Wagen hätte die richtige Größe für Ihre Särge.«
    »In Trenton gibt es doch mindestens fünfzig Laster, auf die die Beschreibung zutrifft.«
    »Schon, aber der hier steht an der Tankstelle, wo Moogey gearbeitet hat. Und Moogey wußte über die Särge Bescheid. Er hat sie schließlich aus Braddock abgeholt.«
    Es wurde langsam Zeit, daß Spiro, der Schleimi, unvorsichtig wurde und mir auch ein paar Informationen zukommen ließ.
    »Dann denken Sie also, daß Moogey mir die Särge zusammen mit einem Komplizen von Macko Furniture geklaut hat«, sagte Spiro.
    »Das wäre möglich. Oder Moogey hat sich den Laster nur ausgeliehen, als er zur Reparatur in der Werkstatt war.«
    »Aber was hätte Moogey denn mit vierundzwanzig Särgen anfangen wollen?«
    »Das verraten Sie mir.«
    »Selbst mit einer hydraulischen Hebevorrichtung brauchte man mindestens zwei Männer, um die Särge zu bewegen.«
    »Das dürfte kein großes Problem sein. Man heuert für ein paar Dollar einen starken Hornochsen an, der einem bei der Arbeit hilft.«
    Spiro steckte die Hände in die Taschen. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich kann es einfach nicht richtig glauben, daß Moogey so etwas machen würde. In zwei Punkten konnte man sich felsenfest auf ihn verlassen. Er war treu, und er war dumm. Moogey war ein großer, starker Schwachkopf. Kenny und ich haben uns deshalb mit ihm abgegeben, weil man bei ihm immer was zu lachen hatte. Er hat immer gemacht, was wir wollten. Wenn wir ihm gesagt hätten, daß er sich mit dem Rasenmäher über den Schwanz fahren soll, hätte er höchstens gefragt: Soll ich erst versuchen, einen hochzukriegen?«
    »Vielleicht war er doch nicht so dumm, wie Sie dachten.«
    Spiro drehte sich um und ging zum Lincoln zurück. Den Rest der Fahrt legten wir schweigend zurück. Als wir vor Spiros Haus ankamen, konnte ich mir eine letzte Bemerkung über die Särge nicht verkneifen.
    »Ist schon eine komische Geschichte. Kenny glaubt, daß Sie etwas haben, was ihm gehört. Und jetzt vermuten wir, daß Moogey etwas gehabt haben könnte, was Ihnen gehört.«
    Spiro drehte sich zu mir um. Als er den linken Arm über das Lenkrad legte, sprang sein Mantel auf, und ich sah den Griff einer Waffe in einem Schulterholster aufblitzen.
    »Worauf wollen Sie hinaus?« fragte Spiro.
    »Nichts. Ich habe bloß laut nachgedacht. Es ist doch wirklich komisch, daß Sie und Kenny so viele Gemeinsamkeiten haben.«
    Unsere Blicke trafen sich, und mir lief ein Schauer über den Rücken. Auch in der Magengrube wurde es eiskalt. Morelli hatte recht, was Spiro anging. Er war jederzeit imstande, einen Gegner zu zerfleischen und mir eine Kugel ins Hirn zu jagen. Ich konnte bloß hoffen, daß ich ihm nicht zu fest auf die Zehen getreten war.
    »Denken Sie lieber leise nach. Oder noch besser, denken Sie überhaupt nicht mehr nach«, sagte Spiro.
    »Wenn Sie sich so aufregen, muß ich mir überlegen, den Preis zu erhöhen.«
    »Ich glaube, ich hör nicht recht«, sagte Spiro. »Sie sind doch sowieso schon überbezahlt. Für hundert Dollar pro Abend könnten Sie mir wenigstens einen blasen.«
    Ich würde ihm höchstens eine Eintrittskarte in den Knast besorgen, und zwar gratis. Dieser tröstliche Gedanke gab mir die nötige Kraft, in Spiros Wohnung meinen Leibwächterpflichten nachzugehen. Ich machte in allen Räumen Licht, sah in den Schränken nach, zählte die Wollmäuse unter dem Bett und gruselte mich vor den angetrockneten Seifenschaumresten in der Dusche.
    Als ich Entwarnung gegeben hatte, brachte ich den Lincoln zurück zum Beerdigungsinstitut und stieg in den Buick um.
    Kurz vor dem Haus meiner Eltern entdeckte ich Morelli im Rückspiegel. Er stand am Straßenrand und wartete, bis ich geparkt hatte. Erst nachdem ich ausgestiegen war, fuhr er langsam ein paar Meter weiter vor und hielt hinter dem hellblauen Monster an. Vermutlich durfte man ihm seine Vorsicht nicht übelnehmen.
    »Was wolltet ihr an der Tankstelle?« fragte Morelli.

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