Zweite Chance - zu dritt
habe.“
Er verstand sie, aber waren seine Träume nicht genauso wichtig wie ihre? Und was war mit der Familie?
Er war nicht bereit aufzugeben. Auch wenn er mit schmutzigen Tricks arbeiten musste.
„Gehört denn zu deinen Träumen keine eigene Familie, Kate?“, fragte er.
„Das weißt du doch.“
„Wie kannst du Cassidy und mich dann einfach hängen lassen?“
„Ich lasse niemanden hängen.“ Kate verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich will nicht mit dir streiten.“
„Wir müssen aber darüber reden.“
„Das letzte Mal, als wir dieses Thema hatten, sind wir vor dem Scheidungsrichter gelandet.“ Jetzt wurde ihr Blick flehentlich. „Es ist zu früh. Ich kann so eine Entscheidung noch nicht treffen.“
„Es waren zwei Wochen.“
„Zwei wundervolle Wochen“, gab sie zu.
„Ich habe mich entschieden. Ich will dich, Kate. Ich möchte ein Leben mit dir und Cassidy.“
„Das hast du doch schon.“
„Aber nicht richtig.“ Er nahm ihre Hände in seine. „Wir könnten eine richtige Ehe führen, wenn du mit mir nach Seattle ziehst.“
„Das können wir auch so.“
„Willst du das?“, fragte er, und die Spannung zwischen ihnen hing fast greifbar in der Luft. „Eine richtige Ehe?“
Er hatte ihr eine richtige Ehe angeboten. Eine richtige Familie. Kate wollte beides mehr als alles auf der Welt, aber sie konnte seine Bedingungen nicht akzeptieren.
Sie verbrachte eine ruhelose Nacht in ihrem großen, leeren Bett und dachte an Jared. Er fehlte ihr so, dabei war er noch gar nicht abgereist.
„Herzlichen Glückwunsch zum Muttertag.“
Oje. Heute fuhr Jared ab, und sie lag hier und träumte so realistisch von ihm, dass sie schon seine Stimme hörte!
Im nächsten Moment spürte sie neben sich ein Gewicht auf der Matratze.
Kate schlug die Augen auf und sah Jared auf ihrer Bettkante sitzen, mit Cassidy auf dem Arm. Er hatte seine Alltags-T-Shirts und Shorts gegen ein schwarzes Polohemd und lange Hosen eingetauscht. Er sah gut aus, mit dem noch feuchten Haar, das sich an den Enden kringelte. Sie unterdrückte den Drang, ihm über das frisch rasierte Gesicht zu streicheln.
Einen Augenblick überlegte sie, ob sie noch träumte. Sie stemmte sich auf die Ellenbogen. Nein, sie war hellwach. Jared lächelte sie an. Schlagartig war die Erinnerung an gestern Abend wieder da: Sie waren zu keinem Entschluss gekommen, hatten keine Lösung gefunden. Und heute reiste er ab.
Er sah sie mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an und wies hinüber auf die freie Betthälfte. Dort stand ein Tablett mit einem Glas Fruchtsaft, einem Schoko-Doughnut, einem weißen Umschlag, einem blauen Schmuckkästchen und einer einzelnen roten Rose.
Kate setzte sich auf. „Was ist hier los?“
„Das ist für dich.“
Geschenke. Nachdem sie sich beinah gestritten hatten. Das ergab keinen Sinn. Verwirrt sah sie ihn an.
„Herzlichen Glückwunsch zum Muttertag“, wiederholte Jared.
Cassidy krähte fröhlich und wedelte mit den Ärmchen.
Muttertag.
Eine Welle von Emotionen schien sie mit sich fortreißen zu wollen, und plötzlich standen ihr Tränen in den Augen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Für sie war heute immer nur der Tag gewesen, an dem Jared zurück nach Seattle fuhr.
„Dachtest du, ich würde es vergessen?“, fragte Jared.
Sie schüttelte den Kopf. Der dicke Kloß im Hals hinderte sie am Sprechen. „Nein, ich habe es vergessen.“
„Du hattest viel um die Ohren.“
„Daran liegt es nicht“, gestand sie. Sie war immer noch ganz überwältigt. „Ich habe diesen Tag so viele Jahre lang mit verschiedenen Müttern gefeiert, nur nie mit meiner eigenen. Ich weiß, in deiner Familie ist heute ein wichtiger Tag, aber mir hat er nie viel bedeutet.“
„Dann ist heute der Anfang einer neuen Tradition“, erklärte Jared.
Ihre erste Familientradition. Kate starrte auf die lachende Cassidy.
„Guu“, sagte die Kleine.
Plötzlich spürte Kate einen stechenden Schmerz. „Es sollte Susans Tag sein.“
„Susan wäre stolz auf dich, Katie. Sie wäre dir so dankbar für alles, was du für Cassidy tust.“ Jared fuhr ihr sacht mit dem Finger über die Wange. „Genau wie ich.“
„Danke für alles“, brachte Kate heraus und hätte fast aufgeschluchzt.
Sie küsste Cassidy auf die Wange und hob den Kopf, um auch Jared einen Kuss zu geben. Aber er drehte den Kopf, und ihr Kuss landete auf seinen Lippen. Es fühlte sich herrlich an, warm und vertraut, und schmeckte nach einer Mischung aus Kaffee und
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