Zweite Chance - zu dritt
riskieren, Cassidy zu verlieren? Nein. Jared schluckte. Aber der Verrat, ob absichtlich oder nicht, tat weh. So leicht kam er nicht darüber hinweg.
Auch wenn Kate sich verändert hatte und manche ihrer harten Züge verschwunden waren, konnte sie immer noch eisern sein. Sie sah ihm direkt in die Augen. „Ich war in letzter Zeit sehr beschäftigt, wie du weißt. Ich habe dem Arrangement zugestimmt, und ich halte mich daran.“
Sie klang so ehrlich empört, dass Jareds Zweifel verschwanden. Sein Ärger löste sich auf. „Ich glaube dir.“
Einen Moment lang sahen sie sich in die Augen. Die Verbindung war immer noch vorhanden, wenn sie auch mitunter hinter einem Nebelschleier aus Misstrauen und Kränkung zu verschwinden drohte.
„Was passiert jetzt?“, fragte Kate.
„Jetzt beginnt die Frist von dreißig Tagen, bis die Auflösung endgültig ist“, erklärte er. Er hatte noch jedes Wort des Anwalts im Ohr. „Wenn wir dem Gericht mitteilen, dass wir zusammenbleiben wollen, bleibt unsere Ehe bestehen, als hätten wir die Scheidung nie beantragt.“
Kate griff schon zum Telefon. „Komm, dann rufen wir gleich an.“
Ihre Eile freute Jared, aber nicht einmal Kates Entschlossenheit konnte die Zeit zurückdrehen. „Es ist nach fünf. Die Gerichte sind bis Montag geschlossen.“
Kate legte den Hörer wieder hin und sah ihn an. „Am Montag bist du wieder in Seattle.“ Es klang wie eine Frage. Dabei sah sie traurig und verloren aus.
„Alles wird gut.“ Seine eigenen Worte kamen ihm so ungenügend vor. Er hatte das Gefühl, eine Last auf seiner Brust hindere ihn am Atmen. „Vergiss nicht, wir sitzen in einem Boot.“
Aber plötzlich schien das bei Weitem nicht genug zu sein.
10. KAPITEL
„Ich kann nicht glauben, dass ich schon fahren muss“, bemerkte Jared, während er seinen Koffer aufklappte und aufs Bett legte.
Kate saß im Schneidersitz auf dem Boden und legte seine Kleidungsstücke zusammen. „Die Zeit ist so schnell vergangen.“
Jared war froh, dass sie es auch so empfand. Er sah sich in dem kleinen Zimmer um. „Ich wollte, ich könnte das ganze Haus einpacken und mit nach Seattle nehmen. Ich möchte, dass wir alle zusammen sind.“
„Wir haben die Wochenenden.“
„Und das genügt dir?“
Kate schob entschlossen das Kinn vor. „Es muss eben.“
„Aber genügt es dir?“, beharrte er.
„Ja.“ Sie wandte den Blick ab. „Bitte mach es nicht alles noch schwerer.“
Sie legte ein T-Shirt so perfekt zusammen, wie sie immer alles tat, und überreichte ihm das saubere, kleine Quadrat. „Lass am besten ein paar Sachen hier, dann musst du nicht immer alles mitbringen, wenn du an den Wochenenden kommst.“
„Du bist so praktisch, Kate.“ Er hatte ihre Entschiedenheit und Tüchtigkeit immer bewundert, aber jetzt errichtete sie damit eine Mauer zwischen ihnen. Ratlos legte er das T-Shirt oben auf seine Shorts. Die dunklen Ringe unter ihren Augen waren in dieser Woche verschwunden, sie hatte regelmäßig gegessen und sah wieder gesünder und ausgeruht aus. Wenn sie nur nicht wieder in alte Gewohnheiten verfiel und sich selbst vernachlässigte, sobald es hektisch wurde! „Ich will nicht fahren.“
„Ich will auch nicht, dass du fährst.“ Sie lächelte bedauernd. „Diese Woche war wunderschön. Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, wie ich ohne dich auskommen soll.“
„Dann komm mit.“ Achtlos stopfte er eine Hose in den Koffer. Es war ihm völlig egal, ob sie schön zusammengelegt war oder nicht. „Ich will nicht, dass wir getrennt sind.“
„Jared, ich wäre so gern mit dir zusammen! Aber hier geht es nicht nur um uns.“
„Es wäre auch gut für Cassidy.“
„Ich rede von meiner Firma“, verbesserte Kate. Sie klang ruhig und entschlossen, aber gleichzeitig hörte er auch die Traurigkeit in ihrer Stimme. „Vergiss nicht, zwanzig Menschen verdienen bei mir ihren Lebensunterhalt. Ich kann das nicht einfach alles hinwerfen.“
„Jemand anders kann das doch übernehmen.“
„Es ist meine Firma. Mein Name steht auf dem Schild.“
„Du bist auch meine Frau und Cassidys Mutter.“
„Das ist unfair“, sagte Kate. „Warum muss ich mich für eins entscheiden?“
Jared dachte an Brady und Susan. „Das Leben ist nicht immer fair, Kate.“
„Ich möchte deine Frau und Cassidys Mutter sein“, sagte Kate. Dann holte sie tief Luft. „Aber du verlangst von mir, dass ich mein Zuhause, meine Arbeit, mein Leben aufgebe. Alles, was mir wichtig ist und wofür ich lange gekämpft
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